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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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das Messer geradewegs nach oben führst, fällt dein Gegner wie vom Blitz getroffen.«
    Rupert ließ mich in verschiedenen Stellungen üben. Als ihm die Luft ausging, wechselten sich die anderen Männer darin ab, das Opfer zu spielen; anscheinend fanden sie meine Bemühungen sehr lustig. Sie legten sich ins Gras, drehten mir den Rücken zu, damit ich sie »überfiel«, sprangen mich von hinten an oder taten so, als wollten sie mich erwürgen, damit ich versuchen konnte, sie in den Bauch zu stechen.
    Die Zuschauer ermunterten mich lautstark, und Rupert wies mich an, nicht im letzten Moment zurückzuweichen.
    »Stich zu, als wäre es dir ernst, Mädel«, sagte er. »Im Notfall kommst du auch nicht darum herum. Und wenn einer von diesen faulen Burschen nicht rechtzeitig ausweichen kann, dann hat er verdient, was er bekommt.«

    Zunächst war ich ängstlich und unbeholfen, aber Rupert war ein vorzüglicher, sehr geduldiger Lehrer.
    Dougal saß unter einem Baum und gab ironische Bemerkungen ab. Doch er war es, der den Vorschlag mit der Attrappe machte.
    »Gebt ihr etwas, in das sie den Dolch rammen kann«, sagte er, als ich nach und nach eine gewisse Geschicklichkeit entwickelte. »Beim ersten Mal ist es ja ein ziemlicher Schreck.«
    »Das stimmt«, bestätigte Jamie. »Ruh dich ein bißchen aus, Sassenach. Ich komme gleich wieder.«
    Er ging mit zwei Bewaffneten zu den Fuhrwerken, und ich sah, wie sie die Köpfe zusammensteckten und dann dies und jenes von einem Wagen zogen. Völlig außer Atem ließ ich mich neben Dougal nieder.
    Er nickte lächelnd. Wie die meisten Männer hatte er sich nicht die Mühe gemacht, sich während der Reise zu rasieren, und so umrahmte ein üppiger dunkelbrauner Bart seinen Mund.
    »Wie geht es denn?« fragte er, was sich nicht auf meine Gewandtheit mit Waffen beziehen sollte.
    »Recht gut«, antwortete ich argwöhnisch, und auch ich dachte nicht an Dolche. Dougals Blick wanderte zu Jamie, der immer noch bei den Fuhrwerken beschäftigt war.
    »Die Ehe behagt dem Jungen offenbar«, bemerkte Dougal.
    »Unter den gegebenen Umständen ist sie ziemlich gesund für ihn«, stimmte ich kühl zu. Dougals Mundwinkel kräuselten sich.
    »Für dich auch, Mädel. Ein gelungenes Arrangement für alle Beteiligten, wie mir scheinen möchte.«
    »Besonders für dich und deinen Bruder. Und da wir gerade von Colum sprechen - was, meinst du, wird er sagen, wenn er davon erfährt?«
    Dougals Lächeln wurde breiter. »Colum? Oh, ich glaube, er wird erfreut sein, eine solche Nichte im Familienkreis begrüßen zu dürfen.«
    Die Attrappe war fertig, und ich fuhr mit meinen Übungen fort. Es handelte sich um einen Wollsack, etwa so groß wie ein Männeroberkörper, um den sie ein Stück Rindsleder gewickelt und mit Stricken festgezurrt hatten. Auf dieses Ding sollte ich nun einstechen. Jamie hatte verschwiegen, daß sie mehrere flache Holzstücke zwischen den Wollsack und das Leder geschoben hatten - um Knochen zu simulieren, wie er mir später erklärte.

    Bei den ersten Stichen passierte nicht viel; allerdings brauchte ich mehrere Versuche, um das Leder zu durchbohren. Es war zäher, als es aussah. Genau wie die menschliche Haut, sagte man mir. Dann probierte ich es mit einem Stich von oben und traf eines der Holzstücke.
    Ich dachte einen Moment, der Arm sei mir abgebrochen. Der Schock des Aufpralls bebte bis zu meiner Schulter nach, und der Dolch entfiel meinen tauben Fingern. Unterhalb des Ellbogens war alles gefühllos, doch ein ominöses Prickeln verriet mit, daß es nicht lange so bleiben würde.
    »Jesus H. Roosevelt Christ!« sagte ich. Ich stand da, hielt mir den Ellbogen und lauschte dem ausgelassenen Gelächter der Männer. Schließlich nahm Jamie mich bei der Schulter und massierte meinen Arm, bis ich ihn wieder spürte.
    »In Ordnung«, sagte ich durch die Zähne und ballte meine kribbelnde Rechte vorsichtig zur Faust. »Was tut man, wenn man einen Knochen trifft und sein Messer verliert? Gibt es da eine bewährte Methode?«
    »Gewiß«, antwortete Rupert grinsend. »Dann zieht man die Pistole und schießt den Hundsfott tot.« Dies löste noch mehr stürmisches Gelächter aus, das ich ignorierte.
    »Also gut«, sagte ich mehr oder minder gelassen. Ich deutete auf die lange Pistole, die Jamie an der linken Hüfte trug. »Zeigst du mir, wie man sie lädt und abfeuert?«
    »Nein«, erwiderte Jamie entschieden.
    Ich war ein bißchen zornig. »Warum nicht?«
    »Weil du eine Frau bist, Sassenach.«
    Ich

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