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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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anheimelnde Kastrationsschere in der Hand, die er ironisch zum Gruß hochhob.
    »Ich wollte sie eigentlich bei Mahomet benutzen, aber vielleicht könnte sie hier besser gebraucht werden, eh?« Er klapperte einladend mit den schweren Klingen. »Dann würdest du mehr an die Arbeit und weniger an deinen Schwanz denken, Junge.«
    »Mach lieber keine Witze darüber, Mann«, sagte Jamie und grinste. »Brauchst du mich?«
    Alecs Augenbraue bewegte sich wie eine haarige Raupe.
    »Nein, wie kommst du darauf? Ich wollte mal versuchen, einen vollblütigen Zweijährigen ganz allein zu kastrieren, nur so zum Spaß.« Er schnaubte kurz über seinen Witz und wedelte mit der Schere in Richtung Burg.
    »Ab mit Ihnen, Mädel. Sie können ihn zum Abendessen zurückhaben, wenn er Ihnen dann noch was nützt.«
    Jamie, den die letzte Bemerkung mißtrauisch gemacht hatte, schnappte sich mit einem schnellen Griff die Schere.
    »Ich fühle mich sicherer, wenn ich sie habe«, sagte er mit einem Zwinkern zum alten Alec. »Dann geh, Sassenach. Wenn ich für den alten Alec die ganze Arbeit gemacht habe, dann suche ich dich.«

    Er beugte sich herab, um mich auf die Wange zu küssen, und flüsterte mir ins Ohr: »In den Ställen, wenn die Sonne oben am Himmel steht.«
     
    Die Ställe von Burg Leoch waren besser gebaut als viele der Katen, die ich auf unserer Reise mit Dougal gesehen hatte. Der Boden und die Wände bestanden aus Stein, und die einzigen Öffnungen waren die schmalen Fenster am einen Ende, die Tür am anderen und die Schlitze unter dem strohgedeckten Dach, die man für die Eulen ausgespart hatte, damit sie die Mäuse im Heu unter Kontrolle hielten. Sie ließen genug Luft und Licht herein, daß es nicht düster war, sondern eine angenehm gedämpfte Atmosphäre herrschte.
    Oben auf dem Heuboden, direkt unter dem Dach, war das Licht noch schöner; es fiel in Streifen auf das hochgetürmte Heu, und die Sonnenstrahlen fingen die Staubkörnchen ein, so daß sie tanzten wie Goldflimmer. Ein laues Lüftchen wehte durch die Ritzen und trug den Duft von Levkojen, Bartnelken und Knoblauch aus dem Garten herauf, der sich mit dem Geruch der Pferde vermischte.
    Jamie regte sich in meinen Armen und setzte sich auf; ein Sonnenstrahl fiel auf seine Haare, und es sah aus, als wäre eine Kerze angezündet worden.
    »Was ist?« fragte ich schläfrig und schaute in dieselbe Richtung wie er.
    »Der kleine Hamish«, sagte er leise und linste über den Rand des Heubodens in den Stall hinunter. »Wird wohl sein Pony holen.«
    Ich rollte neben ihn auf den Bauch und zog aus Anstand mein Hemd herunter - eigentlich überflüssig, weil von unten doch nur mein Kopf zu sehen war.
    Colums Sohn Hamish kam langsam den Gang zwischen den Boxen entlang. Manchmal zögerte er, aber er schenkte den Pferdeköpfen, die sich neugierig zwischen den Stangen herausschoben, um ihn zu inspizieren, nicht viel Beachtung. Offensichtlich suchte er etwas, und zwar nicht sein dickes braunes Pony, das in seiner Box nahe der Stalltür seelenruhig vor sich hin kaute.
    »Heiliger Strohsack, er geht zu Donas!« Jamie griff nach seinem Kilt und wickelte ihn sich hastig um die Hüften. Ohne sich mit der Leiter abzugeben, hielt er sich am Rand fest und sprang dann auf den Boden. Er landete weich auf dem strohbedeckten Steinboden, und Hamish fuhr erschrocken herum.

    Das kleine sommersprossige Gesicht entspannte sich etwas, als er erkannte, wer es war, aber die blauen Augen blieben mißtrauisch.
    »Brauchst du ein bißchen Hilfe, Vetter?« erkundigte sich Jamie freundlich. Er ging auf Hamishs Seite hinüber und lehnte sich gegen einen Pfosten, der zwischen Hamish und der Box stand, zu der er wollte.
    Hamish zögerte, gab sich dann aber einen Ruck und sagte mit vorgeschobenem Kinn in einem Ton, der entschlossen klingen sollte: »Ich werde Donas reiten.«
    Donas - das hieß »Dämon«, was durchaus nicht schmeichelhaft gemeint war - stand allein in einer Box am unteren Ende des Stalles. Zur Sicherheit war neben ihm ein Platz freigelassen. Donas war ein riesengroßer, bösartiger rotbrauner Hengst, den niemand reiten konnte, und nur der alte Alec und Jamie trauten sich in seine Nähe. Ein hohes, gereiztes Wiehern kam aus seiner dunklen Box, und sein gewaltiger Kopf schoß plötzlich hervor; er fletschte die gelben Zähne und schnappte vergeblich nach der nackten Schulter, die sich ihm so verführerisch darbot.
    Jamie rührte sich nicht, da er wußte, daß der Hengst ihm nichts tun konnte. Hamish

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