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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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dem Gebüsch brachen, die Schotten niedermetzelten und mich zum Verhör in Randalls Löwengrube schleiften.
    »Glaube ich nicht«, antwortete Dougal beiläufig. »Er hat anderes zu tun, als sich wegen einer entsprungenen Engländerin Sorgen zu machen, gleichgültig, wie hübsch sie ist.« Dougal hob eine Augenbraue und verbeugte sich vor mir. »Auch ist er nicht so töricht, Colum zu verdrießen, indem er dessen angeheiratete Nichte entführt«, fügte er hinzu.
    Nichte. Ich spürte, wie mir trotz der Wärme ein kleiner Schauer über den Rücken lief. Die Nichte des Oberhaupts der MacKenzies. Und des Kriegsherrn dieses Clans - lässig ritt er neben mir. Außerdem
war ich jetzt verwandtschaftlich mit Lord Lovat verbunden, dem Oberhaupt des Fraser-Clans, mit dem Abt eines maßgeblichen französischen Klosters und mit wer weiß wie vielen anderen Frasers. Vielleicht würde John Randall es wirklich nicht für sinnvoll halten, mich zu verfolgen. Und das war schließlich der springende Punkt bei diesem lächerlichen Arrangement gewesen.
    Ich schaute verstohlen zu Jamie, der jetzt voranritt. Sein Rücken war so gerade wie der Stamm einer jungen Erle, und seine Haare schimmerten in der Sonne wie ein Helm aus poliertem Metall.
    Dougal folgte meinem Blick.
    »Hättest es schlimmer treffen können, nicht?« sagte er, ironisch die Braue hebend.
     
    Zwei Tage später lagerten wir im Moorland, bei einer jener seltsamen, gletscherzerfurchten Felsnasen aus Granit. Wir hatten einen langen Ritt hinter uns, dabei nur einmal hastig im Sattel eine Mahlzeit eingenommen, und alle waren nun zufrieden, haltzumachen und etwas Warmes zu essen. Ich hatte schon vorher beim Kochen helfen wollen, doch der schweigsame MacKenzie, in dessen Zuständigkeit die Verköstigung fiel, hatte dies mehr oder weniger höflich abgelehnt.
    Einer der Männer hatte am Morgen ein Reh erlegt, und das frische Fleisch, mit Rüben und Zwiebeln zubereitet, gab ein herrliches Abendessen. Satt und zufrieden streckten wir uns am Feuer aus, um Geschichten und Liedern zu lauschen. Überraschenderweise hatte der kleine Murtagh, der so selten das Wort ergriff, einen schönen klaren Tenor. Zwar war es schwierig, ihn zum Singen zu bewegen, doch es lohnte die Mühe.
    Ich rückte näher an Jamie heran und versuchte, einen bequemen Platz auf dem harten Granit zu finden. Wir hatten unser Lager am Rande der Felsnase aufgeschlagen, wo ein breiter Sims eine natürliche Feuerstelle bot und die aufgetürmten Felsen dahinter ein ideales Versteck für die Pferde bildeten. Als ich fragte, warum wir nicht im Gras schliefen - dort hätten wir es doch gemütlicher -, antwortete Ned Gowan, wir seien jetzt nahe der südlichen Grenze der MacKenzie-Ländereien und damit in unmittelbarer Nachbarschaft des Gebietes der Grants und der Chisholms.
    »Dougals Späher meldet, es gebe kein Zeichen dafür, daß jemand in unserer Nähe ist«, sagte Ned, der auf einem Felsblock stand, um
selbst in den Sonnenuntergang zu spähen, »aber man kann nie wissen. Und lieber übervorsichtig als ein Bruder Leichtfuß.«
    Als Murtagh seine Darbietung beendete, begann Rupert, Geschichten zu erzählen. Zwar ging er nicht so elegant mit Worten um wie Gwyllyn, aber er hatte einen schier unerschöpflichen Vorrat an Märchen und Sagen über Feen, böse Geister und andere Bewohner des schottischen Hochlands, wie zum Beispiel die Wasserpferde. Diese Wesen, erklärte Rupert, bewohnten fast alle Gewässer und kämen besonders häufig an Furten vor, wenn auch viele in den Tiefen der Lochs hausten.
    »Es gibt eine Stelle am östlichen Ende von Loch Garve«, sagte Rupert, »die friert nie zu. Dort hat es immer schwarzes Wasser, selbst wenn der Rest des Lochs dick vereist ist, denn dort ist der Schornstein des Wasserpferds.«
    Das Wasserpferd von Loch Garve hatte - wie es seiner Art entsprach - ein junges Mädchen entführt, das am Ufer schöpfte, damit es in den Tiefen des Lochs bei ihm lebte. Wehe dem Mädchen und wehe auch dem Mann, die am Ufer einem schönen Pferd begegneten und es reiten wollten, denn wenn der Reiter einmal aufgesessen war, konnte er nicht mehr herab; das Pferd würde ins Wasser traben, sich in einen Fisch verwandeln und mit dem unseligen Reiter auf dem Rücken nach Hause schwimmen.
    »Nun hat ein Wasserpferd unterhalb der Wellen bloß Fischzähne«, fuhr Rupert fort, »und es ernährt sich von Schnecken und Schlingpflanzen. Sein Blut ist so kalt wie das Wasser, und es braucht kein Feuer, eine Menschenfrau

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