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Feuer und Eis

Feuer und Eis

Titel: Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Marinelli
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Manschettenknöpfe einzupacken – wobei er geflissentlich die Tatsache übersah, dass er dem armen Mann nur zwei Minuten Zeit gelassen hatte. Ein wutentbrannter Anruf stellte sicher, dass ein ebenso armer Insulaner sein Geschäft öffnete und die Situation rettete.
    „Ich habe nur ein weißes Hemd dabei“, rechtfertigte er sich, als er ihren empörten Gesichtsausdruck sah. „Erwartest du etwa, dass ich zu Christos’ Taufe mit flatternden Hemdsärmel erscheine?“
    Zum ersten Mal, seit sie in Griechenland gelandet waren, musste Karin kichern. Die Vorstellung war einfach zu köstlich.
    „Nein.“
    Die Manschettenknöpfe wurden weisungsgemäß geliefert. Als sie gehen wollten, griff Xante nach einem weißen Körbchen. „Als Taufpate muss ich gewisse Dinge mitbringen“, erklärte er. Jetzt musste sogar er lächeln. „Ich weiß, es sieht ein bisschen komisch aus.“
    Seite an Seiten gingen sie an Bord eines Schnellbootes, das sie zu seiner Heimatinsel bringen würde.
    „Was soll ich antworten, wenn ich gefragt werde, wie lange wir schon zusammen sind?“
    „Zwei, vielleicht drei Monate.“ Xante dachte kurz nach. „Für mich ist das eine lange Zeit.“
    „Hättest du deiner Familie und deinen Freunden nicht schon vorher von mir erzählt?“
    „Ich langweile sie nicht mit meinen Beziehungen. Dass ich eine Partnerin zu den Feierlichkeiten mitbringe, ist genug.“
    „Genug für was?“, fragte sie, aber Xante erwiderte nichts.
    Das Boot glitt über die Wellen. Ein Kellner servierte Champagner, den Karin ablehnte. Stattdessen bat sie um ein Glas Mineralwasser. „Nach außen immer die Lady“, murmelte Xante, sobald der Kellner sich wieder unter Deck zurückgezogen hatte. „Möchtest du vielleicht einen Whiskey dazu?“
    „Wasser reicht“, fauchte sie.
    „Dann willst du mich nicht mehr schmecken, oder?“
    Er grinste, als sie errötete, ließ das Thema aber glücklicherweise fallen und erzählte ein wenig über seine Familie. „Stellios ist für mich mehr als ein Cousin. Er ist ein Freund. Bei seiner Hochzeit war ich Trauzeuge, weshalb ich nun auch die Rolle des Patenonkels seines ersten Babys übernehmen muss. Das ist eine große Ehre. Unsere Familien stehen sich sehr nahe, also werden viele Verwandte kommen. Auch meine Exverlobte Athena wird da sein.“ Wie gelassen er das aussprach! Karin blickte ihn überrascht an. „Es wird vielleicht Spannungen geben.“
    „Du hättest mich warnen können!“
    „Ich warne dich jetzt.“ Er zuckte die Schultern. „Es ist lange her. Wir waren ein Jahr verlobt.“ Über seine Vergangenheit zu sprechen, behagte ihm gar nicht. Aber je mehr Karin wusste, desto besser konnte sie die Gefahr einschätzen und ihr aus dem Weg gehen. Deshalb war es sinnvoll, sie mit ein paar Details zu versorgen, bevor er sie in die Schlangengrube schubste. „Eine Woche vor der Hochzeit habe ich die Verlobung gelöst. Unsere Familien und Freunde haben es mir nie verziehen.“
    „Eine Woche?“, krächzte sie ungläubig. „Warum?“
    „Weil …“ Xante machte eine Handbewegung, als wolle er eine Fliege verscheuchen. Tat so einfach den Schmerz ab, den er bestimmt verursacht hatte, vertrieb das unsichtbare Insekt, wie er zweifellos auch sie fortschicken würde, hätte er die Wahrheit gekannt.
    „Was ist mit deiner Mutter?“, wechselte Karin das Thema. „Ich nehme an, sie wird mich nicht mögen.“
    „Ja“, gab Xante unverblümt zu, dann grinste er. „Meine Mutter will, dass ich heirate und ihr Enkelkinder schenke. In griechischen Familien lebt die Mutter oft mit dem Sohn und seiner Ehefrau unter einem Dach. Es ist nur natürlich, dass sie eine Schwiegertochter bevorzugt, die ihre Sprache spricht, eine die über die Traditionen und Bräuche des Landes Bescheid weiß.“
    „Dann ist es ja ein Glück für sie, dass unsere Beziehung nur eine Scharade ist“, sagte Karin. „Denn ich hege nicht die Absicht, jemals mit meiner Schwiegermutter zusammenzuwohnen.“
    „Das hat auch Vorteile.“
    „Für dich vielleicht … gleich zwei Frauen, die dir jeden Wunsch von den Augen ablesen.“
    „Es ist gut für die Kinder“, erwiderte er schulterzuckend, was Karin nur noch wütender machte. „Eine Mutter weiß am besten, was ihr Sohn gerne isst und wie er sein Essen zubereitet mag.“
    „Das ist ja archaisch.“
    „Stimmt.“
    „Ich meine …“ Sie hatte ihm gar nicht zugehört. „Was ist, wenn die Eheleute sich mal streiten? Was, wenn sie nackt herumlaufen wollen?“
    „Ich sagte, dass

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