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Feuer und Eis

Feuer und Eis

Titel: Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Marinelli
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Wahrheit unaufhaltsam näher rückte. Sie wünschte, sie könnte in der luxuriösen Umgebung entspannen und vielleicht einen winzigen Teil der Magie wiederbeleben, die sie an ihrem ersten gemeinsamen Abend auf der Tanzfläche erfasst hatte.
    In dem großzügig geschnittenen Badezimmer schlüpfte sie hastig aus ihren Kleidern und stellte sich unter die Dusche. Sie kam sich furchtbar entblößt und verletzlich vor. Im Spiegel erhaschte sie einen Blick auf ihren nackten Körper und die hässliche Narbe.
    Nachdem sie sich in Rekordzeit gewaschen hatte, wappnete sie sich für das, was nun unweigerlich folgen würde. Nachdem sie ihren Körper mit wohl duftender Bodylotion eingecremt hatte, zog sie gewohnheitsmäßig das seidene Unterhemd wieder an und schlüpfte in einen flauschigen Bademantel. In der düsteren Stimmung eines Patienten, der gleich eine schmerzhafte Wurzelbehandlung über sich ergehen lassen musste, trat sie aus dem Bad.
    „Besser?“, fragte Xante, als sie langsam auf ihn zuging. Mit den feuchten Haaren und ohne jedes Make-up sah sie fünf Jahre jünger aus, obwohl Müdigkeit dunkle Ringe unter ihre Augen gezeichnet hatte. Außerdem wirkte sie unglaublich nervös.
    „Karin.“ Schon der Klang ihres Namens ließ sie zusammenfahren. „Du solltest etwas trinken und etwas essen.“ Er deutete auf eine Kanne Kaffee und einen Krug mit Saft. Beim Anblick der süßen Mandeltörtchen wurde ihr ganz flau.
    „Ich habe keinen Hunger.“
    Allmählich verlor Xante die Geduld. „Gestern beim Dinner hast du kaum etwas zu dir genommen, auf dem Flug gar nichts … Whiskey ist nicht gerade eine gute Energiequelle.“ Er schloss die Augen, um nicht an ihre frühere Erklärung denken zu müssen. „Warum machst du nicht das Beste aus deiner Zeit hier? Gönnst dir ein paar Schönheitsbehandlungen, isst gut, ruhst dich aus.“ Er wollte, wurde ihm klar, dass es ihr gut ging. Er wollte, dass sie gesundes Essen aß und schöne Kleider trug. Er wollte, dass sie sich im Spa verwöhnen ließ. Er wollte, dass sie auf sich achtgab – ihretwegen, nicht um seinetwillen. „Die Uhren gehen hier anders, das Leben verläuft hier langsamer“, fuhr er vorsichtig fort. „Gemächlicher. Vielleicht solltest du das auch mal versuchen.“
    Sie wusste genau, was er meinte, und seine Besorgnis rührte sie. Obwohl er das Schlimmste von ihr annahm, verhielt dieser faszinierende Mann sich manchmal entwaffnend freundlich.
    „Iss.“ Er schob den Teller mit Keksen in ihre Richtung. „Das sind korabiedes “, erklärte er. „Sie schmecken wie Buttergebäck. Außerdem habe ich eine heiße Schokolade für dich bestellt.“
    Das war mit Abstand das Netteste, was seit langer Zeit jemand für sie getan hatte. Der Jet, das Luxushotel, die Aussicht, die Rose wiederzubekommen, all das verblasste angesichts dieser vergleichsweise kleinen Geste. Es war Jahre her, dass sich jemand so fürsorglich ihr gegenüber verhielt. Ewigkeiten, seit ihre Großeltern ihr eine dampfende Tasse mit süßem Kakao in die Hand gedrückt hatten.
    „Und, lecker?“, fragte er, als sie auf den ersten Schluck mit einem Stirnrunzeln reagierte. „In Griechenland fügt man Vanille hinzu.“
    „Und Honig?“, erkundigte sie sich. „Es schmeckt großartig.“ Sie trank die ganze Tasse leer und aß drei Kekse dazu. Die ganze Zeit über war sie sich jedoch bewusst, dass Xante sie beobachtete. Und das wiederum erinnerte sie an den wahren Grund ihres Hierseins. Für immer, so viel war ihr klar, konnte sie es nicht hinauszögern.
    Xante sah, wie sie mit den Fingern über die zarte Narbe an ihrem Handgelenk strich. Schon früher war ihm aufgefallen, dass sie das immer tat, wenn sie nervös war.
    „Woher stammt diese Narbe?“ Er griff nach ihrem Arm und betrachtete die Verletzung, die so gar nicht zu ihrer zarten Haut passen wollte.
    Karin kam es vor, als würde er mit seinen dunklen Augen das tiefste Geheimnis ihrer Seele ergründen. Hastig entzog sie ihm die Hand und spürte, wie sich die gelöste Stimmung zwischen ihnen abermals verflüchtigte.
    „Darüber möchte ich nicht reden.“
    „Du solltest besser auf dich aufpassen.“
    „Das tue ich.“
    „Zeit fürs Bett.“
    Die Panik, die über ihr Gesicht huschte, machte ihn wütend. Wovor, zur Hölle, fürchtete sie sich? Hatte er nicht gefühlt, wie sie in seinen Armen geschmolzen war? Mit einer ängstlichen Gespielin konnte er nichts anfangen – viel mehr wollte er, dass sie sich unter ihm vor Lust wand. „Geh ins Bett“,

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