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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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setzen?«
    »Ja.« Wie eine große Katze kam er näher. Doch statt sich neben mich zu setzen, holte er einen Hocker und ließ sich darauf nieder. Etwas zögernd ergriff er meine Hände. Seine Hände waren groß, mit kräftigen Fingern, sehr warm und rötlich behaart. Ich empfand einen gelinden Schock, als er mich berührte, und dachte an eine Stelle aus dem Alten Testament: »Denn Jakob war glatt, und sein Bruder Esau war rauh.« Franks Hände waren lang und schmal, fast haarlos und von aristokratischem Aussehen. Ich hatte es immer geliebt, sie zu betrachten, wenn er Vorlesungen hielt.
    »Erzähl mir von deinem Mann«, sagte Jamie, als hätte er meine Gedanken erraten. Ich entzog ihm vor Schreck fast die Hände.
    »Wie bitte?«
    »Schau, Mädel, wir haben jetzt drei bis vier Tage Zeit füreinander. Ich tue zwar nicht so, als wüßte ich alles, aber ich habe einen guten Teil meines Lebens auf dem Bauernhof verbracht, und was wir vorhaben, wird nicht allzulange dauern - es sei denn, die
Menschen sind sehr viel anders als die Tiere. Wir haben ein bißchen Zeit zu reden und darüber hinwegzukommen, daß wir uns voreinander fürchten.« Diese offenherzige Einschätzung unserer Lage trug ein wenig dazu bei, daß ich mich entspannte.
    »Du fürchtest dich?« Jamie wirkte nicht so. Doch vielleicht war er trotzdem nervös. Obwohl er kein scheuer Sechzehnjähriger war - dies war das erste Mal. Er sah mir in die Augen und lächelte.
    »Ja. Mehr als du, denke ich. Deswegen halte ich auch deine Hände - damit meine nicht zittern.« Ich glaubte es zwar nicht, doch ich drückte Jamie die Hände.
    »Das ist eine gute Idee. Es fällt ein bißchen leichter zu reden, wenn wir uns berühren. Aber warum hast du dich nach meinem Mann erkundigt?«
    »Nun, ich weiß, daß du an ihn denkst. Das mußt du ja fast, unter diesen Umständen. Ich möchte nicht, daß du das Gefühl hast, du könntest mit mir nicht über ihn reden. Obwohl ich jetzt dein Mann bin, wäre es nicht recht, wenn du ihn vergessen oder es auch nur versuchen würdest. Wenn du ihn geliebt hast, muß er ein guter Mann gewesen sein.«
    »Ja, das… war er.« Meine Stimme zitterte, und Jamie strich mir mit den Daumen über meine Hände.
    »Dann werde ich mich bemühen, sein Andenken zu ehren, indem ich seiner Frau zu Diensten bin.« Jamie hob meine Hände an die Lippen und küßte sie.
    Ich räusperte mich. »Das waren sehr ritterliche Worte, Jamie.«
    Er grinste plötzlich. »Aye. Die habe ich mir zurechtgelegt, als Dougal mit seinen Trinksprüchen beschäftigt war.«
    Ich holte tief Atem. »Ich habe einige Fragen«, sagte ich.
    Jamie blickte, ein Lächeln verbergend, auf mich herab. »Das war zu erwarten«, antwortete er. »Du hast wohl auch das Recht, ein bißchen neugierig zu sein. Was möchtest du denn wissen?« Er schaute plötzlich auf, die blauen Augen schelmisch hell im Kerzenlicht. »Warum ich noch unschuldig bin?«
    »Ich würde sagen, das ist deine Sache«, murmelte ich. Es schien plötzlich sehr warm in der Kammer zu werden, und ich entzog Jamie eine Hand, um nach meinem Taschentuch zu suchen. Dabei stieß ich mit den Fingern gegen etwas Hartes.
    »Oh, fast hätte ich’s vergessen! Ich habe deinen Ring noch.« Ich zog ihn heraus und gab ihn Jamie. Der Ring war aus Gold und mit
einem Rubin geschmückt. Statt ihn sich an den Finger zu stecken, verstaute Jamie ihn in seiner Felltasche.
    »Das ist der Ehering meines Vaters«, erklärte er. »Ich trage ihn gewöhnlich nicht, aber ich … nun, ich wollte dir heute Ehre machen und möglichst gut aussehen.« Jamie errötete und beschäftigte sich angelegentlich damit, seine Felltasche wieder zu verschließen.
    »Du hast mir sehr viel Ehre gemacht«, sagte ich lächelnd. Dem blendenden Glanz seiner großen Gala einen Rubin hinzuzufügen, war zwar so, als trüge man Eulen nach Athen, aber der fürsorgliche Gedanke dahinter rührte mich.
    »Sobald ich kann, besorge ich einen Ring, der dir paßt«, versprach Jamie.
    »Das ist nicht so wichtig«, entgegnete ich, wobei mir etwas unbehaglich zumute war. Schließlich hatte ich vor, bald zu gehen.
    Ich nahm das ursprüngliche Thema wieder auf. »Eine Hauptfrage«, sagte ich. »Warum hast du dich damit einverstanden erklärt, mich zu heiraten?«
    »Ach so.« Jamie ließ meine Hände los und setzte sich ein wenig zurück. Er zögerte einen Moment mit der Antwort und strich das wollene Tuch über seinen Schenkeln glatt.
    »Zum Beispiel, weil ich so gern mit dir plaudere«, sagte Jamie

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