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Feuer und Eis

Feuer und Eis

Titel: Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Marinelli
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die seidige Pracht wieder über ihre Schultern fiel.
    Heißes Verlangen flackerte ihn ihm auf. Alles, was er tun konnte, war, sich zusammenzureißen. Ihm fielen all die Dinge wieder ein, die ihn bei ihrer ersten Begegnung zu ihr hingezogen hatten. Xante traf eine Entscheidung. Er würde, beschloss er, die unschönen Ereignisse und das, was er über Karin gelesen hatte, vergessen und den Abend mit ihr genießen.
    Auf dem Weg zum Lift blieb ihm ihre Anspannung, trotz ihres beherrschten Äußeren, nicht verborgen. Unwillkürlich griff er nach ihrer Hand und erwartete eigentlich, dass sie sie ihm sofort wieder entzog. Stattdessen erwiderte sie den sanften Druck, und dann änderte sich alles.
    Heute Abend war Karin Wallis seine Begleiterin. Und mit jeder verstreichenden Sekunde begriff Xante mehr, welchen Unterschied das bedeutete. Sie plauderte munter mit den angesehensten Gästen und ihren Partnern. Und als die Rugbyspieler erfuhren, wer sie war, wurde sie auf eine Weise in ihren Kreis aufgenommen, die ihm auf immer verwehrt bleiben würde.
    Eine Weile ärgerte ihn das – es war zwar sein Hotel, aber nicht seine Nacht. Die Sitzordnung sah vor, dass die Spieler und besonders ausgesuchte Gäste an einem Tisch saßen. Plötzlich war es ganz selbstverständlich, dass auch er und Karin Plätze an diesem Tisch erhielten. Die gesellschaftliche Elite Englands akzeptierte ihn als ihresgleichen. Und angesichts der illustren Gästeschar fiel es ihm zwar schwer, verärgert zu bleiben, dafür aber um so leichter, den Anteil zu vergessen, den seine Begleiterin an seinem neuen Status trug.
    Karin lehnte den angebotenen Wein ab und bestellte ein Mineralwasser.
    „Ich trinke nicht“, erklärte sie auf Xantes Nachfrage hin.
    „Nie?“
    „Nie.“ Sie nickte und stellte verwundert fest, wie gut sie sich fühlte, obwohl sie sich der Anwesenheit des Mannes, der da so unvermittelt neben ihr saß, überaus bewusst war. Hin und wieder berührte seine Hand unabsichtlich ihren Arm. Allerdings wusste sie, dass ihr hier, in dem hell erleuchteten Ballsaal des Hotels, umgeben von anderen Gästen, keine echte Gefahr drohte. Nur deshalb gelang es ihr einigermaßen, sich zu entspannen.
    „Das Essen schmeckt köstlich, Xante.“
    Zartes Roastbeef, durch das das Messer wie durch Butter glitt, dazu Platten mit Gemüse und – ganz klassisch – unglaublich luftiger Yorkshire-Pudding, den Karin hingebungsvoll mit dunkler Bratensoße tränkte.
    „Du würdest nicht glauben, wie viele Gedanken auf dieses Menu verwandt wurden“, gab Xante zu. „Mein französischer Koch ist ein Genie, allerdings auch eine kleine Diva.“
    „Ach?“
    „Schon im vergangenen Jahr hat die Mannschaft hier gewohnt. Das Essen war grandios. Allein die Vorbereitungen haben Jacques mehrere Tage gekostet. Am nächsten Morgen traf ich ihn in Tränen aufgelöst in der Küche. Die Spieler hatten nach dem Essen beim Zimmerservice Club-Sandwichs bestellt. Dieses Jahr werden wir dafür Sorgen, dass niemand hungrig bleibt.“
    Das würde bestimmt keiner! Denn nach dem himmlischen Braten wurden Desserts in unterschiedlichen Variationen gereicht. Verschiedene Eissorten, kleine, in goldenem Sirup gebackene Küchlein oder dicke Scheiben Früchtekuchen, dazu sehr cremige Vanillesoße.
    „Meine Großmutter hat früher auch so gekocht …“ Warme Erinnerungen stiegen in ihr auf und überzogen ihre Wangen mit einer gesunden rosigen Farbe, als sie die Gabel zum Mund führte und den vertrauten Geschmack genoss.
    „Standen du und deine Großeltern sich nahe?“
    „Oh, ja.“
    „Und deine Eltern?“ Sofort schüttelte Xante entschuldigend den Kopf. Er war wütend auf sich selbst, weil er tatsächlich den wahren Grund vergessen hatte, weshalb sie heute Abend hier war.
    Karin schenkte ihm ein fröhliches Lächeln und versuchte, das Gespräch wieder in Gang zu bringen. „Wirst du dir alle Spiele des Six Nations Turnier angucken?“
    „Vielleicht eins oder zwei.“
    „Aber wenn du in diesem Hotel wohnst …?“
    „Ich bin nicht oft hier.“
    „Oh.“
    „Ich besitze viele Hotels … doch dieses“, gestand er, „mag ich am liebsten. Allerdings sind die Hotels nur ein Teil meiner geschäftlichen Unternehmungen.“ Er entschied, nicht „nur ein kleiner Teil“ hinzuzufügen. Entschied, ihr nicht zu verraten, dass er einer der erfolgreichsten Reeder der Welt war und mehr Mitarbeiter beschäftigte, als dieses Hotel Angestellte aufwies, die sich ausschließlich um die Verwaltung seines

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