Feuer und Eis
die Schuhe an. Mein Fahrer wartet.“
Er öffnete die Tür der Bibliothek. Und als der Partylärm zu ihnen hereindrang, wusste Karin, dass sie es keine Minute länger in diesem Haus aushielt. Selbst wenn Xante sie erpresste, ein paar Nächte in seinem Bett waren bestimmt besser, als endlose Nächte voller Angst auf dem Sofa.
Außerdem wäre Emilys Zukunft gesichert.
Vielleicht ist der Teufel, den man nicht kennt, die bessere Wahl, dachte sie. Langsam nickte sie und holte ihren Pass aus einem kleinen Schränkchen. „Ich packe nur schnell …“
Davon wollte Xante nichts wissen. Stattdessen griff er wieder nach ihrem Handgelenk und zerrte Karin nach draußen. Und so nervös seine Gegenwart sie auch machte, durchströmte sie doch überwältigende Erleichterung, weil sie heute Nacht nicht hier bleiben musste.
Sie versuchte nicht an das zu denken, was vor ihr lag. Sie wollte nur noch fort von hier und Zeit mit Xante verbringen … und ja, sie wollte auch die Rose. Doch erst als Xante sie mit dem Rücken gegen die schwere Eichentür drückte, dämmerte ihr, worauf sie sich wirklich eingelassen hatte.
Sein Kuss rief ihr wieder ins Gedächtnis, welche Macht dieser Mann über sie besaß. Die ersten Bartstoppeln kratzten über ihre weiche Wange. Davon bekam sie jedoch kaum etwas mit, weil er sich in diesem Moment noch enger an sie schmiegte. Seine harte Männlichkeit presste er gegen ihren weiblichen Schoß und erinnerte sie wenig subtil an den Preis, den sie würde bezahlen müssen. Doch in seinen Armen, seine Lippen auf ihren, vergaß sie, sich davor zu fürchten. Die Flamme, die er in ihrem Innern entfachte, loderte heller auf. Voller Leidenschaft erwiderte sie den Kuss.
Dann, plötzlich, zog er sich zurück. Seine Augen schimmerten dunkel vor Verlangen. Und noch während er sprach, wünschte sie nichts sehnlicher, er würde sie wieder küssen. Stattdessen gab er ihr eine allerletzte Chance, ihre Meinung zu ändern.
„Nur damit die Bedingungen klar sind.“
Zu ihrer eigenen Schande nickte Karin bloß.
6. KAPITEL
In Xantes Welt waren Probleme Fremdworte. Natürlich zog seine Assistentin irgendwo im Hintergrund die Fäden, damit die Reise reibungslos verlief. Binnen einer Stunde blieben die Lichter Londons unter ihnen zurück, und Karin dämmerte langsam, wozu sie ihre Zustimmung gegeben hatte.
Obwohl sie, wie vor allem die Zeitungen nicht müde wurden zu betonen, in privilegierten Kreisen aufgewachsen war, an Xantes Wohlstand reichten sie nicht einmal annähernd heran. So beruhigten die weichen cremefarbenen Ledersitze in dem Privatjet ihre Nerven auch ganz und gar nicht. Viel zu sehr war sie sich des Mannes bewusst, der entspannt neben ihr saß, die Beine lässig ausgestreckt und in seiner Muttersprache munter telefonierte. Plötzlich fühlte sie sich von seinem charmanten Äußeren nur noch eingeschüchtert.
Der reiche Playboy, der es gewohnt war, die glamourösesten, erfahrensten und schönsten Frauen der Welt in sein Bett zu locken, glaubte, sie unterscheide sich nicht von ihnen. Aber ihre sexuelle Erfahrung ließ sich mit einem Wort zusammenfassen: Null.
Vielleicht kommt es ja gar nicht so weit, überlegte sie. Vielleicht genügte ein Blick auf ihre Narbe, und Xante würde ihr kommentarlos die Rose übergeben.
Trost jedoch bereitete Karin dieser Gedanken nicht.
Ein Steward bot ihr Champagner und ein Abendessen an, sie lehnte beides ab. Ihre Augen fühlten sich vom vielem Weinen und zu wenig Schlaf trocken und müde an. Aber selbst als Xante und sie sich in den luxuriösen Sitzen ausstreckten, als das Licht gedimmt wurde, und der aufmerksame Stewart eine warme Decke über ihr ausbreitete, fiel es ihr schwer, sich zu entspannen. Xante hingegen schien es gewöhnt zu sein, immer dann zu schlafen, wenn sein unmöglicher Zeitplan es zuließ. Allerdings bot sich Karin endlich auch die Gelegenheit, ihn in aller Ruhe ansehen zu können.
Er sah wirklich atemberaubend gut aus.
Sogar im Schlaf wirkte er nicht völlig entspannt. Ein finsterer Ausdruck lag auf seinem Gesicht, als würde er jeden Moment ein Auge öffnen und eine Hand nach ihr ausstrecken.
Ihr war, als liege sie neben einem hungrigen Tiger.
Obwohl es Winter war, empfing sie warme Luft, als sie aus dem Flugzeug traten. „Es wird hier nie wirklich kalt“, erklärte Xante. „Aber für diese Jahreszeit ist es schon ungewöhnlich mild. Es wäre schön, wenn das Wetter auch bei der Taufe so bleibt.“
Eine Limousine mit Fahrer erwartete sie auf dem
Weitere Kostenlose Bücher