Feuer und Eis
gänzlich fremd zu sein. Gerade ließ er das Handtuch fallen, das er um seine Hüften geschlungen hatte und schlenderte zum Pool.
Karin ließ sich aufs Bett sinken und beobachtete, wie er mit geschmeidigen Zügen durchs Wasser kraulte. Hoffte er etwa, dass sie ihm Gesellschaft leistete? Ein Geräusch hinter ihr ließ sie zusammenzucken, doch es war nur ein Kellner, der das Frühstück servierte. Xante schien sich an seiner Gegenwart nicht zu stören, denn er schwamm einfach weiter. Sein südländisches Selbstbewusstsein führte ihr ihre englische Unbeholfenheit deutlich vor Augen. Kurz entschlossen widmete sie sich wieder ihrer Garderobe, um sich von dem Gedanken abzulenken, wie nahe und nackt Xante war.
„Beeil dich nicht mit dem Anziehen“, rief Xante ihr zu, als er aus dem Wasser stieg und nun langsam auf sie zukam. Verschämt wandte sie den Kopf ab, doch es war bereits zu spät. Ein Blick genügte um zu erkennen, wie fantastisch Xantes Körper aussah. Ein dunkler Pfad aus schwarzen Härchen zog sich über Brust und Bauch in gefährlichere Regionen.
Aus dem Augenwinkel sah sie seine prächtige Männlichkeit. Plötzlich fühlte ihre Kehle sich wie ausgetrocknet an, ihre Stimme klang viel zu hoch. Nervös gab sie irgendeinen Unsinn über die Frage von sich, ob sie dem Kellner ein Trinkgeld hätte geben sollen oder nicht. Und wie großartig das Frühstück aussah … alles war besser, als Xante anzuschauen. Ohne mit einem Wort auf sie einzugehen, hob er das Handtuch auf, schlang es wieder um seine Hüften und trat auf die Terrasse hinaus. Karin folgte ihm.
Er deutete auf den Tisch mit dem Frühstück. Erst jetzt bemerkte sie, wie hungrig sie war. Sie rührte einige Beeren in ein Schälchen mit Joghurt und nippte an dem stärksten und süßesten Kaffee, den sie je getrunken hatte. Sicherheitshalber entschied sie sich danach für ein Glas Saft.
„Wann findet die Taufe statt?“
„Um zwei“, entgegnete er. „Dein Friseur kommt um elf. Um eins machen wir uns auf den Weg.“
„Ist das nicht ein bisschen knapp, um auf eine andere Insel zu gelangen?“
„Sie warten auf uns, falls wir uns verspäten.“ Er sah, wie sich ihre Augen verengten. „Wir sind hier in Griechenland. Hier ticken die Uhren anders als in London. Heute ist mein erster freier Tag seit drei Monaten. Ich habe definitiv vor, mich zu entspannen.“
Was wohl bedeutete, ins Bett zurückzukehren.
„Wer wird denn getauft?“, fragte sie, um ihr Schicksal hinauszuzögern.
„Christos, der Sohn meines Freundes Stellios.“
„Und du bist der Patenonkel?“
„Darüber haben wir doch schon gesprochen“, weigerte er sich, auf ihre Smalltalkversuche einzugehen. Stattdessen erinnerte er sie wieder daran, weshalb sie hier war, indem er seinen Kaffee austrank und abrupt aufstand. „Ich gehe jetzt duschen.“ Während er nach drinnen ging, rief er ihr über die Schulter hinweg zu: „Du bist herzlich eingeladen, mir Gesellschaft zu leisten.“
Doch das brachte sie nicht fertig.
Karin hörte das Rauschen des Wassers. Mit einem flauen Gefühl im Magen löffelte sie mechanisch ihren Joghurt.
Nie im Leben könnte sie zu ihm gehen. Verzweifelt massierte sie ihre Schläfen, betete, ihre Periode möge einsetzen, oder ihr eine andere Entschuldigung einfallen, nur ein kleiner Aufschub …
„Lass mich raten.“ Xante war zurück, diesmal zum Glück in einen Morgenmantel gehüllt. „Du hast Kopfschmerzen.“
„Ein bisschen.“
Sie hörte, wie er sich fluchend anzog. Erstarrt blieb sie still auf ihrem Stuhl sitzen, auch als er die Eingangstür der Villa hinter sich zuknallte. Für immer, so viel war ihr klar, konnte sie die Sache nicht hinauszögern.
Die Gespielin eines Playboys zu sein, stellte Karin bald darauf genervt fest, war wirklich harte Arbeit.
Obwohl es ihr gelungen war, dem morgendlichen Sex auszuweichen, stand ihr immer noch der Teil bevor, die herausgeputzte Geliebten zu mimen. Doch als der Stylist begann, sich um ihr Haar und das Make-up zu kümmern, musste sie bald zugeben, dass sie es direkt genoss.
Der Spaziergang hatte Xantes Laune nicht verbessert. Als er zurückkam, trug Karin einen fliederfarbenen Hosenanzug und graue Stilettos. Die Haare waren zu einer eleganten Frisur hochgesteckt, wenn auch nicht so streng wie bei dem Dinner. Einige sehr verführerische Strähnen umrahmten ihr Gesicht.
Während der Stylist die letzten Handgriffe erledigte, wanderte Xante wütend auf und ab, weil sein Butler vergessen hatte, seine silbernen
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