Feuer und Eis
Rollfeld. Xante regelte ihre Angelegenheiten mit dem Zoll, während sein Gepäck in den Kofferraum verfrachtete wurde. Dann waren sie auch schon unterwegs.
„Hier lebst du also?“
„Nein. Meine Familie wohnt auf einer anderen Insel in der Nähe. Hier …“ Er lächelte dünn. „… werden wir dich auf deinen Besuch vorbereiten.“
„Vorbereiten?“
„Karin … wenn wir wirklich eine ernsthafte Beziehung hätten, wenn du wirklich die Frau wärst, die ich meiner Familie vorstellen möchte, nun dann …“ Er ließ seinen Blick über ihr Gesicht wandern, beendete den Satz jedoch nicht.
„Ich laufe zu Hause auch nicht ständig perfekt geschminkt und in einem Abendkleid umher, Xante. Und falls du dich erinnerst, hast du mir keine Zeit gegeben, um meinen Koffer für ein romantisches Wochenende in Griechenland zu packen.“
„Genau aus diesem Grund sind wir ja hier“, erwiderte er, als spräche er mit einer launischen Zweijährigen. „Um dich vorzubereiten. Wir checken in einem wunderschönen Hotel ein. Im Spa wird jede nur erdenkliche Schönheitskur angeboten.“
Sein Spott schmerzte.
Karin war sich bewusst, dass sie seinen Standards in mehr als einer Hinsicht nicht entsprach.
„Ich muss Kleider einkaufen. Haben die Geschäfte hier sonntags geöffnet?“
„Darum hat sich bereits jemand gekümmert.“
Und weil sie jetzt in Xantes Welt lebte, wusste sie, dass es stimmte.
Das Hotel war großartig – nicht ganz so fantastisch wie das in London, trotzdem sehr beeindruckend. Doch erst als sie die Lobby betraten, wurde Karin das wahre Ausmaß von Xantes Reichtum bewusst. Inmitten des weitläufigen Eingangsbereichs stand eine riesige gläserne Vitrine, in der unzählige Devotionalien aus der Welt des Sports ausgestellt waren. Offensichtlich Xantes Markenzeichen. „Gehört dir auch dieses Hotel?“
„Natürlich!“, erwiderte er. „Ich kaufe meine Freunde auf der ganzen Welt.“
Die sarkastische Bemerkung quälte ihr Gewissen. Sie hatte ihm die gemeinen Worte während ihres Streits an den Kopf geworfen, um sich gegen seine Geringschätzung zu wehren. Xante brauchte keine Freunde zu kaufen. Wenn er sich freundlich verhielt, musste es jedem Menschen Vergnügen bereiten, in seiner Gesellschaft zu sein.
Als sie zur Rezeption kamen, fühlte Karin sich neben der perfekt gestylten Rezeptionistin völlig fehl am Platze. Die junge Frau errötete ein wenig und warf ihre langen blonden Haare mit einer anmutigen Kopfbewegung über die Schulter. Einen Moment musterte sie Karin irritiert, dann fragte sie in akzentfreien Englisch, ob sie von den im Spa angebotenen Behandlungen Gebrauch machen wolle. Karin lehnte ab.
„Vielleicht eine Massage, um dich zu entspannen?“, schlug Xante vor.
Sich auszuziehen war so ungefähr das Letzte, was sie mit Entspannung verband. Wieder schüttelte sie den Kopf.
„Kannst du wenigstens versuchen, so zu tun, als würde es dir Spaß machen hier zu sein?“, fragte er gereizt, als sie den Empfangsbereich verließen und nach draußen traten. Sie folgten einem von kleinen Lampen erleuchteten Pfad. Überall war Wasser zu sehen. In der Ferne schimmerte das dunkle Meer, rechts und links des Weges plätscherten Springbrunnen. „Du siehst aus, als würdest du zu einer Beerdigung gehen.“
„Mach dir keine Sorgen“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Sobald es notwendig ist, schalte ich meinen Charme ein.“
„Es ist jetzt notwendig“, fuhr Xante sie an. „Diese Leute arbeiten für mich.“
Die Rezeptionistin, dessen war Karin sich sicher, hatte bestimmt etliche freiwillige Überstunden geleistet – nur um Xante ein Lächeln schenken zu dürfen.
„Da sind wir.“
Sie standen vor einer großen weiß getünchten Villa. Als Xante die Tür aufschloss und die Lichter einschaltete, brauchte Karin einen Moment um zu begreifen, was ihre müden Augen sahen.
Ein Pool erstreckte sich mitten im Zimmer!
Kein Whirlpool oder ein kleines Becken, sondern ein riesiger rechteckiger Pool, der sogar nach draußen, auf eine private Terrasse führte. Am anderen Ende des Raums befand sich ein Himmelbett aus warmem Olivenholz. Helle Vorhänge flatterten einladend in der morgendlichen Brise.
Karin schaute nach rechts, zum Meer. Die ganze Wand bestand aus Glas, sodass man einen ungehinderten Blick auf die wilde Schönheit des Wassers werfen konnte. Überall standen weiße Sofas. Die nur grob verputzten Wände waren in einem hellen Blau-Grün gestrichen. Hätten andere Gründe
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