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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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als auf den Ausdruck von Schock und Trauer, der sich auf ihren Gesichtern breitmachte.
    Geillis’ Finger gruben sich in meinen Unterarm.
    »Schlechte Nachrichten«, sagte sie überflüssigerweise.
     
    »Vierundzwanzig Jahre verheiratet - das ist eine lange Zeit«, sagte ich nachdenklich.
    »Aye«, stimmte Jamie zu. Ein Windstoß fuhr in die Blätter des Baumes über uns und blies mir die Haare ins Gesicht. »Länger als ich lebe.«
    Ich schaute ihn an, wie er da mit lässiger Anmut am Zaun der Koppel lehnte. Ich vergaß immer wieder, wie jung er war; er wirkte so selbstbewußt und kompetent.
    »Ich bezweifle, daß er davon mehr als drei Jahre mit ihr zusammen war«, sagte er und schnippte einen Strohhalm auf die zerstampfte Erde hinter dem Zaun. »Meistens war er hier auf der Burg, weißt du, oder irgendwo unterwegs, um Colums Geschäfte zu betreiben.«
    Dougals Frau Maura war auf ihrem Stammsitz Beannachd an einem plötzlichen Fieber gestorben. Dougal war zusammen mit Ned Gowan und dem Boten, der die Nachricht überbracht hatte,
in der Morgendämmerung aufgebrochen, um das Begräbnis zu organisieren und sich um die Hinterlassenschaft seiner Frau zu kümmern.
    »Also gab es nicht viel Nähe in dieser Ehe?« fragte ich neugierig.
    Jamie zuckte die Schultern.
    »So wie in den meisten, vermute ich mal. Sie war vollauf beschäftigt mit den Kindern und der Hauswirtschaft. Sie wird ihn nicht allzusehr vermißt haben, obwohl sie sich durchaus zu freuen schien, wenn er nach Hause kam.«
    »Ach ja, du hast ja eine Weile bei ihnen gelebt, nicht wahr?« Ich wurde still und dachte darüber nach, ob das wohl Jamies Vorstellung von einer Ehe entsprach: getrennt leben und nur ab und zu zusammenkommen, um Kinder zu zeugen. Allerdings, nach dem wenigen zu schließen, was er erzählt hatte, schien die Beziehung seiner eigenen Eltern eng und liebevoll gewesen zu sein.
    Als hätte er wieder einmal meine Gedanken gelesen, sagte er: »Mit meinen Leuten war es anders, weißt du. Dougals Ehe wurde von der Familie arrangiert, so wie Colums; es ging dabei mehr um Ländereien und Geschäfte als um Liebe. Aber meine Eltern - sie haben aus Liebe geheiratet, gegen den Wunsch ihrer Familie, und deswegen wurden wir… nicht direkt ausgeschlossen; aber wir waren in Lallybroch doch eher für uns. Meine Eltern sind nicht oft weggefahren, weder um Verwandte zu besuchen, noch um Geschäfte zu machen; sie waren einfach gern zusammen.«
    Er legte eine Hand tief unten auf meinen Rücken und zog mich an sich. Dann beugte er sich herab und strich mit den Lippen über mein Ohr.
    »Auch zwischen uns war es eine Vereinbarung«, sagte er sanft. »Und doch hoffe ich … daß vielleicht, eines Tages …« Er sprach den Satz nicht zu Ende, lächelte schief und machte eine Geste, als wollte er den Gedanken verscheuchen.
    Da ich ihn in dieser Richtung nicht ermutigen wollte, lächelte ich so neutral, wie ich konnte, und drehte mich zur Koppel um. Ich spürte ihn neben mir, obwohl er mich nicht berührte; mit beiden Händen umfaßte er den obersten Holm des Zaunes. Um nicht nach seiner Hand zu greifen, hielt auch ich mich am Zaun fest. So gern hätte ich mich ihm zugewandt, ihn getröstet und ihm gesagt, daß uns mehr als eine Geschäftsvereinbarung verband. Gerade weil das der Wahrheit entsprach, hielt ich mich zurück.

    Ist das üblich? hatte er gefragt. So, wie es zwischen uns ist, wenn ich dich berühre, wenn du bei mir liegst? Er war wirklich sonderbar. Es war auch nicht einfach Betörung, wie ich zuerst gedacht hatte. Nichts hätte weniger einfach sein können.
    Die Tatsache blieb bestehen! Ich war durch Eheversprechen, Loyalität und Gesetz an einen anderen Mann gebunden. Und durch Liebe.
    Ich konnte Jamie nicht sagen, was ich für ihn empfand. Ich durfte es nicht. Das zu tun und ihn dann zu verlassen, wäre der Gipfel der Grausamkeit. Und lügen konnte ich auch nicht.
    »Claire.« Ich fühlte seinen Blick auf mir und wandte ihm das Gesicht zu, als er sich herabbeugte, um mich zu küssen. Auch auf diesem Gebiet konnte ich ihn nicht täuschen. Schließlich, dachte ich vage, hatte ich ihm ja Ehrlichkeit versprochen.
    Ein lautes »Ahem!«, das hinter dem Zaun erscholl, unterbrach uns. Jamie drehte sich blitzschnell um und trat instinktiv vor mich, um mich zu decken. Als er den alten Alec MacMahon in seinen dreckigen Hosen sah, der uns mit seinem einen hellblauen Auge spöttisch betrachtete, entspannte er sich und grinste.
    Der alte Mann hatte eine wenig

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