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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Rot tönte Jamies Ohrläppchen, als er es mir übersetzte:
    Gib der Küsse mir tausend und hundert darauf,
Hernach wieder tausend, und noch einmal hundert.
    »Nun, das ist ein bißchen eleganter als ein Schlagertext«, bemerkte ich amüsiert.
    »Wie?« Jamie schaute mich verdutzt an.
    »Egal«, sagte ich hastig. »Hat Munro diesen Horrocks inzwischen gefunden?«
    »Ja. Es ist alles abgesprochen. Ich werde mich in den Bergen mit ihm treffen, zwei Meilen oberhalb von Lag Cruime. In vier Tagen, wenn bis dahin nichts schiefgeht.«
    Die Vorstellung, etwas könnte schiefgehen, machte mich nervös.
    »Hältst du es für gefahrlos? Ich meine, vertraust du Horrocks?«
    Jamie setzte sich auf, rieb sich den Schlaf aus den Augen und blinzelte.
    »Einem englischen Deserteur? Natürlich nicht. Er würde mich, ohne zu zögern, an Randall verkaufen, nur kann er sich nicht selber an die Rotröcke wenden. Die knüpfen Deserteure auf. Nein, ich vertraue ihm nicht. Deshalb habe ich auch Dougal begleitet, statt Horrocks alleine aufzusuchen. So habe ich wenigstens Gesellschaft, wenn der Mann etwas im Schilde führt.«
    »Oh.« Ich war mir nicht sicher, ob Dougals Gegenwart so beruhigend war - angesichts des Verhältnisses zwischen Jamie und seinen intriganten Onkeln.
    »Wenn du meinst…«, sagte ich zweifelnd. »Zumindest würde Dougal wohl kaum die Gelegenheit nutzen, um auf dich zu schießen.«
    »Dougal hat bereits einmal auf mich geschossen«, erwiderte Jamie munter. »Du müßtest es wissen, du hast die Wunde verbunden.«
    Ich ließ den Kamm fallen, den ich in der Hand hielt.
    »Dougal?! Ich dachte, das seien die Engländer gewesen!«
    »Die auch«, antwortete Jamie. »Aber getroffen hat mich Dougal, oder wohl eher Rupert - er ist der beste Schütze unter Dougals Leuten. Wie auch immer, als wir vor den Rotröcken flohen, merkte ich, daß wir nahe der Grenze der Fraser-Ländereien waren, und ich bildete mir ein, ich könnte es wagen. So gab ich meinem Pferd die Sporen und brach aus, um Dougal und die anderen herum. Gewiß, es wurde heftig geschossen, aber die Kugel, die mich traf, kam von
hinten. Und da waren in diesem Augenblick nur Dougal, Rupert und Murtagh. Die Engländer waren alle vor uns - tatsächlich rollte ich, als ich vom Pferd fiel, den Hügel hinunter und landete ihnen fast vor den Füßen.« Jamie beugte sich über den Eimer Wasser, den ich geholt hatte, und spritzte sich ein paar Handvoll ins Gesicht. Er schüttelte den Kopf, um das Wasser in seinen Augen loszuwerden.
    »Dougal mußte erbittert kämpfen, um mich zurückzuholen. Ich lag auf dem Boden, zu nichts zu gebrauchen, und er stand über mir, zog mit der einen Hand an meinem Gürtel, um mir aufzuhelfen, und hielt in der anderen seinen Degen und focht mit einem Dragoner, der da meinte, er habe eine Kur für meine Gebrechen. Dougal tötete den Mann und setzte mich auf sein Pferd.« Jamie schüttelte erneut den Kopf. »Ich begriff gar nicht so recht, was eigentlich los war, ich konnte nur daran denken, wie hart es für das Pferd sein mußte, mit fast vier Zentnern den Berg hinaufzukommen.«
    Ich lehnte mich erstaunt zurück.
    »Aber Dougal… wenn er gewollt hätte, hätte er dich doch dann töten können.«
    Jamie schüttelte noch einmal den Kopf und griff zu dem Rasiermesser, das er sich von seinem Onkel geliehen hatte. Er nahm das Wasser im Eimer als Spiegel, verzog das Gesicht zu der gequälten Grimasse, die Männer schneiden, wenn sie sich den Bart schaben, und widmete sich seinen Wangen.
    »Nein, nicht vor den Männern. Außerdem wollten Dougal und Colum mich nicht unbedingt umbringen - besonders Dougal nicht.«
    »Aha.« Wie immer wurde mir ein bißchen schwindlig, als die Verwicklungen des schottischen Familienlebens ins Spiel kamen.
    »Es liegt an Lallybroch«, erklärte Jamie, während er mit seiner freien Hand nach Barthaaren tastete, die ihm bisher entgangen waren. »Lallybroch hat nicht nur guten Boden, sondern liegt auch auf einer Paßhöhe. Auf zehn Meilen im Umkreis ist es der einzig brauchbare Paß ins Hochland. Wenn es wieder zu einem Aufstand käme, wäre das Gut sehr nützlich. Und wenn ich ledig gestorben wäre, wäre es mit ziemlicher Sicherheit an die Frasers zurückgefallen.«
    Jamie strich sich über den Hals und grinste. »Ich bin eine harte Nuß für die Gebrüder MacKenzie. Einerseits wollen sie, wenn ich für die Herrschaft des kleinen Hamish eine Bedrohung bin, meinen
Tod. Bin ich’s aber nicht, so möchten sie mich - und mein

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