Feuer Und Stein
weder Proviant noch andere Mittel bei mir, dachte jedoch, eine solche Strecke allein bewältigen zu können. Und was dann geschah - nun, das ließ sich erst beantworten, wenn ich den Steinkreis erreicht hatte.
Aber die neue Entwicklung durchkreuzte meine Pläne. Wenn ich mich jetzt schon von Dougal trennte, war ich vier Tagesreisen vom Chraigh na Dun entfernt. Und ich vertraute meinem Orientierungssinn und meiner Ausdauer nicht genug, um es allein und zu Fuß in unebenem und moorigem Terrain zu riskieren. Die letzten Wochen hatten mir gehörig Respekt vor den zerklüfteten Felsen und tosenden Bächen des schottischen Hochlands eingeflößt, ganz zu schweigen von den wilden Tieren, die gelegentlich auftauchten.
Wir kamen noch vor Mittag in Brockton an. Der Nebel hatte sich gelichtet, und der Tag war so sonnig, daß ich optimistisch gestimmt wurde. Vielleicht ließ sich der Garnisionskommandant dazu überreden, mir eine kleine Eskorte mitzugeben, die mich zum Craigh na Dun brachte.
Ich sah sofort, warum der Mann gerade Brockton als Hauptquartier gewählt hatte. Das Dorf war groß genug, um sich zweier Gasthöfe rühmen zu können; der eine war ein imposantes dreigeschossiges Gebäude mit großem Stall. Hier machten wir halt und vertrauten unsere Pferde einem Stallknecht an, der sich so langsam bewegte, daß er verknöchert zu sein schien. Er hatte mit Müh und Not die Stalltür erreicht, als wir schon im Gasthof waren und Dougal beim Wirt eine Stärkung bestellte.
Ich blieb unten und betrachtete einen Teller mit ziemlich altbacken wirkenden Haferkuchen, während Dougal die Treppe zum Allerheiligsten des Kommandanten hinaufstieg. Es war seltsam, ihn verschwinden zu sehen. Im Schankraum saßen drei oder vier englische Soldaten, die mich fragend beäugten und leise miteinander schwatzten. Nachdem ich einen Monat in Gesellschaft der MacKenzies verbracht hatte, machte mich die Gegenwart englischer Dragoner auf unerklärliche Weise nervös. Ich sagte mir, das sei albern. Schließlich waren es Landsleute, ob sie nun meiner Zeit angehörten oder nicht.
Trotzdem stellte ich fest, daß mir die angenehmen Plaudereien mit Mr. Gowan und die erfreuliche Vertrautheit mit Jamie fehlten. Ich bedauerte gerade, daß ich keine Gelegenheit gehabt hatte, mich zu verabschieden, als ich Dougal von der Treppe her rufen hörte. Er stand auf dem obersten Absatz und winkte mich hinauf.
Er wirkte grimmiger denn je, dachte ich, als er wortlos beiseite trat und mich mit knapper Gebärde in ein Zimmer wies. Der Garnisonskommandant stand am offenen Fenster; seine schlanke, kerzengerade Gestalt zeichnete sich dunkel vor dem Licht ab. Er lachte, als er mich sah.
»Ja, das habe ich mir bereits gedacht. MacKenzies Beschreibung zufolge mußten Sie es sein.« Die Tür schloß sich hinter mir, und ich war allein mit Hauptmann Jonathan Randall vom Achten Dragonerregiment Seiner Majestät.
Er trug eine sehr saubere rotbraune Uniform mit spitzenbesetzter Halsbinde und eine gelockte und gepuderte Perücke. Doch das Gesicht war dasselbe - Franks Gesicht. Mir stockte der Atem. Diesmal bemerkte ich den Zug von Rücksichtslosigkeit um seinen Mund und die Andeutung von Arroganz in seiner Haltung. Trotzdem lächelte er recht liebenswürdig und bat mich, Platz zu nehmen.
Der Raum war karg möbliert: ein Sekretär mit Stuhl, ein langer Tannenholztisch und mehrere Hocker. Hauptmann Randall gab dem jungen Korporal, der neben der Tür stand, ein Zeichen, und ein Krug Bier wurde eingegossen und vor mich hingestellt.
Der Hauptmann winkte den Korporal an seinen Platz zurück, schenkte sich selbst Bier ein und ließ sich dann elegant auf einen Hocker am Tisch sinken.
»Nun denn«, begann er leutselig. »Warum sagen Sie mir nicht, wer Sie sind und wie Sie hierhergeraten sind?«
Da ich kaum eine andere Wahl hatte, erzählte ich ihm dieselbe Geschichte wie Colum und ließ nur die weniger taktvolle Anspielung auf sein eigenes Verhalten aus. Ich wußte nicht, wieviel Dougal ihm erzählt hatte, und wollte es nicht riskieren, mich in Widersprüche zu verwickeln.
Randall blieb während meines gesamten Vortrages höflich, aber skeptisch. Er gab sich weniger Mühe als Colum, das zu verbergen. Nachdenklich lehnte er sich zurück.
»Oxfordshire, sagen Sie? In Oxfordshire gibt es keine Beauchamps.«
»Woher wollen Sie das wissen?« erwiderte ich ungehalten. »Sie sind doch aus Sussex.«
Randall riß überrascht die Augen auf. Ich hätte mir am liebsten die Zunge
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