Feuer und Eis
sagte er. „Du brauchst deinen Schlaf.“ Er stand auf und dirigierte sie in Richtung Himmelbett. Doch als er ihr den Morgenmantel ausziehen wollte, verschränkte sie panisch die Arme vor der Brust. Also schob er sie angezogen ins Bett und breitete die Decke über ihr aus. „Schlaf“, befahl er.
Jetzt war er es, der einen Whiskey gebrauchen konnte!
Xante schenkte einen Drink ein und trat auf die Terrasse hinaus. Aufs unendliche Meer starrend, suchte er nach Antworten.
Er hasste es zurückzukommen.
Hasste den Strand, an dem er auf die Rückkehr seines Vaters gewartet hatte. Hasste das Meer, das in einer Sekunde sanft und friedlich, in der nächsten wild und gefährlich sein konnte. Ihm graute vor der Taufe, und das nicht nur wegen Athena. Diese Kirche würde er nie wieder betreten können, ohne dabei an die Beerdigung seines Vaters denken zu müssen, an seine trauernde Mutter, die sich in eine schwarz gekleidete Fremde verwandelt zu haben schien.
Ja, er hasste die Inseln. Aber am meisten hasste er die Scham und die Missbilligung, die immerzu in den Augen seiner Mutter schimmerten.
Nichts, was er tat, fand ihre Beachtung.
Nicht sein Geld, nicht sein Erfolg.
Nichts von alldem machte seine Mutter glücklich. Was er zu Karin gesagt hatte, war nur zur Hälfte ein Scherz. Eine nette griechische Ehefrau und einen Stall voller Kinder war alles, was seine Mutter wollte – und ausgerechnet das verweigerte er ihr hartnäckig.
Er nippte an dem Whiskey. Unwillkürlich fielen ihm Karins Worte wieder ein.
Ich wollte dich wieder schmecken …
Wütend und frustriert zugleich schleuderte er das Glas zu Boden.
Wie, fragte er sich, tat sie das nur?
Fiel dieser Frau auf alles eine Antwort ein?
Ihre Augen besaßen nicht umsonst die Farbe des Ägäischen Meeres – in einer Minute faszinierend und einladend, in der nächsten wild und grausam.
Er ließ sich auf einen der Stühle sinken und sah zu, wie der Himmel sich langsam Rot färbte. Erst nach geraumer Zeit ging er wieder hinein und betrachtete die schlafende Karin. Auf einer Seite des großen Bettes hatte sie sich zu einem kleinen Ball zusammengerollt. Xante konnte kaum fassen, welche Wirkung ihr Anblick auf ihn ausübte.
Er wollte sie küssen, aufwecken und verführen. Nie zuvor hatte er eine Frau so sehr begehrt – schließlich war das auch der Grund, weshalb sie überhaupt hier war. Allerdings wollte er, dass auch sie dabei Lust und Spaß empfand.
Ohne sich auszuziehen legte er sich neben sie. Als er sie in seine Arme zog, versteifte sie sich. Nach einigen Minuten entspannte sie sich wieder. Der Gürtel ihres Morgenmantels hatte sich gelöst. Darunter konnte er ein schlichtes Hemdchen erkennen.
Sie roch nach Seife und Zahnpasta – ein ziemlicher Kontrast zu den nach herrlichem Parfüm duftenden Schönheiten, mit denen er sonst sein Bett teilte. Und noch nie hatte er eine so wenig zurechtgemachte Frau als so faszinierend und verwirrend zugleich empfunden.
Schluss mit diesen Schwächen, mahnte Xante sich. Sobald sie aufwachte, würde er seinen ursprünglichen Plan in die Tat umsetzen.
Doch im Augenblick brauchte sie ihren Schlaf …
7. KAPITEL
Hätte sie ihre Sonnenbrille eingepackt, jetzt wäre der richtige Moment, sie aufzusetzen. Helles Sonnenlicht durchflutete den Raum. Karin brauchte einen Augenblick, um sich zu erinnern, wo sie sich befand.
Die Uhr zeigte neun. Und auch wenn sie nur ein paar Stunden geschlafen hatte, fühlte sie sich erholter als seit Jahren.
Den Morgenmantel eng um ihren Körper geschlungen, trat sie auf die Terrasse hinaus. Xante saß dort und las die Zeitung.
„Danke, dass du mich hast schlafen lassen.“
„Kein Problem. Dein Gepäck ist eingetroffen.“ Er blickte auf und lächelte, als er ihre überraschte Miene sah. „Ich habe das vom Flugzeug aus arrangiert“, erklärte er. „Wenn dir die Sachen nicht gefallen, kann ich jemanden schicken, der andere besorgt.“
Ihre neue Garderobe war bereits ausgepackt und ordentlich verstaut. Neugierig betrachtete Karin die Kleider. Sie waren hinreißend. Sein Einkäufer hatte an alles gedacht. Es gab schicke Abendkleider zu bestaunen, zwei Kostüme aus schlichtem Leinen, zarte Dessous, die ihr die Tränen in die Augen trieb, Röcke, Tops, Schuhe und einige hübsche Hemdchen. Unwillkürlich fragte sie sich, ob sie die Sachen wohl behalten durfte! Sogar einen weißen Bikini entdeckte sie – hoffentlich erwartete Xante nicht, dass sie den anzog.
Ihm schienen Schamgefühle jedoch
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