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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Während die scharfgeschnittenen Gesichtszüge des Burgherrn und seines Bruders in diesem Licht besonders hervortraten, sah Arthur Duncan nur fett und krank aus.
    »Dein Mann sieht nicht sehr gut aus«, bemerkte ich. »Sind seine Magenbeschwerden schlimmer geworden?« Die Symptome waren unklar; sie ließen nicht an ein Magengeschwür oder Krebs denken - nicht, wenn jemand noch soviel Fleisch auf den Knochen hatte. Vielleicht handelte es sich wirklich um eine chronische Gastritis, wie Geillis behauptete.
    Sie warf ihrem Gatten einen kurzen Blick zu und zuckte die Schultern.
    »Oh, dem geht es ganz gut«, sagte sie. »Jedenfalls ist es nicht schlechter geworden. Aber was ist mit deinem Mann?«
    »Was soll mit ihm sein?« fragte ich vorsichtig.
    Sie stieß mich mit ihrem scharfen Ellbogen vertraulich in die Seite, und ich bemerkte, daß auch an ihrem Platz eine ganze Menge leere Flaschen standen.
    »Na, was meinst du? Sieht er ohne Hemd genauso gut aus wie mit?«
    Ich schluckte und suchte nach einer Antwort, während sie den Kopf zum Eingang drehte.
    »Und du hast behauptet, du würdest dir nichts aus ihm machen! Sehr schlau. Die Hälfte der Mädchen in der Burg würde dir am
liebsten die Haare ausreißen - ich würde aufpassen, was ich esse, wenn ich du wäre.«
    »Was ich esse?« Ich starrte auf den Holzteller vor mir, auf dem nur noch ein paar Knochen und eine einsame gekochte Zwiebel lagen.
    »Gift«, zischte sie mir dramatisch ins Ohr, wobei sie mich in Alkoholschwaden hüllte.
    »Unsinn«, sagte ich kalt und rückte von ihr ab. »Niemand würde mich vergiften wollen, nur weil ich … also weil …« Ich kam ins Stammeln, und mir dämmerte, daß ich vielleicht doch auch ein bißchen zuviel getrunken hatte.
    »Also wirklich, Geillis, diese Ehe … Ich habe sie nicht geplant, weißt du. Ich wollte sie nicht!« Das war keine Lüge. »Es war einfach… eine Art Geschäftsvereinbarung«, sagte ich und hoffte, daß mein Erröten im Kerzenlicht nicht zu sehen wäre.
    »Ha«, erwiderte sie auftrumpfend, »ich weiß, wie ein Mädel aussieht, dem’s im Bett gefallen hat.« Sie schaute zum Bogengang, in dem Jamie verschwunden war. »Es soll mich der Teufel holen, wenn das, was der Junge da am Hals hat, Mückenstiche sind.« Sie zog eine Augenbraue hoch. »Wenn es eine Geschäftsvereinbarung war, dann würde ich sagen, du hast einen guten Handel gemacht.«
    Sie lehnte sich wieder zu mir.
    »Ist es wahr«, flüsterte sie, »das mit dem Daumen?«
    »Daumen? Geillis, wovon redest du eigentlich?«
    Sie schaute mich rügend an und zog die Stirn in Falten. Ihre schönen grauen Augen wirkten etwas unstet, und ich hoffte, daß sie nicht unter den Tisch rutschen würde.
    »Das weißt du doch bestimmt? Jeder weiß es! Am Daumen eines Mannes sieht man, wie groß sein Schwanz ist. Natürlich auch an den großen Zehen«, fügte sie fachkundig hinzu, »aber die kriegt man nicht so leicht zu sehen. Dein Füchslein«, sie wies mit dem Kopf zum Bogengang, in dem Jamie gerade wieder aufgetaucht war, »könnte einen stattlichen Kürbis in der Hand halten. Oder einen stattlichen Hintern, hm?« fügte sie hinzu und stieß mich wieder in die Seite.
    »Geillis Duncan, was fällt dir ein!« zischte ich und errötete bis an die Haarwurzeln. »Es könnte dich jemand hören!«
    »Oh, niemand der -«, setzte sie an, unterbrach sich aber und starrte Jamie an. Er war direkt an unserem Tisch vorbeigegangen,
ohne uns zu beachten. Er war blaß und hatte die Lippen zusammengepreßt, als müßte er eine unangenehme Pflicht erledigen.
    »Was ist denn mit dem los?« fragte Geillis. »Er sieht aus wie Arthur, wenn er rohe Rüben gegessen hat.«
    »Ich weiß es nicht.« Ich stieß die Bank zurück und zögerte. Er ging zu Colums Tisch. Sollte ich ihm folgen? Offensichtlich war etwas geschehen.
    Geillis, die ihren Blick durch den Saal wandern ließ, zog mich plötzlich am Ärmel und deutete in die Richtung, aus der Jamie gekommen war.
    Ein Mann stand im Bogengang und zögerte genau wie ich. Seine Kleider waren voller Staub und Schmutz; irgendein Reisender. Ein Bote, und wie die Botschaft auch lauten mochte, er hatte sie Jamie anvertraut, der sie Colum gerade ins Ohr flüsterte.
    Nein, nicht Colum, Dougal. Der rote Schopf beugte sich tief zu den beiden Dunkelhaarigen herab. Im Licht der erlöschenden Kerzen sahen sich die kräftigen Gesichtszüge der drei Männer erstaunlich ähnlich. Allerdings war dies nicht so sehr auf die gemeinsamen Erbanlagen zurückzuführen

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