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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Lücke klaffte. Mein Bräutigam war nirgendwo in Sicht. Vielleicht war es ihm ja gelungen, sich aus dem Staub zu machen. Ermutigt nahm ich ein Glas Wein vom Wirt entgegen, bevor ich Dougal ins Freie folgte.
    Ned und Rupert gingen die Pferde holen. Murtagh war verschwunden, wohl um Jamie zu suchen.
    Dougal hielt mich am Arm, vorgeblich, um mich zu stützten, damit ich mit meinen Satinpantöffelchen nicht ausrutschte, in Wirklichkeit, um Fluchtversuche in letzter Minute zu vereiteln.
    Es war ein warmer schottischer Tag, will heißen, der Nebel war nicht dicht genug, um als Sprühregen zu gelten, aber auch nicht allzuweit davon entfernt. Plötzlich öffnete sich die Tür des Gasthofs, und heraus kam die Sonne in Gestalt von Jamie. Ich mochte eine strahlende Braut sein, doch der Bräutigam stellte mich in den Schatten. Staunend sperrte ich den Mund auf.
    Ein Hochlandschotte in großer Gala ist immer ein eindrucksvoller Anblick - jeder Hochlandschotte, und sei er noch so alt, häßlich oder mürrisch. Ein stattlicher, gutgelaunter und durchaus nicht häßlicher junger Hochlandschotte aber ist einfach atemberaubend. Man hatte Jamie die dichten, rotgoldenen Haare gebürstet, bis sie glänzten. Er trug ein schönes Batisthemd mit gefältelter Brust und
spitzenbesetzten Manschetten, die zu dem üppigen, gestärkten Jabot an seinem Hals paßten, das mit einer Rubinnadel geschmückt war. Sein Tartan, dunkelrot und schwarz, hob sich flammend von dem gedämpfteren Weiß und Grün der MacKenzies ab. Das Plaid war mit einer runden silbernen Brosche befestigt und fiel in elegantem Faltenwurf von seiner rechten Schulter. Es reichte über die wohlgeformten Waden bis zu den schwarzen Lederstiefeln mit den silbernen Schnallen. Um die Mitte wurde er von einem silberbesetzten Schwertgehenk zusammen gehalten. Schwert, Dolch und eine Tasche aus Dachsfell vervollständigten das Bild.
    Ein himmelweiter Unterschied zu dem schmuddeligen Zureiter, den ich kannte - und Jamie wußte es. Mit einem formvollendeten höfischen Kratzfuß murmelte er »Euer Diener, Madam«, wobei es schalkhaft in seinen Augen blitzte.
    »Oh«, sagte ich schwach.
    Ich hatte Dougal selten um Worte verlegen gesehen. Er schien ebenso erstaunt über diese Erscheinung wie ich.
    »Bist du von Sinnen, Mann?« fragte er schließlich. »Was ist, wenn dich jemand sieht?«
    Jamie zog ironisch eine Augenbraue hoch. »Aber Onkel«, sagte er. »Beleidigungen an meinem Hochzeitstag? Du möchtest doch gewiß nicht, daß ich meiner Frau Schande bereite, oder? Außerdem«, fügte er boshaft hinzu, »außerdem glaube ich kaum, daß die Eheschließung rechtens wäre, wenn sie nicht unter meinem wahren Namen erfolgt. Und rechtens soll sie doch sein, nicht wahr?«
    Dougal gewann mit sichtlicher Mühe seine Selbstbeherrschung wieder. »Wenn du fertig bist, dann laß uns aufbrechen«, sagte er.
    Aber Jamie war offenbar noch nicht fertig. Er ignorierte Dougals Zorn und zog eine Perlenkette aus seiner Felltasche. Er trat vor und legte mir die Kette um den Hals. Als ich niederblickte, merkte ich, daß es kleine Barockperlen waren, jene unregelmäßig geformten Produkte von Süßwassermuscheln, dazwischen winzige durchbohrte Goldplättchen, an denen noch kleinere Perlen hingen.
    »Die sind bloß aus Schottland«, sagte Jamie abbittend, »aber sie sehen sehr schön an dir aus.«
    »Das waren die Perlen deiner Mutter!« knurrte Dougal mit finsterer Miene.
    »Ja«, erwiderte Jamie gelassen, »und jetzt gehören sie meiner Frau. Wollen wir aufbrechen?«

    Wohin wir auch unterwegs waren, es lag in einiger Entfernung vom Dorf. Wir stellten eine ziemlich mißmutige Hochzeitsgesellschaft dar, Braut und Bräutigam von den anderen eingekreist wie Sträflinge, die zu einem neuen Gefängnis eskortiert werden. Stumm ritten wir dahin, die einzige Bemerkung machte Jamie, der sich leise dafür entschuldigte, daß er so spät gekommen war. Er erklärte, es habe einige Schwierigkeiten damit gegeben, ein sauberes Hemd zu finden und einen Rock, der groß genug für ihn gewesen sei.
    »Ich glaube, das gehört dem Sohn des hiesigen Gutsherrn«, sagte er, gegen das Spitzenjabot schnippend. »Scheint ein rechter Geck zu sein.«
    Am Fuße eines kleinen Hügels saßen wir ab und ließen die Pferde zurück. Ein Pfad führte durchs Heidekraut bergan.
    »Du hast alle Vorkehrungen getroffen?« hörte ich Dougal mit gedämpfter Stimme zu Rupert sagen, als sie die Pferde anbanden.
    »Ja. War ein bißchen schwer, den Kaplan zu

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