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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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die kirchlichen Untersuchungsbeamten. Letzten Monat haben sie sich bei Arthur schriftlich für die zweite Oktoberwoche angekündigt. Sie müßten in Kürze da sein.«
    »Was sind das für Untersuchungsbeamte? Was tun sie hier?«
    »Ich kann es nicht genau sagen. Ich habe nie einen Hexenprozeß gesehen, obwohl ich natürlich davon gehört habe.« Sie dachte einen Moment nach. »Sie sind nicht auf einen Hexenprozeß vorbereitet, weil sie wegen Streitereien um Landrechte herkommen. Sie werden also wenigstens keinen Hexenstecher dabeihaben.«
    »Keinen was?«
    »Hexen spüren keinen Schmerz«, erklärte Geillis, »und sie bluten auch nicht, wenn sie gestochen werden. Ein Hexenstecher ist ein Gerät, das mit allerlei spitzen Dingen ausgerüstet ist. Es soll die Unempfindlichkeit überprüfen.« Ich erinnere mich dunkel, so etwas in Franks Büchern gelesen zu haben, aber ich dachte, so etwas
wäre im siebzehnten Jahrhundert praktiziert worden, nicht mehr in diesem. Andererseits mußte ich leider zugeben, daß Cranesmuir nicht gerade eine Hochburg der Zivilisation war.
    »Dann ist es bedauerlich, daß sie keinen dabeihaben werden«, sagte ich, obwohl mir der Gedanke, wiederholt ins Fleisch gestochen zu werden, Bauchschmerzen verursachte. »Wir würden den Test ohne Schwierigkeiten bestehen. Ich jedenfalls«, fügte ich beißend hinzu. »Ich fürchte, bei dir würde nichts als Eiswasser herauskommen.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, antwortete sie nachdenklich, ohne der Beleidigung Beachtung zu schenken. »Ich habe von Hexenstechern mit präparierten Nadeln gehört, die abbrechen, wenn sie gegen die Haut gedrückt werden, so daß es so aussieht, als könnte man sie nicht hineinstechen.«
    »Aber warum? Warum sollte man jemand fälschlich als Hexe verurteilen wollen?«
    Die Sonne sank bereits, aber das Nachmittagslicht reichte noch aus, um den Ausdruck mitleidigen Bedauerns zu erkennen, der sich auf Geillis’ feinem, ovalen Gesicht zeigte.
    »Du hast es immer noch nicht begriffen, oder? Sie wollen uns umbringen. Und da ist es ziemlich gleichgültig, weswegen wir angeklagt werden, oder ob man etwas beweisen kann. Man wird uns so oder so verbrennen.«
    In der vorigen Nacht stand ich noch so unter Schock, daß ich nicht mehr tun konnte, als mich an Geillis zu drücken und auf den Morgen zu warten. Inzwischen begann sich das, was mir an Mut geblieben war, wieder zu regen.
    »Warum denn, Geillis? Weißt du es?« Der faulige Gestank, der Schmutz und die Feuchtigkeit waren kaum mehr zu ertragen, und ich fürchtete, die undurchdringlichen Erdwände könnten über uns zusammenfallen wie ein schlecht geschaufeltes Grab.
    Ihr Schulterzucken spürte ich mehr, als daß ich es sah. Der Lichtstrahl war mit der sinkenden Sonne gewandert und ließ uns in der kalten Dunkelheit sitzen.
    »Wenn es dir ein Trost ist«, sagte sie trocken, »dann laß dir sagen, daß du wahrscheinlich gar nicht gemeint bist. Es ist eine Sache zwischen mir und Colum - du hattest das Pech, bei mir zu sein, als die Leute kamen. Bei Colum auf der Burg wärst du wahrscheinlich in Sicherheit gewesen, Sassenach oder nicht.«

    Das Wort »Sassenach«, das sie wie üblich abwertend gebrauchte, weckte in mir plötzlich eine heiße Sehnsucht nach dem Mann, in dessen Mund es ein Kosewort war. Ich schlang mir die Arme um den Körper, um die Panik abzuwehren, die mich in dieser jammervollen Einsamkeit zu befallen drohte.
    »Warum bist du zu mir gekommen?« fragte Geillis neugierig.
    »Ich dachte, du hättest nach mir geschickt. Eins der Mädchen auf der Burg brachte mir die Botschaft - von dir, sagte sie.«
    »Ah - das muß wohl Laoghaire gewesen sein, oder nicht?«
    Ich lehnte mich gegen die Erdwand, obwohl ich mich vor der stinkenden, feuchten Oberfläche ekelte. Geillis rückte nach. Ob Freund oder Feind, wir waren füreinander die einzige Wärmequelle in diesem Loch und mußten uns aneinanderschmiegen.
    »Woher wußtest du, daß es Laoghaire ist?« fragte ich zitternd.
    »Sie war es, die dir die Verwünschung ins Bett gelegt hat«, antwortete Geillis. »Ich habe dir gleich gesagt, daß es einige geben würde, die dir den Rotschopf neiden. Ich vermute, daß sie sich ausgerechnet hat, sie könnte wieder eine Chance haben, wenn du weg bist.«
    Ich war wie vom Donner gerührt und brauchte eine Weile, bis ich die Stimme wiederfand.
    »Niemals!«
    Geillis’ Lachen war heiser vor Kälte und Durst, klang aber immer noch silbern.
    »Jeder, der sieht, wie dich der Junge

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