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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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setzte sich unbeholfen neben mich. Er sank zusammen, als hätten seine Knie plötzlich nachgegeben. Ich empfand eine frostige Einsamkeit, mir war, als zerrte ein eisiger Winterwind an meinen Kleidern. Ich streckte die Hand nach Jamie aus. Er hob den Kopf von den Knien und starrte mich an, als hätte er mich noch nie gesehen. Ich legte ihm die Hände auf die Schultern, und er zog mich mit einem Laut, der halb Ächzen, halb Schluchzen war, an seine Brust.
    Dann nahmen wir einander - schweigend, aber wild und drängend, mit hektischen Bewegungen, getrieben von einem Zwang, den ich nicht verstand; ich wußte nur, daß wir ihm gehorchen mußten, sonst würden wir einander für immer verlieren. Es war keine Begegnung aus Liebe, sondern aus Not, als wäre uns klar, daß wir allein nicht bestehen konnten.
    Und so lagen wir engumschlungen im Gras - zerzaust, blutbefleckt und zitternd trotz des Sonnenscheins. Jamie murmelte etwas; seine Stimme war so leise, daß ich nur das Wort »Verzeihung« verstand.
    »Du kannst nichts dafür«, sagte ich und strich ihm über die Haare. »Jetzt ist alles in Ordnung, es ist wieder gut.« Alles kam mir vor wie ein Traum, als sei nichts um mich herum wirklich, und ich erkannte darin vage die Symptome eines verzögerten Schocks.
    »Nein«, widersprach Jamie. »Nein. Es war wirklich meine Schuld… Eine solche Torheit, hier nicht aufzupassen. Und es zuzulassen, daß du … ich wollte es nicht. Ich wollte … es tut mir leid, daß ich dich benutzt habe. Dich so zu nehmen, so kurz nach… wie ein Tier. Verzeih mir, Claire… ich weiß nicht, was mich… ich konnte nicht anders, aber … mein Gott, dir ist ja ganz kalt, mo duinne, deine Hände fühlen sich eisig an. Komm, laß dich von mir wärmen.«
    Er steht auch unter Schock, dachte ich. Seltsam, wie es manche Leute beim Reden packt. Andere zittern nur still. Ich zum Beispiel. Ich drückte Jamies Mund gegen meine Schulter, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Ist ja gut«, sagte ich immer wieder. »Ist ja gut.«
    Plötzlich fiel ein Schatten über uns, und wir fuhren zusammen.
Dougal stand da und blickte finster auf uns herab. Höflich wandte er die Augen von mir ab, während ich mein Mieder schloß, und funkelte statt dessen Jamie an.
    »Es ist ja schön und gut, Junge, dich mit deiner Frau zu vergnügen, aber wenn ihr uns länger als eine Stunde warten laßt und derart miteinander beschäftigt seid, daß ihr mich nicht einmal kommen hört - das wird dich eines Tages in Schwierigkeiten bringen, mein Junge. Es könnte sich jemand heranschleichen und dir eine Pistole an die Schläfe setzen, ehe du -«
    Dougal hielt mitten im Satz inne und starrte mich ungläubig an, da ich mich wie entfesselt im Gras wälzte. Jamie führte seinen Onkel vor die Espen und klärte ihn mit gedämpfter Stimme auf. Ich fuhr fort, hemmungslos zu kichern, und stopfte mir schließlich ein Taschentuch in den Mund. Dougals Worte hatten den Anblick von Jamies Gesicht heraufbeschworen, sozusagen in flagranti ertappt, was ich in meiner Verstörung zum Schreien komisch fand. Ich lachte, bis ich Seitenstechen bekam. Schließlich setzte ich mich auf, wischte mir die Augen und sah Dougal und Jamie mit der gleichen mißbilligenden Miene vor mir stehen. Jamie zog mich auf die Beine und führte mich zu der Stelle, an der die übrigen Männer mit den Pferden warteten.
     
    Außer der anhaltenden Neigung, aus nichtigen Gründen hysterisch zu lachen, trug ich von unserer Begegnung mit den Deserteuren keinen bleibenden Schaden davon. Allerdings wurde ich sehr vorsichtig, sobald ich das Lager verließ. Ich zuckte beim leisesten Geräusch im Wald nervös zusammen und eilte in fliegender Hast von routinemäßigen Verrichtungen wie Holz- und Wasserholen zurück, regelrecht erpicht auf den Anblick der MacKenzie-Leute. Auch ihr Schnarchen bei Nacht beruhigte mich neuerdings, und ich verlor die letzte Befangenheit wegen der diskreten Verrenkungen, die unter Jamies Decke stattfanden.
    Ich fürchtete mich immer noch vor dem Alleinsein, als ein paar Tage später der Zeitpunkt für das Treffen mit Horrocks gekommen war.
    Jamie sagte, ich könnte ihn nicht begleiten.
    »Was?« fragte ich ungläubig. »Ich komme mit!«
    »Das geht nicht«, erwiderte Jamie geduldig. »Die meisten der Männer werden mit Ned nach Lag Cruime reiten, um, wie geplant,
die Pachtgelder zu kassieren. Dougal und ein paar andere begleiten mich zu dem Treffen, falls Horrocks auf Verrat sinnen sollte. Du darfst dich aber in der

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