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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gespielt hatte. Jamie stand mit erhobenen Händen reglos da, die Mündung einer Muskete war gegen seine Brust gepreßt.
    »Hättest ihn zum Ende kommen lassen können, Harry«, sagte der eine Mann. Er grinste breit und zeigte seine verrotteten Zähne. »Mittendrin aufhören ist schlecht für die Gesundheit.«
    Sein Kumpan stieß Jamie mit der Muskete gegen die Brust.
    »Dem seine Gesundheit kümmert mich nicht. Und ihn selber auch nicht mehr lange. Ich will die da haben« - er nickte in meine Richtung -, »und ich steh’ nicht gern hinter jemand zurück, schon gar nicht hinter so einem schottischen Hurensohn.«
    Der mit den verrotteten Zähnen lachte. »Ich bin nicht so wählerisch. Mach ihn tot, und dann rauf auf die Frau.«
    Harry, ein kleiner, gedrungener, schielender Bursche, beäugte mich einen Moment lang nachdenklich. Ich saß noch auf dem Boden, die Knie angezogen und die Röcke fest um die Knöchel geschlungen. Schließlich lachte Harry und gab seinem Kumpan ein Zeichen.
    »Nein, er soll zuschauen. Stell dich zu ihm, Arnold, und halt ihn mit deiner Muskete in Schach.« Arnold gehorchte grinsend. Harry legte seine Muskete auf die Erde und ließ den Pistolengurt fallen.
    Während ich meine Röcke festhielt, wurde ich mir eines harten Gegenstands in meiner rechten Tasche bewußt. Der Dolch, den Jamie mir gegeben hate. Konnte ich mich dazu überwinden, von ihm Gebrauch zu machen? Durchaus, entschied ich, als ich in Harrys pickeliges, lüsternes Gesicht schaute.
    Allerdings würde ich bis zum allerletzten Moment warten müssen, und ich bezweifelte, daß Jamie sich so lange beherrschen konnte; schon jetzt stand ihm die reine Mordlust im Gesicht geschrieben.
    Ich wagte es nicht, allzu deutlich zu werden, daher kniff ich nur die Augen zusammen und starrte ihn beschwörend an, daß er sich nich rühren sollte. Die Adern an seinem Hals schwollen an, und sein Gesicht war stark gerötet, aber er nickte kaum wahrnehmbar.
    Ich kämpfte, als Harry mich zu Boden drückte und meine Röcke hochzuziehen versuchte, um meine Hand näher an den Dolchgriff
heranzubringen. Harry schlug mir ins Gesicht und befahl mir, mich nicht zu rühren. Meine Wange brannte, und meine Augen tränten, aber die Waffe war jetzt in meiner Hand, verborgen unter den Falten meines Kleides.
    Ich legte mich schwer atmend zurück. Ich konzentrierte mich auf mein Vorhaben und bemühte mich, alles andere aus meinen Gedanken zu verbannen.
    Seine schmutzigen Hände packten meine Oberschenkel und rissen sie auseinander. Ich erinnerte mich daran, wie sich Ruperts Wurstfinger in Murtaghs Rippen bohrten, und ich hörte seine Stimme: »Hier, unter der letzten, erreichst du die Niere. Wenn du das Messer geradewegs nach oben führst, fällt dein Gegner wie vom Blitz getroffen.«
    Es wurde Zeit; Harrys stinkender Atem wehte mir ekelhaft heiß ins Gesicht, und er fingerte zwischen meinen Beinen herum.
    »Schau’s dir genau an, du Bock«, keuchte er, »dann weißt du, wie’s gemacht wird. Deine kleine Hure wird um mehr winseln, bevor -«
    Ich schlang den linken Arm um Harrys Nacken, um ihn festzuhalten, hob die Hand mit dem Dolch und stieß so fest zu, wie ich nur konnte. Der Schock des Aufpralls strahlte bis in meine Schulter aus, ich ließ beinahe die Waffe fallen. Harry stöhnte und zappelte, um zu entkommen. Ich hatte zu hoch gezielt, und der Dolch war von einer Rippe abgerutscht.
    Doch ich konnte jetzt nicht klein beigeben. Glücklicherweise wurden meine Beine nicht von den lästigen Röcken behindert. Ich schlang sie um Harrys schwitzende Hüften und nahm ihn in die Zange. Ich stach erneut zu, mit der Kraft der Verzweiflung, und diesmal fand ich die richtige Stelle.
    Rupert hatte recht gehabt. Harry wölbte sich in einer gräßlichen Parodie des Liebesaktes empor und brach dann lautlos über mir zusammen, während das Blut aus seiner Rückenwunde spritzte.
    Arnold war durch dieses Schauspiel kurz abgelenkt worden, und dieser Moment war mehr als genug für den ergrimmten Schotten, den er in Schach halten sollte. Als ich wieder soweit bei Sinnen war, daß ich mich unter dem leblosen Harry herauswinden konnte, war auch Arnold mausetot. Jamie hatte ihm mit dem Sgian dhu, den er im Strumpf trug, säuberlich die Kehle durchgeschnitten.
    Jamie kniete sich neben mich. Wir zitterten beide und klammerten
uns wortlos aneinander. Immer noch schweigend trug Jamie mich zu einer grasbewachsenen Stelle hinter einem Schutzschirm aus Espen.
    Er legte mich auf den Boden und

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