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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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teilten mir mit, sein Bruder Colum sei überzeugt davon, daß Sie spionierten, vermutlich für mich!«
    »Was ich aber nicht tue«, sagte ich nüchtern. »Wie Sie wissen.«
    »Richtig, das weiß ich«, erwiderte Randall. »Ich weiß nur nicht, wer, bei allen Teufeln, Sie sind! Aber ich habe die Absicht, es herauszufinden, Madam, hegen Sie nur keinen Zweifel daran. Als Garnisonskommandant bin ich ermächtigt, Maßnahmen zur Sicherung dieses Gebietes zu treffen und gegen Verräter, Spione und andere Personen, deren Betragen mir verdächtig erscheint, vorzugehen. Und ich bin durchaus gewillt, es zu tun, Madam.«
    »Welche Maßnahmen denn?« erkundigte ich mich. Ich wollte es wirklich wissen; der Ton meiner Frage muß allerdings ziemlich provokant gewesen sein.
    Randall stand auf, schaute einen Moment sinnend auf mich herab, ging dann um den Tisch herum, streckte die Hand aus und zog mich auf die Beine.
    »Korporal Hawkins«, sagte er, »ich werde einen Augenblick Ihre Hilfe benötigen.«

    Der junge Mann an der Wand schien sich äußerst unbehaglich zu fühlen, aber er kam zu uns herüber.
    »Stellen Sie sich bitte hinter die Dame, Korporal«, sagte Randall. Es hörte sich gelangweilt an. »Halten Sie ihre Ellenbogen fest.«
    Der Hauptmann holte aus und versetzte mir einen Schlag in die Magengrube.
    Ich gab keinen Ton von mir, weil ich keine Luft bekam. Ich saß vornübergebeugt auf dem Boden und rang nach Atem. Ich war schockiert, was weit über den durch den Schlag verursachten Schmerz, der sich mitsamt einer Welle von Schwindel und Übelkeit bemerkbar zu machen begann, hinausging. Im Verlauf meines bisher recht ereignisreichen Lebens hatte noch niemand die Hand gegen mich erhoben.
    Der Hauptmann ging vor mir in die Hocke. Seine Perücke war ein wenig verrutscht, und seine Augen glitzerten, doch ansonsten hatte sich an seiner kontrollierten Eleganz nichts geändert.
    »Ich hoffe, daß Sie nicht guter Hoffnung sind, Madam«, sagte er im Plauderton, »denn wenn dies der Fall ist, so werden Sie es nicht mehr lange sein.«
    Nun begann Sauerstoff in meine Lungen zu strömen, und ich machte ein seltsam pfeifendes Geräusch. Ich ging auf die Knie und tastete matt nach der Tischkante. Nach einem nervösen Blick zu seinem Vorgestzten half mir der Korporal auf.
    Schwärze schien sich im Raum auszubreiten. Ich sank auf einen Hocker und schloß die Augen.
    »Sehen Sie mich an.« Die Stimme klang so leicht und gelassen, als böte mir der Hauptmann eine Tasse Tee an. Ich öffnete die Augen und blickte durch einen tiefen Nebel zu ihm auf. Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Vielleicht haben Sie mir jetzt etwas zu sagen, Madam?« fragte er herrisch.
    »Ihre Perücke sitzt schief«, antwortete ich und schloß die Augen.

13
    Eine Hochzeit wird angekündigt
    Ich saß an einem Tisch in der Schankstube, starrte in einen Becher Milch und kämpfte gegen die immer wieder aufsteigende Übelkeit.
    Dougal hatte mir nur einmal ins Gesicht gesehen, als ich, gestützt von dem Korporal, nach unten kam, und war die Treppe zu Randalls Zimmer hinaufgestiegen. Der Gasthof war massiv gebaut, doch ich konnte die erhobenen Stimmen im ersten Stock hören.
    Ich führte den Becher Milch an meine Lippen, aber mir zitterten die Hände immer noch so stark, daß ich nicht zu trinken vermochte.
    Ich erholte mich allmählich von den körperlichen Auswirkungen des Schlages, doch nicht von dem Schock. Ich wußte , der Kerl war nicht mein Mann, aber die Ähnlichkeit war so groß, daß ich fast geneigt gewesen war, ihm zu vertrauen, und von ihm Höflichkeit, wenn nicht gar Sympathie erwartet hatte. Diese Gefühle durch seine bösartige Attacke ins Gegenteil verkehrt zu sehen, verursachte mir Übelkeit.
    Und Angst. Ich hatte ihm, als er neben mir auf dem Boden kauerte, in die Augen geblickt. Irgend etwas hatte sich in ihren Tiefen gerührt, nur einen Moment, doch ich wollte es nicht noch einmal sehen.
    Oben wurde eine Tür geöffnet. Schwere Schritte kamen die Treppe herab, und Dougal erschien, unmittelbar gefolgt von Hauptmann Randall.
    Dougal warf Randall einen drohenden Blick zu, trat an meinen Tisch, warf eine kleine Münze für die Milch darauf, und zog mich auf die Beine. Er drängte mich aus der Tür. Ich sah gerade noch den seltsam gierigen Ausdruck im Gesicht des Offiziers.
    Wir saßen auf und ritten davon, ehe ich meine wallenden Röcke festgesteckt hatte; der Stoff blähte sich um mich wie ein zu Boden sinkender Fallschirm. Dougal schwieg, doch

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