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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ich ein.
    Dougal betrachtete mich scharf. »Warum nicht, Mädchen? Haben Sie doch noch einen Mann, der am Leben ist?«
    »Nein. Es ist nur… es ist einfach lachhaft! Völlig unmöglich!«
    Dougal hatte sich entspannt, als ich »Nein« sagte. Jetzt blickte er zur Sonne auf und erhob sich.
    »Kommen Sie. Wir müssen uns um etliches kümmern. Wir brauchen eine Sondergenehmigung. Aber das wird Ned schon machen.«
    Dougal nahm meinen Arm.
    Ich riß mich los.
    »Ich heirate niemanden«, verkündete ich mit großer Entschiedenheit.
    Dougal schien unbeeindruckt; er zog nur die Augenbrauen hoch.
    »Sie wollen also, daß ich Sie zu Randall bringe?«
    »Nein!« Und nun kam mir plötzlich ein Gedanke. »Also glauben Sie mir wenigstens jetzt, daß ich keine englische Spionin bin?«
    » Jetzt ja«, antwortete Dougal pointiert.
    »Warum erst jetzt? Warum nicht zuvor?«
    Dougal deutete mit seinem Kopf auf die Quelle und die in den Fels geritzte Gestalt. Sie mußte Hunderte von Jahren alt sein.
    »Das ist die Quelle des heiligen Ninian. Sie haben von ihrem Wasser getrunken, ehe ich Sie gefragt habe.«
    Die Auskunft verwirrte mich.
    »Was soll das heißen?«
    Dougal blickte überrascht drein; dann kräuselten sich seine Lippen zu einem Lächeln. »Wußten Sie das nicht? Sie heißt auch Lügenquelle. Ihr Wasser riecht nach den Dämpfen der Hölle. Wer davon trinkt und die Unwahrheit sagt, dem verbrennt es die Gedärme.«
    »Aha«, erwiderte ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Nun,
meine Gedärme sind durchaus unverbrannt. Sie können mir also glauben, wenn ich sage, daß ich nicht spioniere. Und noch etwas können Sie mir glauben, Dougal MacKenzie. Ich heirate niemanden!«
    Er hörte mir nicht zu. Tatsächlich hatte er sich bereits seinen Weg durchs Gesträuch gebahnt, das die Quelle säumte. Nur ein zitternder Eichenzweig zeigte, wo er gegangen war. Vor Wut kochend, folgte ich ihm.
     
    Auf dem Ritt zum Gasthof protestierte ich weiter. Dougal riet mir schließlich, ich sollte ein wenig Luft zurückbehalten, um auf mein Essen blasen zu können, und den Rest der Strecke legten wir schweigend zurück.
    Als wir beim Gasthof angelangt waren, warf ich die Zügel auf den Boden und floh nach oben, in meine Kammer.
    Die Idee war ungeheuerlich. Ich lief auf und ab in dem kleinen Raum, fühlte mich immer mehr wie ein gefangenes Tier. Warum, zum Teufel, hatte ich nicht den Mut aufgebracht, mich schon früher von den Schotten zu trennen?
    Ich setzte mich auf das Bett und versuchte, leidenschaftslos über alles nachzudenken. Von Dougals Standpunkt aus betrachtet, hatte die Idee durchaus einiges für sich. Wenn er sich weigerte, mich an Randall auszuliefern, würde der Hauptmann vielleicht versuchen, meiner mit Gewalt habhaft zu werden. Und Dougal wollte sich verständlicherweise nicht meinetwegen ein Gefecht mit einer Übermacht von englischen Dragonern liefern.
    Kaltblütig betrachtet, hatte das Ganze auch für mich seine Vorteile. Wenn ich mit einem Schotten verheiratet war, würde ich vermutlich nicht mehr beobachtet und überwacht werden. Und so würde es leichter sein, eines Tages das Weite zu suchen. Und Jamie - nun, er mochte mich. Und kannte die Highlands so gut wie seine Westentasche. Vielleicht würde er mich zum Craigh na Dun bringen. Ja, wahrscheinlich war diese Heirat der beste Weg, mein Ziel zu erreichen.
    Wenn ich es kaltblütig betrachtete. Mein Blut jedoch war alles andere als kalt. Mir war heiß vor Zorn und Erregung, und ich suchte verzweifelt einen Ausweg. Nach einer Stunde war mein Gesicht hochrot, und ich hatte rasende Kopfschmerzen. Ich riß die Fensterläden auf und hielt den Kopf in die kühlende Brise.
    Hinter mir klopfte es gebieterisch an die Tür. Dougal trat ein. Er trug ein Bündel Papiere und wurde von Rupert und dem untadeligen Ned Gowan begleitet.
    »Kommen Sie nur herein«, sagte ich höflich.
    Dougal ignorierte mich wie üblich und breitete die Papiere mit großem Zeremoniell auf dem grobgezimmerten Eichentisch aus.
    »Alles vorbereitet«, sagte er mit dem Stolz eines Mannes, der ein schwieriges Projekt zum erfolgreichen Abschluß geführt hat. »Ned hat die nötigen Papiere aufgesetzt; nichts geht über einen Advokaten, solange er auf deiner Seite steht - wie, Ned?«
    Die Männer, offenbar bester Laune, lachten.
    »War nicht weiter schwierig«, sagte Ned bescheiden. »Es ist ein recht simpler Vertrag.« Er blätterte die Seiten mit einem gewissen Wohlgefallen durch; dann hielt er inne und furchte nachdenklich

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