Feuer / Thriller
Sie die Kopien noch?«, fragte Olivia.
»Auf einigen CDs, ja.«
»Das Feuer hat viel vernichtet. Wir könnten sehr viel schneller vorankommen, wenn wir wüssten, wo wir mit der Ermittlung beginnen sollen.«
Louise wandte sich zu ihrem Anwalt um, und der zuckte mit den Schultern. »Deine Entscheidung, Weez. Ich kenne die Dateien. Es ist nichts darin, was du ihnen nicht bereits gesagt hast.«
»Sie befinden sich bei mir zu Hause. In meinem Feuersafe.« Louise verzog die Lippen. »Was für eine Ironie, nicht wahr?«
Olivia seufzte. »In unserer Branche hat man es oft mit bitterer Ironie zu tun. Ich weiß, dass Sie müde sind, aber nur noch ein paar Fragen, bitte. Wie haben Sie herausgefunden, dass Ihr Mann fremdgegangen ist?«
»Ich hatte eine Privatdetektivin beauftragt. Eine Freundin hatte etwas Ähnliches durchgemacht und jemanden angeheuert, also traf ich mich mit ihr zum Lunch und brachte irgendwie den Mut auf, sie nach dem Namen der Ermittlerin zu fragen. In weniger als einer Woche hatte ich die belastenden Fotos. Ich war am Boden zerstört.« Sie schluckte. »Am nächsten Tag ging ich in Barneys Büro, als er beim Golf war, und kopierte die Dateien der Festplatte. Noch am gleichen Nachmittag reichte ich die Scheidung ein.«
Seth betrachtete das müde Profil seiner Mutter. »Können wir jetzt endlich gehen? Sie hat Ihnen doch genug geholfen.«
»Ja, hat sie und, ja, Sie können jetzt gehen. Mrs. Tomlinson, ich danke Ihnen. Ich werde Sie persönlich über die Ermittlungen auf dem Laufenden halten. Kann ich Sie nach Hause bringen?«
»Darum kümmere ich mich schon«, sagte der Anwalt. »Sie hätten die CDs gern noch heute Nacht, nehme ich an?«
Olivia warf einen raschen Blick zur Uhr an der Wand. Es war fast drei Uhr. Das Lagerhaus musste eigentlich inzwischen genügend abgekühlt sein, dass sie und Kane sich Barney in seinem Büro ansehen konnten. »Das wäre ideal. Mein Partner und ich fahren Ihnen hinterher.« Anschließend konnten sie zum Tatort zurückfahren.
Als Olivia in den Beobachtungsraum kam, hielt Kane ihr einen Zehn-Dollar-Schein hin. »Nett gemacht.«
»Behalte ihn. Sie hatte ohnehin vor, uns zu helfen. Können wir los?«
»Jep. Ich fahre. Du kannst auf dem Weg ein Nickerchen machen.«
Dienstag, 21. September, 3.58 Uhr
Sie saßen zu dritt in Erics Wohnzimmer und blickten auf den stumm gestellten Fernseher. Er war wie schon tags zuvor auf den Lokalnachrichtensender eingestellt, der rund um die Uhr Meldungen brachte. Mary hockte mit angezogenen Beinen wie versteinert in einer Ecke des Sofas und schwieg. Albert saß in einem Sessel und sah aus wie der wütende Captain eines Raumschiffs.
Eric hatte sich umgekehrt auf einem Stuhl niedergelassen und das Kinn auf die Rückenlehne gelegt. Albert hatte ihn gerade angepflaumt, er möge endlich aufhören, herumzulaufen und sie alle nervös zu machen.
»Mach lauter«, bat Mary tonlos, und Albert nahm die Fernbedienung.
»Wie uns eben mitgeteilt wurde, hat es in der Stadt einen weiteren Brand gegeben. Diesmal ist ein Lagerhaus im Norden der Stadt betroffen«, sagte der Nachrichtensprecher. »Auch hier handelt es sich wieder um Brandstiftung, auch hier hat man im Gebäude eine Leiche gefunden.«
Der Schock brachte Eric auf die Füße. »Wie kann das sein?«, schrie er.
Albert beugte sich vor und machte eine ungeduldige Geste. »Halt die Klappe!«
Mary setzte sich etwas gerader auf. Ihre Miene wurde noch ausdrucksloser, sofern das noch möglich war.
»Die Leiche ist als Barney Tomlinson identifiziert worden, der Besitzer des Lagers«, fuhr der Sprecher fort, und auf dem Bildschirm erschien das Foto eines Mannes mittleren Alters, der seine beginnende Glatze mit einem Seitenscheitel zu verdecken versuchte. »Joseph Bradshaw ist live vor Ort. Joseph, was ist los bei euch?«
Das Bild wechselte zu einem Reporter, hinter dem in einiger Entfernung ein Löschfahrzeug zu sehen war. »Der Brand ist gelöscht, doch es herrscht noch immer rege Betriebsamkeit. Vor etwa zwanzig Minuten sind Ermittler der Mordkommission und Rechtsmediziner ins Gebäude gegangen und noch nicht wieder herausgekommen. Die Behörden äußern sich nicht zu den Einzelheiten, aber die Anwesenheit der Mordermittler legt den Schluss nahe, dass der Eigner einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.«
»Joseph, gibt es eine Verbindung zu dem gestrigen Brand?«, fragte der Sprecher im Studio.
»Nicht offiziell, aber die Detectives, die gestern am Tatort waren, sind dieselben, die eben
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