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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Abneigung gegen sehr hohe Stimmen; ich konnte nicht mit ihm auf den Hof, wenn Kinder da waren, weil ihn ihr Gequietsche nervös machte und er anfing zu scharren und zu stampfen.
    Seine Hoheit hat, wie ihr euch erinnern werdet, eine ziemlich hohe Stimme, und sie war in jenem Moment noch höher als sonst, da er ein wenig erregt war. Also, wie ich schon sagte, dem Pferd gefiel das nicht - und mir übrigens auch nicht -, und es fing an zu stampfen und zu schnauben, und plötzlich drehte es sich um und drückte Seine Hoheit flach gegen die Bretterwand. Sobald mich der Herzog losgelassen hatte, sprang ich in die Krippe und suchte das Weite - mochte der Herzog doch sehen, wie er da wieder herauskam.«
    Jamie machte eine Pause, um Atem zu holen und einen Schluck Bier zu trinken. Mittlerweile hörte ihm der ganze Saal zu. Sämtliche Gesichter waren ihm zugewandt und leuchteten im Schein der Fackeln. Hier und da runzelte einer die Stirn über diese Offenbarungen, betrafen sie doch einen äußerst mächtigen Adeligen der englischen Krone, aber die meisten zeigten uneingeschränktes Vergnügen an dem Skandal. Der Herzog schien auf Burg Leoch nicht gerade sehr beliebt zu sein.
    »Nachdem er das Ziel so knapp verfehlt hatte, versteifte sich Seine Hoheit darauf, meiner habhaft zu werden, koste es, was es wolle. Am nächsten Tag erklärte er also dem MacKenzie, sein Kammerdiener sei krank geworden, und ob ich nicht aushelfen könne.« Zur Belustigung aller bedeckte Colum in gespieltem Entsetzen sein Gesicht mit den Händen. Jamie nickte Rupert zu. »Deswegen hast du mich am Abend ins Zimmer des Herzogs gehen sehen. Auf Befehl.«
    »Hättest du doch was gesagt, Jamie. Ich hätte nicht von dir verlangt, daß du hingehst«, rief Colum mit vorwurfsvollem Blick.
    Jamie zuckte mit den Achseln und grinste. »Davon hielt mich mein angeborenes Schamgefühl ab, Onkel. Im übrigen wußte ich, daß du mit ihm ein Geschäft machen wolltest. Ich dachte, es würde deine Verhandlungen etwas beeinträchtigen, wenn du Seiner Hoheit hättest sagen müssen, daß er die Finger vom Hintern deines Neffen wegnehmen soll.«

    »Sehr rücksichtsvoll von dir, Jamie«, gab Colum trocken zurück. »Du hast dich also für mich geopfert, nicht wahr?«
    Jamie hob seinen Becher und brachte einen Toast aus: »Deine Interessen stehen für mich immer an erster Stelle, Onkel.« Trotz des spöttischen Tonfalls war herauszuhören, daß er es im Grunde ernst meinte, was Colum ebenso auffiel wie mir.
    Er leerte den Becher und setzte ihn ab. »Aber nein, in diesem Fall«, sagte er und wischte sich über den Mund, »hatte ich nicht das Gefühl, der Familie ganz so viel schuldig zu sein. Ich ging in die Gemächer des Herzogs, weil du mich dazu aufgefordert hast, aber das war auch alles.«
    »Und du kamst wieder raus, ohne daß dir der Arsch weh tat?«
    Jamie grinste. »Ja, du wirst es nicht glauben. Sobald ich den Auftrag hatte, ging ich zu Mrs. FitzGibbons und sagte ihr, daß ich unbedingt eine Dosis Feigensirup bräuchte. Ich sah, wo sie die Flasche aufbewahrte, und später kam ich zurück und trank sie aus.«
    Der Saal bebte vor Lachen, inklusive Mrs. FitzGibbons, die so rot im Gesicht geworden war, daß ich fürchtete, sie könnte einen Anfall bekommen. Sie erhob sich betont langsam, watschelte um den Tisch und zog Jamie zum Spaß an den Ohren.
    »Das ist also aus meiner guten Medizin geworden!« Die Hände in die Hüften gestemmt, schüttelte sie mißbilligend den Kopf. »Noch dazu der beste Sirup, den ich je gemacht habe!«
    »Oh, er hat sehr gut gewirkt«, versicherte Jamie und lachte der kolossalen Haushälterin ins Gesicht.
    »Das will ich wohl meinen! Wenn ich mir vorstelle, was das ganze Zeug in deinen Eingeweiden angerichtet haben muß, Junge, dann dürftest du dich die nächsten Tage nicht sehr wohl gefühlt haben in deiner Haut.«
    »Das habe ich auch nicht. Aber für den Herzog war ich auch nicht mehr zu gebrauchen. Er schien überhaupt nichts dagegen zu haben, als ich darum bat, mich zurückziehen zu dürfen. Aber ich wußte, daß ich es nicht noch einmal tun konnte; sobald also die Krämpfe nachließen, holte ich mir ein Pferd aus den Ställen und empfahl mich. Es dauerte lange, bis ich zu Hause war, denn ich mußte ungefähr alle zehn Minuten absitzen.«
    Dougal ließ einen neuen Krug Bier kommen, der von Hand zu Hand an Jamie weitergereicht wurde.
    »Ja, dein Vater ließ uns wissen, daß er der Meinung war, du hättest
auf der Burg genug gelernt«, meinte

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