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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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an Widerstand hatte mangeln lassen. Vielleicht hatte er mich bloß nicht kränken wollen.
    »Weiter so, Junge«, murmelte ich und trank wieder einen herzhaften Schluck.
    Einige Zeit später bog eine Hand meine Finger auf, um mir das Glas wegzunehmen. Eine andere hielt mich unterm Ellbogen fest.
    »Heiliger Gott, was ist die bezecht!« sagte eine Stimme. Sie klang so unerfreulich rauh, als hätte ihr Eigentümer Schmirgelpapier gegessen. Bei dieser Vorstellung mußte ich kichern.
    »Sei still, Weib!« sagte die Stimme. Sie wurde schwächer, als sich ihr Eigentümer abwandte, um mit jemand anderem zu reden. »Betrunken wie ein Sauhirt und schrill wie ein Papagei - aber was will man erwarten -«
    Eine andere Stimme schaltete sich ein, doch ich verstand nicht, was sie sagte; die Worte schienen verzerrt und undeutlich. Immerhin klang sie erfreulicher als die erste, tief und irgendwie beruhigend. Sie kam näher, und ich begriff ein paar Worte. Ich unternahm einen Versuch, mich zu konzentrieren, aber meine Gedanken waren schon wieder abgeschweift.
    Die Fliege war zur Pfütze zurückgekehrt und zappelte jetzt in deren Mitte. Durch das bunte Glasfenster fiel Licht auf sie und ließ
sie noch mehr schillern. Mein Blick heftete sich auf den winzigen grünen Funken, der zu pulsieren schien, während die Fliege zuckte und kämpfte.
    »Du hast keine Chance, Schwester«, sagte ich, und der Funke verglomm.

14
    Eine Hochzeit findet statt
    Als ich erwachte, war ein dicker Bettüberwurf säuberlich bis unter mein Kinn gezogen. Anscheinend trug ich nur mein Unterkleid. Ich wollte mich aufsetzen, um nach meinen Sachen zu sehen, besann mich jedoch recht eilig eines anderen. Sehr vorsichtig legte ich mich zurück, schloß die Augen und hielt meinen Kopf fest, damit er nicht vom Kissen rollte und zu Boden fiel.
    Eine Weile später erwachte ich wieder, weil sich die Tür zum Zimmer öffnete. Behutsam hob ich ein Lid. Die schwankende Kontur verfestigte sich zur mürrischen Gestalt Murtaghs, der vom Fußende meines Bettes aus mißbilligend auf mich herabstarrte. Ich klappte mein Auge zu. Dann hörte ich ein gedämpftes schottisches Geräusch, das vermutlich Abscheu und Widerwillen ausdrücken sollte, aber als ich schaute, war Murtagh fort.
    Ich sank gerade wieder dankbar in meine Bewußtlosigkeit zurück, als sich die Tür erneut öffnete und eine Frau in mittleren Jahren erschien, vermutlich die Wirtin, die einen Waschkrug und eine Schale trug. Sie kam munter in den Raum geeilt und riß die Fensterläden auf, daß es nur so schepperte. Die Frau entwand mir den Überwurf und schmiß ihn beiseite.
    »Kommen Sie, mein Schatz«, sagte sie. »Wir müssen Sie herrichten.« Sie legte einen kräftigen Unterarm hinter meine Schultern und brachte mich in eine sitzende Position. Ich faßte mit der einen Hand nach meinem Kopf und mit der anderen nach meinem Magen.
    »Herrichten?« fragte ich, und mir war, als sei mein Mund voll von verrottetem Moos.
    Die Frau begann mir hurtig das Gesicht zu waschen. »Aye«, bestätigte sie. »Gewiß möchten Sie Ihre Hochzeit nicht versäumen.«
    »Doch«, sagte ich, aber die Frau achtete nicht darauf. Sie streifte
mir ohne langes Federlesen das Hemd ab und schob mich zwecks weiterer Waschungen in die Mitte des Raumes.
    Ein wenig später saß ich auf dem Bett, angezogen und benommen, doch dank eines Glases Portwein, das mir die Wirtin gebracht hatte, wenigstens halbwegs funktionstüchtig. Als die Frau einen Kamm durch das Dickicht meiner Haare zog, trank ich vorsichtig und mit kleinen Schlucken ein zweites Glas.
    Da flog die Tür wieder knallend auf, und ich fuhr zusammen und verschüttete den Wein. Was denn nun schon wieder, dachte ich böse. Diesmal war es eine zweifache Heimsuchung, Murtagh und Ned Gowan, und beide sahen mißbilligend drein, Ned und ich starrten einander zornig an, während Murtagh ins Zimmer trat, langsam um das Bett herumging und mich von oben bis unten betrachtete. Er kehrte zu Ned zurück und murmelte etwas - so leise, daß ich es wieder nicht verstand. Er blickte ein letztes Mal verzweifelt in meine Richtung, dann zog er die Tür hinter sich und Ned zu.
    Schließlich war die Frau mit meiner Frisur zufrieden: Die Haare waren straff zurückgekämmt und auf dem Wirbel zu einem Knoten gesteckt. Einzelne Lockensträhnen fielen mir auf die Schultern und ringelten sich vor den Ohren. Es fühlte sich so an, als würde meine Kopfhaut reißen, doch die Wirkung war unbestreitbar vorteilhaft. Ich begann

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