Feuer / Thriller
flüsterte sie, als sie ihn fest in die Arme zog.
»Du mir auch«, antwortete er, während sie sich von ihm losmachte und ihre Augenwinkel betupfte.
»Lass dich anschauen«, sagte sie, also ließ er die Einkaufstüten auf den Tisch fallen und breitete gehorsam die Arme aus. Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß und nickte zufrieden.
»Was machst du hier, Ma?«, fragte er. »Ich freue mich sehr, dass du hier bist, aber ich habe dich erst in zwei Wochen erwartet. Ich wollte dich anrufen, wenn ich mit den Böden fertig bin.«
Seine Mutter hatte ein gutes Auge für Farben und wollte ihm furchtbar gern bei der Innenausstattung des Hauses helfen. Er hatte ihr versprochen, dass sie Teppiche, Vorhänge und Möbel und all die Kleinigkeiten aussuchen durfte, die schon das Haus, in dem er aufgewachsen war, zu einem Heim gemacht hatten.
»Grace ist jetzt in der Vorschule«, erklärte sie. »Mein letztes Enkelchen wird groß, und ich habe plötzlich die Morgen zur freien Verfügung. Also bin ich hergekommen.«
»Warum hast du denn nicht angerufen? Dann hätte ich dich vom Flughafen abgeholt!«
Sie sah ihn strafend an. »Ich bin mit dem Auto gefahren. Selbst. Ich bin nicht so alt, wie du glaubst.«
»Das ist sie wirklich nicht«, tönte es aus der Küche, und David wandte sich überrascht um. Das war die Stimme seines Mieters aus dem Erdgeschoss, doch es fehlte der dazugehörige Körper.
»Glenn? Was machen Sie in meiner Wohnung?«
»David«, tadelte seine Mutter. »Mr. Redman hat einen Schlüssel. Er hat mich reingelassen.«
»Ich bin ja nicht sauer, weil er hier ist, sondern, weil er da unten hockt.« Er kam um die Küchentheke herum, wo Glenn Redman dahinter auf dem Boden saß und penibel Bodenfliese an Bodenfliese legte. Das Licht der nackten Glühbirne brachte seinen kahlen Schädel zum Glänzen. »Geht’s Ihnen gut?«
Redman sah ihn indigniert an. »Natürlich. Ich weiß schon, was ich mir zutrauen kann.«
»Berühmte letzte Worte«, sagte David ebenso vorwurfsvoll. Dann betrachtete er die Arbeit des alten Mannes. Die Fliesen waren zu einem geometrischen Muster gelegt worden. »Nicht schlecht.«
»Sogar verdammt gut, Junge.« Redman schnaubte. »Besser als das, was du gemacht hast. Gib’s zu.«
»Okay. Ich geb’s zu. Danke.«
»War das so schwer?« Redman streckte ihm eine Hand entgegen, und David zog ihn auf die Füße und hielt ihn fest, bis er sicher stand. Er hatte eine langwierige Chemotherapie hinter sich, und die Prognose war gut, doch er hatte noch lange nicht wieder zu seiner alten Kraft zurückgefunden, die er gehabt hatte, als David ihn vor sieben Monaten auf der Feuerwache kennengelernt hatte. Das war nur wenige Wochen, bevor die Ärzte Glenns Tumor entdeckt hatten, und einen Monat danach war Glenn Davids erster zahlender Mieter geworden. »Zahlend« war allerdings ein relativer Begriff.
Redman besaß ein Haus, das jedoch zu weit vom Krankenhaus entfernt war, während Davids Wohnhaus günstig lag. Also hatten sie ein Abkommen getroffen: Für die Dauer der Behandlung wohnte Redman hier, und David durfte sein Haus nutzen, das an einem fischreichen See lag. Beide waren sehr zufrieden mit dem Arrangement.
»Nein, das war überhaupt nicht schwer. Ich mag Fliesenlegen nicht«, sagte David und wandte sich an seine Mutter. »Glaub nichts von dem, was er sagt, Ma. Er lügt wie gedruckt.«
Sie sah in die Einkaufstüten. »Warum hast du Babyflaschen da drin?«
Redman streckte ihm auffordernd die Hand hin. Er sah sehr zufrieden aus. »Den Zehner, bitte.«
Missmutig zog David seine Brieftasche hervor und drückte dem Älteren einen Schein in die Hand. »Sparen Sie sich die hämische Freude. – Glenn hat mit mir gewettet, dass der Kühlschrank in 2 a keine Woche mehr durchhält. Ich hatte gehofft, er schafft es noch, bis ich mit dem Fliesen fertig bin.«
Sie schob ihn behutsam aus dem Weg und räumte den Inhalt der Tüten in den Kühlschrank. »Wie mir scheint, gibt es in 2 a Babys.«
»Ein ständiges Hin und Her«, brummelte Glenn. »Mrs. Edwards nimmt ledige Mütter auf.«
»Er spielt mit den Babys, wenn er glaubt, dass niemand zusieht«, sagt David.
»Du hast ein ziemlich volles Haus«, sagte seine Mutter. »Ich war ganz überrascht, die vielen Namen unten an der Tür zu sehen. Ich war nicht davon ausgegangen, dass hier schon jemand wohnt.«
David zuckte mit den Schultern. »So war es auch gar nicht geplant. Aber es wurde Platz gebraucht, und ich hatte genug davon, also konnte ich irgendwie
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