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Feuer / Thriller

Feuer / Thriller

Titel: Feuer / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Richtung Treppenhaus.«
    »Und läuft hinauf in den dritten Stock. Dort brennt es noch nicht. Die Kugel hat sie immer noch in der Hand. Man klammert sich an alles Mögliche, wenn man sich fürchtet. Sie kommt ans Fenster, versucht, es einzuwerfen.«
    »Sie hätte die Kugel bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag dagegen schmettern können, ohne dass das Glas geborsten wäre«, sagte David. »Aber ich bezweifle, dass sie es mehr als zwei-, dreimal probieren konnte. Sie dürfte bereits einiges von dem Qualm aus dem Treppenhaus in ihren Lungen gehabt haben … falls wir mit unserer Theorie richtig liegen.«
    »Wo hast du die Kugel noch gleich gefunden?«
    »Etwa einen halben Meter entfernt von ihren Fingerspitzen. Sie lag auf dem Bauch, die Arme ausgestreckt.«
    »Und wie lag ihr Körper zur Wand?«
    »In einem Winkel von dreißig, vierzig Grad vielleicht.«
    »Sie hat versucht, mit der Kugel die Scheibe einzuschlagen, aber es hat nicht funktioniert. Sie muss verzweifelt gewesen sein.« Sie betrachtete das Glas genauer. »Sie hat mit den flachen Händen dagegen geschlagen, dann mit den Fäusten gehämmert.«
    »Wahrscheinlich war es andersherum«, erwiderte er ruhig. »Ihre Hände lagen flach am Glas, als sie zu Boden sank. Man kann es nicht sehr gut erkennen, aber die Abdrücke zeigen, dass sie mit den Handflächen über die Scheibe gerutscht ist.«
    »Das arme Ding.« Sie schwieg einen Moment, während er ihr Profil musterte. Es war lange her, dass er ihr so nah gewesen ist … zweieinhalb Jahre, wenn er die paar Minuten nicht mitzählte, die sie neben seinem Krankenhausbett gesessen hatte, nachdem er im vergangenen Februar in Evies altem Mazda eine Böschung heruntergerollt war. Doch konnte er das Mal nicht mitzählen, weil sein Auge so zugeschwollen gewesen war, dass sie nicht mehr als ein verschwommenes Bild gewesen war, aber er hatte durch den Geruch von Geißblatt sofort gewusst, dass sie es war.
    Plötzlich richtete sie ihren Blick, diese blauen, eindringlichen Augen, auf ihn. »Das ist wirklich ein riesiges Loch«, sagte sie. »Ich … bin froh, dass dir nichts passiert ist.«
    Etwas schien sein Herz zusammenzudrücken, und er wusste nicht, was er erwidern sollte, aber bevor er die passenden Worte fand, ließ sie den Blick über den See schweifen. »Wie hoch kann man mit dem Korb fahren?«
    Er räusperte sich. »Hundert Fuß. Wir sind jetzt ungefähr bei fünfzig.«
    »Kannst du mich ganz hoch hinaufbringen?«
    Lieber Gott.
Versuchen wollte er es in jedem Fall.
Konzentriere dich, Hunter. Verdirb nicht auch noch diese Sache.
»Ja.« Das Wort kam barsch heraus, aber sie schien es nicht zu bemerken. »Wieso?«
    »Wir hatten uns gefragt, woher das Mädchen von diesem Gebäude hier wusste. Sie war wahrscheinlich nicht von hier. Von der Straße aus kann man die Baustelle nicht sehen, aber vom See aus schon.«
    Er fuhr den Korb weiter hoch, bis sie über das Dach hinaus waren. »Wonach suchst du?«
    »Weiß noch nicht.« Sie nahm die Kamera hoch, blickte durch den Sucher und fotografierte mit dem Zoom. »Ein Trampelpfad durch die Bäume, ein verstecktes Boot, etwas, das darauf hindeutet, wie sie hergekommen ist. Wir sollten wohl jemanden losschicken, der sich den Boden rund um den See ansieht.«
    »Ihr könntet es mit Hunden versuchen.«
    Sie senkte die Kamera und sah zu ihm auf. »Um ihre Spur zurückzuverfolgen?« Ihre Augen begannen zu leuchten. »Das könnte funktionieren.« Dann fuhr sie leicht zusammen. »Mein Handy. Kannst du das mal für mich halten?«
    Sie reichte ihm die schwarze Tasche mit dem Fernglas und holte ihr Handy hervor. »Sutherland.«
    Das Lächeln verschwand, während sie zuhörte. »Wir sind in dreißig Minuten da.«
    »Probleme?«, fragte er, als sie aufgelegt hatte.
    »Die Gerichtsmedizin. Es betrifft das Mädchen. Man hat etwas gefunden. Kannst du mich runterfahren?«
    »Klar.« Er betätigte die Hebel und überlegte angestrengt, was er als Nächstes tun sollte. »Olivia.«
    Sie erstarrte, und er bemerkte, dass er sie zum ersten Mal an diesem Morgen beim Namen genannt hatte. »Ja?«, fragte sie, den Blick auf den See gerichtet.
    Sieh mich an. Gib mir etwas. Bitte.
    Er beobachtete, wie sie tief Luft holte und sich zu sammeln schien. Dann wandte sie den Kopf, nur den Kopf, und begegnete seinem Blick. »Ja?«, fragte sie wieder.
    »Ich …«
Sag’s schon.
Aber die Jahre vergeblichen Wartens auf die falsche Frau machten es ihm verdammt schwer, die Frau anzusprechen, die vielleicht die richtige war.

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