Feuer / Thriller
ließ sich von ihnen zu einem Sofa in einem geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer führen, wo sie niedersank und das Gesicht in den Händen vergrub. »Wie ist es passiert?«
»Er wurde im Büro in seinem Lager erschossen.«
Louise blickte panisch auf. »Er hat sich doch nicht selbst getötet, oder?«
»Es scheint nicht so«, gab sie zurück. »Wieso?«
»Er war so wütend auf mich. Und aufgebracht. Ich hatte alle unsere Konten einfrieren lassen.«
»Wir haben gehört, dass Sie sich mitten in einer unangenehmen Scheidung befinden«, sagte Olivia ruhig.
»Oh, ja. Er ist fremdgegangen.«
»Das muss Sie sehr wütend gemacht haben«, kommentierte Kane.
Louises tränennasse Augen blitzten. »Natürlich hat es das. Wir waren fast dreißig Jahre verheiratet. Ich wollte, dass er es büßt, aber nicht, dass er stirbt. Bin ich verdächtig?«
»Im Augenblick reden wir nur mit den Menschen, die Ihren Mann kannten«, antwortete Olivia. »Aber damit wir Sie von der Liste streichen können: Wo waren Sie heute Nacht?«
»Hier. Allein.«
»Wohnte Mr. Tomlinson hier?«
»Nein, er hat eine Wohnung in der Stadt in der Nähe der Universität. Unser Sohn studiert dort und hat ein Zimmer im Wohnheim. O Gott. Ich muss ihm sagen, dass sein Vater tot ist!«
Olivia legte ihr sanft eine Hand auf den Unterarm. »Das würden wir übernehmen.«
Louise wurde leichenblass. »Sie glauben, dass mein Sohn etwas damit zu tun haben könnte?«
»Ich glaube, es wäre das Beste, wenn Sie mit uns kämen, bis wir einige Dinge geklärt haben.« Olivia stand auf. »Ich begleite Sie, während Sie sich umziehen.«
Dienstag, 21. September, 2.35 Uhr
»Und?«, fragte Abbott.
Olivia stand am Fenster zu Verhörraum zwei und schüttelte den Kopf. Louise Tomlinson saß wie betäubt am Tisch. Ihr Anwalt tätschelte ihr ab und zu die Hand.
»Sie war wütend auf ihren Mann und wird von seinem Tod und dem Brand finanziell profitieren«, sagte sie. »Aber falls sie nicht jemanden bezahlt hat, ihn umzubringen, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie etwas damit zu tun hat. Sie hat keine Schmauchspuren an den Händen. Die Nachbarn, mit denen wir gesprochen haben, haben sie nicht das Haus verlassen sehen, und der Motor ihres Wagens war kalt. Nichts davon ist ein echter Beweis für ihre Unschuld, aber momentan lässt sie sich auch nicht eindeutig der Tat zuordnen.«
»Der Sohn sitzt in Verhör eins«, fügte Kane hinzu. »Er hat die ganze Nacht auf einer Party gefeiert. Wenigstens fünfzig Leute haben ihn dort gesehen. Auch bei ihm keine Spuren an den Händen.«
»Dann lasst sie laufen«, sagte Abbott. »Finden Sie heraus, wer außer Frau und Sohn einen Grund hatte, Tomlinson zu töten. Und finden Sie außerdem heraus, wie dieser Brand mit dem gestrigen zusammenhängt. Ich sehe Sie um Punkt acht.«
Olivia sah Abbott mit einem giftigen Blick hinterher. »Warum muss es immer Punkt acht sein?«
»Geh nach Hause, Liv«, sagte Kane freundlich. »Und schlaf ein bisschen.«
»Ja, mach ich, wenn wir mit den Tomlinsons gesprochen haben. Ich hoffe, dass sie die Kopie, die sie von der Festplatte ihres Mannes gezogen hat, rausrückt, wenn ich nett genug zu ihr bin. Anderenfalls müssen wir zu dem IT -Kerl gehen, und der will bestimmt einen richterlichen Beschluss.«
»Ach, und du meinst, du könntest ihr Honig um den Bart schmieren, nachdem du sie mitten in der Nacht auf die Polizeiwache gezerrt hast?«, fragte Kane.
Olivia zog eine Braue hoch. »Ich wette einen Zehner.«
Kane grinste siegessicher. »Bin dabei.«
Olivia sammelte sich einen Moment lang, um sich in die ältere Frau hineinzuversetzen. Ihr Kummer war echt gewesen, ihr Zorn jedoch auch. Auf beides hatte sie Anspruch. Vorausgesetzt, sie hatte niemanden dafür bezahlt, die Drecksarbeit für sie zu erledigen, aber in diesem Fall würden sie ihr durch die Spur des Geldes auf die Schliche kommen.
»Mrs. Tomlinson«, sagte Olivia, als sie die Tür hinter sich schloss.
Der Anwalt sprang auf die Füße. »Wie lange wollen Sie meine Mandantin denn noch hier festhalten?«
»Nicht viel länger«, sagte Olivia. »Ihr Sohn kommt her. Ich möchte mit Ihnen beiden sprechen.«
»Aber ich nicht mit Ihnen«, erwiderte Louise beißend. »Sie haben mich wie eine Kriminelle behandelt.«
Olivia nahm ihr gegenüber Platz. »Nein, Ma’am, ich habe nur meine Arbeit getan, und das so respektvoll, wie es mir möglich war. Der Tod Ihres Mannes tut mir sehr leid. Ich kann nicht so tun, als wüsste ich, wie Sie sich im
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