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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Kreis; der eine deckte jeweils die schwächere Seite des anderen.
    Das ganze brodelnde, stöhnende, fluchende Durcheinander bewegte sich in meine Richtung. Ich drückte mich in die Felsspalte, so gut es ging, aber sie war kaum sechzig Zentimeter tief. Aus den Augenwinkeln sah ich eine Bewegung. Murtagh hatte beschlossen, eine aktivere Rolle zu spielen.
    Ich konnte meinen entsetzten Blick kaum von Jamie wenden, sah jedoch, daß Murtagh seine Pistole lässig in die Hand nahm. Er überprüfte sie, rieb sie an seinem Gewand, legte an und wartete.
    Und wartete. Ich zitterte vor Angst um Jamie, der nun auf alle Feinheiten verzichtete und wild um sich drosch. Er schlug die beiden Männer zurück, die inzwischen auf sein Blut aus waren. Warum, zum Teufel, schießt Murtagh nicht? dachte ich wütend. Aber dann sah ich, daß Jamie und Dougal sich genau im Schußfeld befanden. Und ich vermutete, daß es Steinschloßpistolen ein wenig an Treffsicherheit mangelte.
    Dies bestätigte sich kurz darauf, als einer der Widersacher Dougal mit einem unerwarteten Ausfall am Handgelenk erwischte. Die
Klinge ritzte seinen Unterarm, und Dougal sank auf die Knie. Jamie spürte, wie sein Onkel fiel, und trat zwei rasche Schritte nach hinten. Dadurch kam sein Rücken in die Nähe eines Felsblocks; neben ihm kauerte Dougal. Die Angreifer gerieten dadurch dichter an Murtaghs Waffe heran.
    Aus der Nähe war der Knall der Pistole erschreckend laut. Er überrumpelte die Angreifer, besonders den, der getroffen wurde. Der Mann stand einen Moment still, schüttelte verwirrt den Kopf, setzte sich dann sehr langsam, fiel schlaff nach hinten und rollte über eine kleine Steigung in die verlöschende Glut des Feuers.
    Jamie nutzte die Überraschung und schlug einem Angreifer das Florett aus der Hand. Dougal war wieder auf den Beinen, und Jamie trat beiseite, damit sein Onkel unbehindert das Schwert führen konnte. Ein Kämpfer hatte aufgegeben und rannte die Steigung hinunter, um seinen Gefährten aus der heißen Asche zu zerren. Trotzdem blieben damit noch drei Angreifer, und Dougal war verletzt. Ich sah dunkle Tropfen gegen den Fels spritzen, als er sein Schwert schwang.
    Die Männer waren jetzt so nahe, daß ich Jamies Gesicht deutlich erkennen konnte - gelassen und konzentriert, und seine Augen blitzten vor Kampflust. Plötzlich rief ihm Dougal etwas zu. Jamie wandte die Augen für den Bruchteil einer Sekunde von seinem Gegner ab und blickte nach unten. Dann schaute er gerade noch rechtzeitig auf, daß er nicht durchbohrt wurde, duckte sich zur Seite und warf sein Schwert.
    Jamies Gegner stierte die Waffe verdutzt an, die in seinem Bein stak. Er berührte zögernd die Klinge, umfaßte sie und zog sie heraus. Vermutlich ging die Wunde nicht sehr tief, aber der Mann schien ziemlich benommen und sah drein, als wollte er nach dem Sinn dieses unorthodoxen Verhaltens fragen.
    Er stieß einen Schrei aus, ließ sein Florett fallen und rannte humpelnd davon. Aufgeschreckt durch den Lärm, blickten zwei weitere Angreifer herüber, drehten sich um und flohen ebenfalls, verfolgt von Jamie. Es war ihm gelungen, den großen Bidenhänder aus der Decke zu ziehen, und er schwang ihn beidhändig in mörderischem Bogen. Murtagh gab ihm Rückendeckung, schrie etwas höchst Unschmeichelhaftes auf gälisch und fuchtelte sowohl mit dem Florett als auch mit seiner Pistole herum.
    Der Schauplatz war rasch von Feinden gesäubert, und eine Viertelstunde
später versammelte sich die MacKenzie-Gruppe und zählte ihre Verluste.
    Sie waren gering; zwei Pferde und drei Sack Getreide waren gestohlen worden. Die Fuhrleute und die Bewaffneten hatten größeren Schaden verhindert. Das Schlimmste war, daß einer der Männer vermißt wurde, der trotz gründlicher Durchsuchung des Geländes nicht wieder auftauchte.
    »Sie haben ihn entführt«, meinte Dougal finster. »Verflucht, das Lösegeld wird mich die Einnahmen eines Monats kosten.«
    »Hätte ärger kommen können, Dougal«, erwiderte Jamie. »Denk dir nur, was Colum sagen würde, wenn sie dich entführt hätten!«
    »Oder dich, Junge. Ich hätte dich nicht ausgelöst, und du könntest dich fortan Grant nennen«, knurrte Dougal.
    Ich holte das Kästchen mit medizinischen Gerätschaften, das ich eingepackt hatte, und nahm mir die Verwundeten vor. Nichts wirklich Bedenkliches, wie ich erleichtert feststellte. Die Wunde an Dougals Arm war bereits das Ärgste.
    Ned Gowan strahlte, anscheinend viel zu überrascht vom Kampf, um zu bemerken,

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