Feuer / Thriller
nicht nein sagen.«
»Der Junge ist ein elendes Weichei«, murrte Glenn.
Seine Mutter lächelte. »Wo kann ich schlafen, Junge? Du hast nicht gerade viele Möbel.«
Nur ein nagelneues Bett.
Da er wirklich, wirklich gehofft hatte, dass Olivia sich melden würde. »Ich wollte dir die Möbelauswahl überlassen. Aber du kannst mein Bett haben. Ich habe noch eine Luftmatratze und …«
»David? Bist du da?« Von der Tür her ertönte eine Stimme, die David selten so aufgewühlt gehört hatte. Gleich darauf betrat eine hochgewachsene Schönheit mit rabenschwarzem Haar seine Küche und betrachtete die Anwesenden mit leicht verengten Augen. »Ich muss mit dir reden. Und zwar jetzt – bitte.«
Seine Mutter warf Glenn einen fragenden Blick zu, dieser hob bloß die Schultern. »Noch nie gesehen«, meinte er dann.
»Mom, das ist Paige Holden. Paige, meine Mutter und Glenn Redman. Paige ist vom Dojo und normalerweise sehr höflich.« Er sah sie stirnrunzelnd an. »Wieso bist du es dieses Mal nicht?«
Paige holte tief Luft. »Freut mich, Sie kennenzulernen, und entschuldigen Sie bitte, dass ich hier einfach so reinplatze. Ich wusste nicht, dass David Besuch hat.«
Seine Mutter musterte sie fasziniert. »Es ist mir immer ein Vergnügen, eine Freundin meines Sohnes kennenzulernen.«
»Und genau das ist sie, Mom –
eine
Freundin«, warf David ein, bevor seine Mutter die falschen Schlüsse zog. »Paige und ich sind außerdem Sparringspartner. Sie tritt mir jeden Dienstag und Donnerstag in den Hintern, sofern ich nicht im Dienst bin.«
»Sie haben also auch den Schwarzen Gürtel?«, fragte seine Mutter, und Paige nickte.
»Ja, Ma’am. David hilft mir in einem Selbstverteidigungskurs, den ich gebe. Er ist unser
uke.
«
»Sozusagen der Angreifer«, erklärte David. »Anschließend dürfen ihre Schüler mir in den Hintern treten.«
Paige zog die Brauen hoch. »Man bringt dem
uke
normalerweise großes Vertrauen entgegen«, sagte sie mit Nachdruck. »Schließlich muss man sich blind auf ihn verlassen können. Und man erwartet
Aufrichtigkeit.
«
»Aha«, sagte seine Mutter. »Ganz offensichtlich zielen Ihre Bemerkungen auf etwas Bestimmtes ab. Glenn und ich werden also die Lebensmittel einräumen, so dass ihr zwei euch unterhalten könnt.«
»Danke.« Verwirrt winkte David Paige in ein leeres Zimmer und zog die Tür zu. »Was ist los, Paige – was soll das?«
Sie stemmte beide Fäuste in ihre Hüften. »Du hast mich benutzt. Du Mistkerl!«
»Und wie habe ich dich benutzt?«
»Olivia ist heute Morgen zum Training gekommen. Richtig früh, um nicht das Risiko einzugehen, mir zu begegnen.«
David verzog das Gesicht. »Es ist schon ein Weilchen her, dass sie trainieren war.«
»Wie du sehr gut weißt, weil du dir regelmäßig ansiehst, wer sich eingetragen hat und wer nicht. Das hat mir Rudy erzählt. Und er hat mir auch gesagt, dass du dich nach Olivia erkundigt hast und er dir erzählt hat, dass wir gut befreundet sind.«
»Rudy ist ein elender Verräter«, murmelte David, und ihre Lippen zuckten.
»Genau dasselbe hat Olivia heute Morgen auch gesagt, weil Rudy mir verraten hat, dass sie gekommen ist.« Ihre Miene verfinsterte sich. »Verdammt und zugenäht – du
kennst
sie! Und das meine ich sogar im biblischen Sinn! Du wusstest, dass ich mit ihr befreundet bin, und hast das einfach für dich behalten. Bist du in meinen Kampfkurs gekommen, um dich an sie ranzumachen?«
Im biblischen Sinn.
Wenn er sich auf seine vage Erinnerung verließ, mochte das durchaus der Wahrheit entsprechen. »Es ist nicht so, wie du denkst.« Er seufzte. »Ich habe Olivia auf einer Hochzeit kennengelernt.«
»Das weiß ich. Die Hochzeit ihrer Schwester Mia vor zweieinhalb Jahren. Nach der sich das biblische Kennenlernen vollzogen hat.« Ihre Stimme wurde lauter. »Nach der du sie nie wieder angerufen hast.«
»Scht«, zischte er. »Meine Mutter hat Ohren wie eine verdammte Fledermaus. Ich habe Olivia bei der Hochzeitsprobe kennengelernt. Ich saß draußen vor der Kirche auf der Treppe und wollte nicht reingehen.«
Misstrauisch runzelte sie die Stirn. »Und warum nicht?«
»Weil mir jede Hochzeit klarmacht, dass ich allein nach Hause gehe.«
Paige gab ein verächtliches Schnauben von sich. »Willst du mir etwa weismachen, dass du Schwierigkeiten hast, eine Frau zu finden? Du? Mr. Perfect, der immer nett zu anderen ist? Ich bitte dich.«
Er lachte humorlos. »Guck dich doch an. Du siehst klasse aus. Du bist lieb. Normalerweise. Hast
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