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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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anschaut, wüßte das. Aber ich vermute, sie hat noch nicht genug von der Welt mitbekommen, um sich da auszukennen. Laß sie ein- oder zweimal bei einem Mann liegen, dann weiß sie Bescheid.«
    »Das habe ich nicht gemeint!« platzte ich heraus. »Sie will gar nicht Jamie; das Mädchen bekommt von Dougal MacKenzie ein Kind.«
    »Was?!« Einen Augenblick schien sie wirklich schockiert zu sein, und ihre Finger gruben sich in meinen Arm. »Wie kommst du denn darauf?«
    Ich erzählte ihr, wie ich Laoghaire vor Colums Arbeitszimmer gesehen und welche Schlüsse ich daraus gezogen hatte.
    Geillis schnaubte verächtlich.
    »Pah! Sie hörte Colum und Dougal über mich sprechen; deswegen hat sie’s mit der Angst bekommen - sie dachte, Colum hätte
erfahren, daß sie wegen der Verwünschung bei mir war. Er hätte sie dafür auspeitschen lassen; er läßt nicht zu, daß man mit solchen Dingen herumspielt.«
    » Du hast ihr die Kräuter gegeben?« Ich war sprachlos. Geillis rückte heftig von mir ab.
    »Ich habe sie ihr nicht gegeben, nein, ich habe sie ihr verkauft.«
    Ich starrte sie an. »Macht das einen Unterschied?«
    »Natürlich.« Sie wurde ungeduldig. »Es war ein Geschäft, weiter nichts. Und ich verrate die Geheimnisse meiner Kunden nicht. Im übrigen hat sie mir gar nicht gesagt, für wen sie es wollte. Und du wirst dich erinnern, daß ich versucht habe, dich zu warnen.«
    »Danke«, sagte ich sarkastisch. »Aber…« Beim Versuch, die Dinge unter diesem neuen Gesichtspunkt zu ordnen, geriet mein Verstand ins Rotieren. »Aber wenn sie mir die Verwünschung ins Bett gelegt hat, dann wollte sie doch Jamie. Das erklärt, warum sie mich zu dir geschickt hat. Aber was hat Dougal damit zu tun?«
    Geillis zögerte einen Moment lang und schien dann einen Entschluß zu fassen.
    »Das Mädchen bekommt genausowenig ein Kind von Dougal MacKenzie wie du.«
    »Woher weißt du das so genau?«
    Sie tastete in der Dunkelheit nach meiner Hand und legte sie auf die schwellende Rundung unter ihrem Kleid.
    »Weil ich es bekomme«, sagte sie schlicht.
     
    »Also nicht Laoghaire, sondern du!«
    »Ja, ich.« Sie sprach schlicht, ohne ihre übliche Affektiertheit. »Was hat Colum gesagt? ›Ich sorge dafür, daß die Sache in Ordnung kommt.‹ Nun, das ist wohl seine Art und Weise, sich ein Problem vom Hals zu schaffen.«
    Ich war eine Weile still und dachte nach.
    »Geillis«, sagte ich schließlich, »dieses Magenleiden deines Mannes …«
    Sie seufzte. »Arsen. Ich dachte, es würde ihm den Rest geben, bevor man mir die Schwangerschaft zu deutlich ansah, aber er hielt länger durch als erwartet.«
    Ich erinnerte mich an Arthur Duncans fassungslosen Gesichtsausdruck, als er am letzten Tag seines Lebens aus dem Ankleidezimmer seiner Frau stürzte.

    »Ach, so ist das«, sagte ich. »Er wußte nichts von dem Kind, bis er dich am Tag des Banketts halb ausgezogen sah. Wahrscheinlich hatte er gute Gründe anzunehmen, daß es nicht sein Kind war?«
    Ein schwaches Lachen war aus der Ecke zu hören.
    »Der Salpeter kam teuer, aber er war jeden Groschen wert.«
    Mir lief ein Schauer über den Rücken, der mit der Feuchtigkeit der Wand nichts zu tun hatte.
    »Deswegen mußtest du das Risiko eingehen, ihn in aller Öffentlichkeit umzubringen. Er hätte dich sonst als Ehebrecherin oder Giftmischerin gebrandmarkt - oder glaubst du, er wußte nichts von dem Arsen?«
    »Oh, Arthur wußte es, auch wenn er es nicht wahrhaben wollte. Aber er wußte Bescheid. Wir saßen einander beim Abendessen gegenüber, und ich fragte ihn: ›Möchtest du noch etwas vom Rehragout, mein Lieber?‹ oder ›Noch einen Schluck Bier, mein Bester?‹, und er ließ mich nicht aus den Augen - diese Augen! Wie gekochte Eier! - und sagte, nein, er habe heute keinen Appetit. Und schob seinen Teller zurück und stand auf. Später hörte ich ihn dann in der Küche, wie er heimlich Essen in sich hineinschaufelte, er glaubte, er sei sicher, weil es nicht von mir kam.«
    Ihre Stimme klang leicht und belustigt, als würde sie irgendeinen saftigen Klatsch zum besten geben. Wieder überlief es mich kalt, und ich rückte instinktiv von diesem Ding ab, das das dunkle Loch mit mir teilte.
    »Er kam nicht darauf, daß es in dem Stärkungsmittel war, das er einnahm. Von mir wollte er ja keine Medizin mehr anehmen; deswegen ließ er sich ein Tonikum aus London kommen - war noch dazu verdammt teuer.« In ihrer Stimme schwang Groll über diese extravagante Ausgabe. »In dem Zeug war sowieso schon

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