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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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sie sich noch gut erinnern konnte, war verstummt. Natürlich – Werftarbeiter konnten ja am Sonntag eine Pause einlegen, anders als die Glasbläser, die ihre Öfen niemals ausgehen lassen durften!
    Aber wie sollte sie Marins Gelände wiederfinden?
    Unentschlossen machte Milla ein paar Schritte und blieb erneut stehen, um danach noch langsamer weiterzugehen. Einer der Schuppen, an dem sie vorbeikam, musste besonders alt sein, denn zwischen den verwitterten Planken klafften breite Spalten, die Regen und Wind zwischen das ungebeizte Holz getrieben hatten. Spielte ihre überreizte Fantasie ihr gerade einen Streich – oder sah sie tatsächlich ein zartblaues Licht dazwischen hervorschimmern?
    Dann wäre sie ja am Ziel angelangt!
    Sie wollte ganz sicher sein, dass es wirklich Marins Werft war, und ging ein kleines Stück weiter, bis sie vor einem Tor angelangt war, das sich leicht öffnen ließ. Zwischen den Holzgebäuden lief sie hinunter zum Kanal. Hier war bei ihrem letzten Besuch die grüne Gondel vom Stapel gelaufen, die später in Flammen gestanden hatte. Stattdessen lagen heute rund ein Dutzend Gondeln hintereinander vertäut im Wasser, verziert mit den prächtigsten Bugbeschlägen, die Milla je gesehen hatte.
    Plötzlich wusste sie, was sie hier vor sich hatte – die Prunkgondeln, die dem Bucentauro , wie die Galeere des Dogen hieß, bei der festlichen Zeremonie folgen würden. Die symbolische Vermählung des Dogen mit dem Meer war stets der Höhepunkt des Jahres. Eingekeilt in einer Menge von Schaulustigen, hatte Milla sie schon mehrmals vom Riva degli Schiavoni aus bewundert. Was für eine Gelegenheit, sich die außergewöhnlichen Gondeln einmal in aller Ruhe anzusehen!
    Aber jetzt war nicht die Zeit, um sich in die nähere Betrachtung von Seepferdchen, Delfinen oder Fischen zu vertiefen, die golden oder silbrig schimmernd auf dem Bug der Gondeln montiert waren! Sie musste zu Marin, und wenn Luca auch bei ihm sein sollte …
    Mit seinem Namen auf den Lippen stieß Milla die Tür auf – um erkennen zu müssen, dass sie sich getäuscht hatte.
    »Milla«, rief Ganesh vergnügt, und die Luft um ihn färbte sich leuchtend blau wie die Lagune an einem heißen Sommertag. »Sieh doch nur!« Er legte eine große hölzerne Maßschablone vorsichtig zu den anderen, die schon auf dem Boden ausgebreitet waren.
    »Was machst du da?«, fragte Milla.
    Sein Lächeln vertiefte sich.
    »Marin unterweist mich im Gondelbau. Hast du die Prunkgondeln da draußen gesehen? So etwas möchte ich eines Tages auch zustande bringen! Eigentlich gehen die alten Schablonen ja immer nur vom Vater auf den Sohn über. Ich weiß diese Ehre also sehr zu schätzen. Hoffentlich enttäusche ich ihn nicht.«
    »Das wirst du gewiss nicht«, ertönte Marins Stimme aus dem Hintergrund, und Ganeshs Segelohren färbten sich blutrot. »Deine Hände begreifen schon jetzt, worauf es ankommt. Du musst nur noch lernen, ihnen auch zu vertrauen.«
    Milla machte einen Schritt auf ihn zu. »Messèr Donato …«
    »Was führt dich zu mir, Milla?«
    »Es geht um Luca.« Sie zögerte. Sollte sie ihr Innerstes nach außen kehren, hier und jetzt? Doch nur wenn sie ganz aufrichtig war, konnte sie zur Wahrheit gelangen.
    »Ihm ist doch nichts zugestoßen?«
    »Nein«, sagte Milla. »Aber Luca hat mich aus seinem Boot geworfen, als wir auf dem Heimweg von Murano waren. Von Euch möchte ich nun erfahren, weshalb.«
    »Ihr wart zusammen auf Murano?« Marins Stimme klang plötzlich belegt. »Davon hat er gar nichts erzählt.«
    »Ich wollte es auch erst einmal für mich behalten«, sagte Milla. »Doch eine alte Freundin meiner Tante hatte nichts Besseres zu tun, als es ihr zu verraten und mich damit in große Schwierigkeiten zu bringen.« Sie hielt inne und warf dem Jungen mit den großen Ohren einen prüfenden Blick zu.
    Konnte sie vor ihm reden?
    Ganesh starrte sie mit offenem Mund an.
    »Du kannst ihm ruhig trauen«, sagte Marin. »Der Junge stammt aus einem Land, das älter und weiser ist als unsere Stadt. Was Geduld und Sanftmut anbelangt, können wir viel von ihm lernen.«
    »Mir ist jetzt aber ganz und gar nicht danach, geduldig zu sein!«, rief Milla. »Ich sehe das blaue Licht – das habe ich Luca auf dem Rückweg von Murano gesagt. Und das muss ihn ungeheuer wütend gemacht haben. Denn als ich ihn kurz darauf berührt habe, um ihn zu beruhigen, da war es auf einmal, als sei …«
    Sie wusste nicht mehr weiter.
    Wie sollte sie diese verwirrenden Empfindungen der

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