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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Stück näher, als mir lieb war, um die Wahrheit zu sagen.«
    »Und wie nah hättest du’s gerne gehabt, Junge?« Die Frage kam von einem großen Mann mit braunem Bart, den ich nicht kannte. Jamie lächelte gelassen und holte sich noch ein Stück Brot; die Fopperei schien ihm nichts auszumachen.
    »Bist du deswegen so plötzlich zu deinem Vater zurückgegangen?« fragte Rupert.
    »Ja.«
    »Warum denn? Hättest mir sagen sollen, daß du Schwierigkeiten hast, Jamie, alter Junge«, sagte Dougal mit gespielter Betroffenheit. Jamie gab einen tiefen schottischen Laut von sich.
    »Und wenn ich es dir gesagt hätte, du alter Schuft, dann hättest du an irgendeinem Abend ein bißchen Mohnsaft in mein Glas tropfen lassen und mich als kleine Aufmerksamkeit ins Bett Seiner Hoheit gelegt.«
    Alles johlte, und Jamie duckte sich, als Dougal eine Zwiebel nach ihm warf.
    Rupert zwinkerte Jamie über den Tisch hinweg zu. »Habe ich dich nicht kurz vor deiner Abreise in die Gemächer des Herzogs gehen sehen, Junge? Bist du sicher, daß du uns nichts verheimlichst?« Jamie warf nun seinerseits eine Zwiebel. Sie verfehlte ihr Ziel und rollte unter den Tisch.
    »Nein«, sagte Jamie lachend. »Ich bin noch immer eine Jungfrau, in dieser Hinsicht jedenfalls. Aber wenn du alles wissen mußt, damit du einschlafen kannst, Rupert, will ich es dir gerne erzählen.«
    Unter Rufen von »Erzähl! Erzähl« goß er sich langsam einen Krug Bier ein und lehnte sich in der klassischen Pose des Geschichtenerzählers zurück. Ich bemerkte, wie Colum am obersten Tisch die Ohren spitzte, nicht weniger aufmerksam als die Krieger und Pferdeknechte an unserem Tisch.
    »Nun«, begann er, »es stimmt schon, was Ned sagt; Seine Hoheit hatte durchaus ein Auge auf mich geworfen, aber unschuldig, wie ich damals war, mit sechzehn -« Spöttische Bemerkungen unterbrachen ihn, und er mußte die Stimme heben: »Da ich also nichts von solchen Dingen wußte, verstand ich nicht, was er wollte, obwohl es mir schon ein wenig komisch vorkam, daß Seine Hoheit
mich wie einen kleinen Hund tätschelte und immer wissen wollte, was ich wohl in meiner Felltasche hätte.« (»Oder darunter!« rief eine betrunkene Stimme.)
    »Noch merkwürdiger kam mir vor, daß er mir unbedingt den Rücken schrubben wollte, als er mal dazukam, wie ich mich am Fluß wusch. Als er mit meinem Rücken fertig war und weiter unten weitermachen wollte, wurde ich ein bißchen nervös, und als er mir dann unter den Kilt griff, da wurde mir die Sache klar. Ich war zwar unschuldig, aber doch kein Idiot.
    Ich entkam mit einem Sprung ins Wasser, samt Kilt und allem übrigen, und schwamm auf die andere Seite; der Herzog hatte nicht die Absicht, seine kostbaren Kleider zu ruinieren. Jedenfalls war ich danach auf der Hut. Er erwischte mich ein- oder zweimal im Garten oder im Burghof, aber da war Platz genug, um ihm durch die Finger zu schlüpfen, bevor er mehr tun konnte, als mir einen Kuß aufs Ohr zu drücken. Nur noch einmal war es schlimm, als er mich allein im Stall antraf.«
    »In meinem Stall?« Der alte Alec machte ein entgeistertes Gesicht. Er richtete sich auf und rief quer durch den Saal zum obersten Tisch: »Colum, dieser Mann kommt mir nicht in die Ställe! Ich dulde es nicht, daß er die Pferde verschreckt, Herzog hin oder her! Und den Buben soll er auch nicht nachstellen!« fiel ihm im nachhinein noch ein.
    Jamie fuhr fort, ohne sich von dieser Unterbrechung stören zu lassen. Die beiden halbwüchsigen Töchter von Dougal hörten mit offenem Mund zu.
    »Ich war in einer Pferdebox, müßt ihr wissen, und da war nicht viel Platz für Ausweichmanöver. Ich bückte mich über die Krippe, um Spelzen vom Boden abzukratzen, als ich hinter mir ein Geräusch hörte, und bevor ich mich aufrichten konnte, wurde mir mein Kilt über den Rücken geworfen, und etwas Hartes drückte sich an meinen Hintern.«
    Jamie mußte den Tumult mit erhobener Hand dämpfen, bevor er weitersprechen konnte. »Nun, ich hatte keine große Lust, in einer Pferdebox flachgelegt zu werden, aber ich sah in dem Moment auch keinen Ausweg. Ich biß einfach die Zähne zusammen und hoffte, daß es nicht weh tun würde, als das Pferd - es war der große schwarze Wallach, du weißt schon, Ned, den du aus Brocklebury hast und den Colum an Breadalbin verkauft hat -, jedenfalls gefiel
dem Pferd das Geräusch nicht, das der Herzog machte. Die meisten Pferde mögen es ja, wenn man mit ihnen spricht, aber der Wallach hatte eine ausgesprochene

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