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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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überreden, aber wir haben ihm die Sondergenehmigung gezeigt…« Rupert klopfte gegen seine Felltasche, und es klimperte melodisch, was mir Aufschluß über das Wesen dieser Genehmigung gab.
    Durch den Dunst sah ich das Kirchlein aus der Heide aufragen. Völlig ungläubig nahm ich das Kuppeldach und die seltsamen kleinen Bleiglasfenster wahr, die ich zum letzten Mal an dem sonnigen Morgen erblickt hatte - als ich Frank Randall heiratete.
    »Nein!« rief ich. »Nicht hier! Das kann ich nicht!«
    »Sachte, sachte, Mädel.« Dougal legte mir seine große Hand auf die Schulter und gab beruhigende schottische Geräusche von sich, als wäre ich ein nervöses Pferd. »Es ist ganz natürlich, ein bißchen aufgeregt zu sein«, sagte er zu uns allen. Feste Finger preßten sich in mein Kreuz und drängten mich den Pfad hinauf. Meine Schuhe sanken tief in den Morast ein.
    Jamie und Dougal gingen links und rechts von mir und verhinderten, daß ich floh. Ihre Nähe war entnervend, und ich wurde fast hysterisch. In zweihundert Jahren hatte ich in dieser Kirche geheiratet, und zwar bezaubert davon, wie alt und malerisch sie war. Jetzt war sie geradezu brandneu, keineswegs malerisch, und ich war im Begriff, einen dreiundzwanzigjährigen, jungfräulichen schottischen Katholiken zu heiraten, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt war und -
    Ich wandte mich Jamie in jäher Panik zu. »Ich kann dich nicht heiraten! Ich weiß nicht einmal, wie du mit Familiennamen heißt!«

    Jamie blickte auf mich nieder und hob eine rötliche Augenbraue. »Oh. Das stimmt. Also: Ich heiße Fraser. James Alexander Malcolm MacKenzie Fraser.«
    Völlig konfus sagte ich »Claire Elisabeth Beauchamp« und streckte Jamie töricht die Hand entgegen. Offenbar faßte er dies als Bitte, mich zu stützen, auf, und so nahm er meine Hand und legte sie fest in die Beuge seines Ellbogens. Auf diese Weise festgenagelt, brachte ich die letzten Meter zu meiner Trauung hinter mich.
    Rupert und Murtagh warteten bereits in der Kirche und bewachten den Geistlichen, einen dürren jungen Priester mit roter Nase und erschrockenem Gesichtsausdruck. Rupert entrindete gemächlich eine Weidenrute mit einem großen Messer. Zwar hatte er seine Pistolen beim Eintritt in die Kirche abgelegt, aber sie blieben, auf dem Rand des Taufsteins deponiert, in bequemer Reichweite.
    Die anderen Männer entledigten sich ebenfalls ihrer Waffen, wie es sich in einem Gotteshaus gehörte, und hinterließen auf der letzten Kirchenbank ein beachtliches Arsenal. Nur Jamie behielt seinen Degen und seinen Dolch, wohl als festliche Zutaten zu seinem Gewand.
    Wir knieten vor dem hölzernen Altar nieder, Murtagh und Dougal nahmen ihre Plätze als Trauzeugen ein, und die Zeremonie begann.
    Die Form der katholischen Trauung hat sich im Lauf der Jahrhunderte nicht allzusehr verändert, und die Worte, die mich mit dem rothaarigen Fremden an meiner Seite verbinden sollten, waren so ziemlich dieselben wie bei meiner Hochzeit mit Frank. Ich fühlte mich wie eine leere Muschel. Das Gestammel des jungen Priesters hallte irgendwo in meiner Magengrube wider.
    Ich erhob mich automatisch, als die Zeit für das Eheversprechen gekommen war, und beobachtete mit einer Art betäubter Faszination, wie meine Finger im zupackenden Griff meines künftigen Mannes verschwanden. Seine Hände waren so kalt wie meine, und mir ging auf, daß er trotz seiner äußerlichen Gelassenheit genauso nervös war wie ich.
    Ich hatte es bisher vermieden, ihn anzuschauen, doch nun sah ich auf und entdeckte, daß er auf mich niederblickte. Sein Gesicht war blaß und bemüht ausdruckslos; er sah so aus wie damals, als ich ihm die Wunde verbunden hatte. Ich versuchte, ihn anzulächeln, aber meine Lippen bebten gefährlich. Der Druck seiner Finger
verstärkte sich. Mir schien, daß wir uns gegenseitig festhielten; wenn einer den anderen losließ, würden wir beide umfallen. Seltsamerweise war dies ein recht beruhigendes Gefühl. Was immer uns bevorstehen mochte, wenigstens waren wir zu zweit.
    »Ich nehme dich, Claire, zur Frau…« Jamies Stimme zitterte nicht, nur seine Hand. Jetzt verstärkte ich meinen Griff. Unsere steifen Finger waren aneinandergepreßt wie Bretter in einem Schraubstock. »…dich zu lieben, zu ehren und zu beschützen … in Freud und Leid…« Die Worte kamen wie von ferne. Alles Blut entwich aus meinem Kopf. Das Mieder war höllisch eng, und obwohl ich fror, rann mir der Schweiß in Bächen hinunter. Ich hoffte nur, daß ich nicht in

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