Feuer / Thriller
wenige Tage, nachdem ich sie kennengelernt hatte, und kostete sie die Niere. Sie hatte nur eine.«
»Und niemand kam als Spender in Frage, ich weiß noch. Wir haben uns alle testen lassen.« David wandte sich um und blickte sie mit verengten Augen an. »Dann plötzlich erhielt sie eine geheimnisvolle Spende. Sie hat uns nie gesagt, wer es war, und wir dachten, es sei anonym geschehen.« Er beugte sich vor, bis sich seine Nase dicht vor ihrem Gesicht befand. »Du warst das also? Du hast ihr das Leben gerettet.«
Ihr stieg das Blut in die Wangen. »Dein Omelett brennt an.«
Er wandte sich wieder dem Herd zu. »Das war verdammt gut von dir, Olivia. Du solltest stolz auf dich sein.«
»Ich hab’s nicht getan, um stolz darauf zu sein. Sondern weil sie mich brauchte. Noch nie zuvor hatte mich jemand gebraucht. Um also deine Frage zu beantworten: Ja, ich glaube an Schicksal.«
Er drehte das Gas ab. »Evie brauchte mich auch. Und ich wollte ihr natürlich helfen, aber ich hatte nach einer Art Zeichen gesucht. Ich sagte mir, dass es ja bloß ein Wochenende gewesen war und du bestimmt längst jemand anderen hattest, aber ich bekam dich einfach nicht aus dem Kopf. Evies Dach war also das Zeichen, auf das ich gewartet hatte: ›Geh nach Minnesota‹ in blinkenden Neonbuchstaben. Ich wollte dich wiedersehen und herausfinden, ob du eine Beziehung eingegangen warst. Und was ich getan hatte.«
»Und dann bist du einem Mörder in die Quere gekommen und im Krankenhaus gelandet.« Sie stellte Teller auf den Tisch und blickte sich nach ihm um. Er starrte sie an, und seine Augen hatten nichts Unsicheres mehr. Sein Blick war heiß und sehnsüchtig, und einen Moment lang musste sie sich aufs Atmen konzentrieren.
»Ich wusste, dass du es warst, sobald du das Krankenzimmer betreten hattest«, sagte er eindringlich. »Ich konnte zwar fast nichts sehen, aber ich konnte dich riechen, wie ich dich auf meinem Kopfkissen gerochen hatte, und ich begehrte dich sofort. Aber es war der falsche Zeitpunkt.«
Sie schluckte. »Und?«
»Und … und danach schien nie mehr der richtige Zeitpunkt zu kommen. Evie wurde entführt, und die Welt geriet aus den Fugen. Aber zum Glück haben du und Noah sie ja gefunden.«
»Und die Grube«, murmelte sie.
»Anschließend warst du ständig beschäftigt und ziemlich fertig. Du musstest die Knochen aus der Grube holen. Ich wollte nicht alles noch schlimmer machen, aber offenbar habe ich es doch getan.« Er strich ihr mit den Knöcheln über die Wange, und obwohl die Liebkosung flüchtig war, weckte sie in ihr die Lust auf mehr. »Ich will dich nicht noch einen Tag im Glauben lassen, dass es nicht um dich gegangen ist, dass du keine Rolle spieltest und nur Ersatz für jemand anderen gewesen bist. Es tut mir leid, dass ich dich so gekränkt habe.«
Sie hielt seinen Blick fest und hoffte, dass sie sich nicht vollkommen zum Narren machte, weil sie ihm glaubte. »Ich hätte ja auch anrufen können. Ich hätte es sogar tun sollen.«
Er lächelte, und ihr ging das Herz auf. »Setz dich. Du musst etwas essen.«
Und das tat sie dann auch. Ihr war nicht bewusst gewesen, wie hungrig sie war. Unwillkürlich musste sie daran denken, was Paige am Morgen zuvor gesagt hatte. Was war das Schlimmste, was passieren konnte? Dana. Er hatte ihren Namen gesagt, und dafür musste es einen Grund geben. Es mussten noch Gefühle übrig sein. Man konnte nicht so lange lieben und plötzlich alle Gefühle abschalten, nur weil man jemand anderen kennengelernt hatte.
Du hast es aber getan.
Sie musste zugeben, dass das der Wahrheit entsprach. Als sie David begegnet war, hatten sich alle Gedanken an Doug verflüchtigt, als hätte es ihn nie gegeben. Nur hatte
sie
David gerufen, er Dana. Und wenn Dana plötzlich für ihn frei werden würde? Was dann?
Danke, das hatten wir bereits.
Sie war vielleicht naiv, aber sie hoffte inständig, dass sie nicht dumm war.
Sie blickte auf und sah, dass er sie abwartend ansah. Er wirkte, als ob er etwas sagen wollte, sich aber nicht dazu durchringen konnte. Nun stand er auf und räumte die Teller ab. Auch Mojo sprang auf, weil er wie immer darauf hoffte, dass etwas für ihn abfiel, aber David kraulte ihm nur die Ohren. »Ein netter Hund.«
»Ja. Nicht besonders schlau, aber meiner. Er sorgt dafür, dass es nie zu einsam wird hier.« Am liebsten hätte sie weggesehen, erlaubte es sich aber nicht. »Okay. Und was jetzt?«
»Jetzt wolltest du doch eigentlich ins Bett gehen.« Seine Worte klangen samtig,
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