Feuer Und Stein
auf meine Hand. Sie würde wahrscheinlich hineinpassen - die Öffnung war groß genug - aber was dann?
Die Hände der beiden Männer waren deutlich zu groß dafür, und Roderick, der Stalljunge, der in solch delikaten Situationen normalerweise herangezogen wurde, hatte sich vor zwei Tagen den rechten Arm gebrochen. Willie, der zweite Stalljunge, war ihn dennoch holen gegangen, wenigstens zur moralischen Unterstützung. In diesem Augenblick kam er an, nur mit einer Reithose bekleidet, und seine schmale Brust leuchtete weiß im düsteren Stall.
»Es ist harte Arbeit«, sagte er mit einem zweifelnden Blick auf mich. »Verdammt knifflig, verstehen Sie. Es gibt einen Trick, aber der braucht auch Kraft.«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Jamie zuversichtlich. »Claire ist um einiges stärker als du arme Bohnenstange. Wenn du ihr nur sagst, was sie tun soll, dann wird sie es gleich geschafft haben.«
Ich schätzte das Vertrauen, das in mich gesetzt wurde, war aber selbst keineswegs so zuversichtlich. Ich sagte mir, daß dies auch nicht schlimmer sei, als bei einer Bauchoperation zu assistieren, ging in eine Pferdebox, um mein Kleid gegen eine Reithose und ein rauhes Hemd zu vertauschen, und schäumte mir die Hand und den Arm mit fettiger Talgseife ein.
»Dann also los«, murmelte ich und glitt mit meiner Hand nach innen.
Es gab kaum Bewegungsspielraum, und zuerst wußte ich nicht, was es war, das ich spürte. Ich schloß die Augen, um mich besser konzentrieren zu können, und tastete vorsichtig herum. Da waren glatte Flächen und Ausbuchtungen, erstere wohl der Körper, letztere die Beine und der Kopf. Die Beine wollte ich - die Vorderbeine, um genau zu sein. Allmählich gewöhnte ich mich an die Sache und wußte, daß ich stillhalten mußte, wenn eine Wehe kam; die unglaublich starken Muskeln des Uterus drückten meinen Arm zusammen wie ein Schraubstock, was sehr schmerzhaft war, bis sich der Druck wieder löste und ich weitertasten konnte.
Schließlich stieß ich mit meinen Fingern auf etwas, das ich mit Sicherheit erkannte.
»Ich habe die Finger auf der Nase!« rief ich triumphierend. »Ich habe den Kopf gefunden!«
»Gut, Mädel, gut! Nicht loslassen!« Alec hockte besorgt neben mir und klopfte der Stute beruhigend auf die Schenkel, als wieder eine Wehe kam. Ich biß die Zähne zusammen und lehnte meine Stirn gegen den glänzenden Bauch; es war, als würde mir das Handgelenk gebrochen. Aber der Druck ließ nach, und ich konnte den Griff halten. Sachte tastete ich nach oben und fand die Augenhöhle und ein kleines, zusammengefaltetes Ohr. Ich wartete eine weitere Wehe ab und verfolgte die Linie des Halses bis zur Schulter.
»Es hat den Kopf nach hinten gedreht«, berichtete ich den anderen. »Wenigstens schaut der Kopf in die richtige Richtung.«
»Gut.« Jamie, der vorne stand, tätschelte den schwitzenden Hals der kastanienbraunen Stute. »Vermutlich sind die Beine unter der Brust gefaltet. Schau, ob du ein Knie erwischen kannst.«
Bis zur Schulter steckte ich in der warmen dunklen Höhle. Ich spürte die Gewalt der Geburtswehen und die Wohltat, wenn sie nachließen, und tastete blind weiter, um mein Ziel zu erreichen. Es war wirklich eine verdammt harte Arbeit.
Endlich bekam ich einen Huf zu fassen; ich konnte die runde Oberfläche tasten. Den widersprüchlichen Anweisungen meiner Ratgeber leistete ich so gut Folge, wie ich konnte, zog und drückte abwechselnd, drehte das Fohlen Stück für Stück um, zog einen Fuß nach vorne, drückte einen anderen nach hinten, und schwitzte und stöhnte nicht weniger als die Stute.
Plötzlich ging alles ganz leicht. Am Ende der nächsten Wehe glitt alles wie von selbst in die richtige Lage. Ich wartete bewegungslos auf die nächste Wehe. Sie kam, und plötzlich schaute eine kleine nasse Nase hervor, und meine Hand wurde herausgepreßt. Die kleinen Nüstern zitterten kurz, dann verschwand die Nase wieder.
»Mit der nächsten Wehe kommt es!« Alec tanzte fast vor Begeisterung, ohne Rücksicht auf seine arthritischen Glieder. »Komm, Losgann. Komm, mein süßer kleiner Frosch!«
Wie zur Antwort stöhnte die Stute auf. Ihr Hinterteil krümmte sich, das Fohlen rutschte heraus und lag mit seinen knotigen Beinen und langen Ohren auf einem sauberen Heuhaufen.
Ich setzte mich auf das Heu zurück und grinste wie von Sinnen. Ich war mit Seife und Schleim und Blut bedeckt, ich stank, und alle Knochen taten mir weh, aber ich war euphorisch.
Ich beobachtete, wie Willie und
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