Feuer / Thriller

keine. Die Aufnahmen gehen auf ein Band. Alles ganz altmodisch. Barney war der Meinung, solange Bruno hier war, bräuchte er keine ausgefeilte Technik.«
    »Wir hätten gern eine Liste der Angestellten und Kunden«, sagte Olivia.
    »Reden Sie mit Jake Mabrow. Er ist unser IT -Mensch. Ich konnte vor ungefähr einem Jahr Barney überreden, einen Server einzurichten, so dass unsere Daten gesichert werden. Jake hat Zugriff auf unsere Dateien. Und Weezie auch. Einen Tag bevor sie die Scheidung einreichte, kam sie rein und kopierte alles, was sich auf Barneys Computer befand. Und er hatte nicht den blassesten Schimmer, dass sie über seine Affäre Bescheid wusste.«
    »Und Sie?«, fragte Kane. »Was machen Sie nun, da das Lagerhaus hier vernichtet ist?«
    »Ich gehe in Rente. Das hatte ich ohnehin vor. Weezie hat mir Bruno versprochen.« Harts Kopf schoss herum, als ein Minivan rechts heranfuhr. »Da ist der Tierarzt.«
    Olivia erkannte ihn sofort. »Barlow hat Bries Vater gerufen«, sagte sie zu Kane, dann wandte sie sich wieder an Hart. »Er ist ein wirklich guter Tierarzt. Er behandelt auch meinen Hund. Bruno ist bei ihm in guten Händen.«
    »Kann ich jetzt gehen?«, fragte Hart und war schon weg, als Olivia noch nickte.
    »Wir brauchen Tomlinsons Kundenkartei«, sagte Kane. »Vielleicht haben KRB oder Rankin & Sons ja bei ihm Sanitärbedarf eingekauft.«
    »Und wir sollten baldmöglichst zur Witwe Tomlinson fahren. Hört sich so an, als sei sie gar nicht so in Trauer. Zumindest dürfte es nicht so hart werden wie bei Mrs. Weems. Ich bin dran, oder?«
    »Ja. Das mit Mr. Hart hast du übrigens gut gemacht.«
    Ihr Mundwinkel zuckte aufwärts. »Das sagst du nur, damit ich das jetzt an dich abtrete.«
    Er zog die Brauen hoch. »Hat’s geklappt?«
    »Nein.«
    »Verdammt.« Kane verengte die Augen. »Feuerwehrmänner auf sechs Uhr.«
    Olivia sah über die Schulter. Barlow und drei Feuerwehrleute kamen auf sie zu, und David war einer von ihnen. Dass ihr sofort der Atem stockte und ihr Magen sich zusammenballte, war ein Ärgernis, an das sie sich wohl einfach gewöhnen musste. David Hunter sah gut aus. Phantastisch sogar. Ein echter Leckerbissen. Und ein Mistkerl.
Also leb damit und tu, wofür du bezahlt wirst.
    Als die Männer bei ihnen angelangt waren, hatte sie sich wieder im Griff.
    »Ich bin Cunkle, das ist Sloan«, sagte einer der Feuerwehrmänner. »Company Forty. Und das ist Hunter, Company Forty-Four. Barlow sagte uns, Sie wollten mit uns sprechen.«
    »Genau«, sagte Kane. »Wir hätten gern von Ihnen gewusst, was Sie da drin gesehen haben.«
    »Die Wände des Büros brannten in voller Ausdehnung«, sagte Cunkle, »und die Decke stürzte ein. Sloan und ich haben die Wände niedergerissen, und da lag er.«
    »Er lebte nicht mehr. Man hat ihn erschossen.« Sloan presste die Lippen fest zusammen. »Das Gesicht ist futsch.«
    »Und sein Schreibtisch?«, fragte Olivia. »Haben Sie etwas gesehen?«
    »Einen Haufen Papiere voll mit seinem Blut. Sie sind nicht völlig verbrannt, also habe ich mit der Taschenlampe genauer hingesehen. Es war nicht viel zu erkennen, aber es sah nach Sexbildchen aus.«
    »Sexbildchen? Sie meinen Pornografie?«, fragte Olivia, und Sloan schüttelte den Kopf.
    »Nein, sah eher so aus, als sei er es selbst auf den Bildern. Schwabbelig, viel weiße Haut. Sehr weiß.«
    »Dieses Mal haben sie ihren eigenen Brennstoff mitgebracht. Vier Benzinkanister.«
    »Die Schüttmuster waren denen ähnlich, die wir im Wohngebäude gestern Nacht gesehen haben«, sagte David. »Sie haben das Benzin in einer halbwegs geraden Linie ausgekippt, dann den Rest in einer Pfütze. Und es sieht aus, als seien sie von der Ost- und Westseite hergekommen und hätten sich in der Mitte getroffen.«
    »Und die Kugel?«, fragte Olivia, und er begegnete ihrem Blick, ohne dass sie seinen hätte deuten können.
    »Hielt eine Tür offen, genau wie du es gestern vermutet hast. Wieder ist sie mit Gel überzogen. Ich habe ein Bild gemacht. Sieh mal, wo die Kugel den Boden berührt.« Er reichte ihr die Kamera, und Olivia schaltete sie ein und drehte sie so, dass auch Kane das Display sehen konnte.
    »Und was sehe ich da?«, fragte sie, und David sah ihr über die Schulter, wobei sein Kinn fast ihr Ohr berührte. Ihre Lungen verweigerten ihre Arbeit, als er auf das Display zeigte.
    »Da. Ein Stück Zündschnur. Mit der Kugel wurde das Ende der Zündschnur am Platz gehalten.«
    David zog sich zurück, und Olivia konnte wieder atmen.