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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Arsen, es fiel ihm gar nicht auf, daß ich noch ein wenig mehr dazugetan hatte.«
    Ich hatte einmal gehört, Eitelkeit sei des Mörders größte Schwäche; anscheinend stimmte das; denn sie konnte gar nicht aufhören, sich mit ihren Taten zu brüsten.
    »Es war ein bißchen riskant, ihn vor der ganzen Gesellschaft um die Ecke zu bringen, aber ich mußte schnell handeln.« Arsen war es nicht gewesen. Ich dachte an die harten blauen Lippen des Prokurators und die Taubheit in meinem Mund, wo er den seinen berührt hatte. Ein schnelles, tödliches Gift.

    Und ich hatte gedacht, Dougal hätte eine Affäre mit Laoghaire gestanden. Aber dann hätte Dougal das Mädchen ja heiraten können, auch wenn Colum das nicht gerne gesehen hätte. Schließlich war er Witwer und frei.
    Aber eine ehebrecherische Beziehung mit der Frau des Prokurators? Das war eine andere Geschichte - für alle Beteiligten. Ehebruch wurde hart bestraft. Colum konnte eine Affäre dieser Größenordnung nicht einfach unter den Teppich kehren, aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, daß er seinen Bruder öffentlich auspeitschen lassen oder ihn verbannen würde. Und für Geillis mochte ein Mord durchaus eine brauchbare Alternative sein, wenn man bedachte, was ihr drohte: mit einem heißen Eisen ins Gesicht gebrannt und jahrelang eingekerkert zu werden und dabei täglich zwölf Stunden Hanf klopfen müssen.
    Sie hatte also vorbeugende Maßnahmen ergriffen, und Colum hatte das gleiche getan. Und mich hatte es eiskalt erwischt.
    »Aber das Kind?« fragte ich. »Sicherlich…«
    Ein grimmiges Auflachen war aus der Dunkelheit zu hören. »Mißgeschicke passieren eben, meine Liebe. Selbst den klügsten. Und nachdem es einmal geschehen war …« - ich fühlte förmlich, wie sie mit den Achseln zuckte -, »zuerst wollte ich es loswerden, aber dann dachte ich, er würde mich nach Arthurs Tod vielleicht heiraten.«
    Ein schrecklicher Verdacht überfiel mich.
    »Aber damals hat Duncans Frau doch noch gelebt. Geillis, hast du etwa -?«
    Ihr Kleid raschelte, als sie den Kopf schüttelte, was ich an einem matten Aufleuchten ihrer Haare sehen konnte.
    »Ich hatte es vor«, sagte sie. »Aber Gott ersparte mir die Mühe. Ich hielt das für ein Zeichen, verstehst du. Und es hätte auch alles klappen können, wenn Colum MacKenzie nicht gewesen wäre.«
    »Wolltest du Dougal oder nur seine Position und sein Geld?«
    »Oh, Geld hatte ich genug«, sagte sie. In ihrer Stimme lag Befriedigung. »Ich wußte, wo Arthur den Schlüssel für all seine Papiere und Unterlagen verwahrte. Und der Mann hatte ja eine gute Handschrift, das muß ich ihm lassen. Es war kein Problem, seine Unterschrift zu fälschen. In den letzten zwei Jahren konnte ich über zehntausend Pfund abzweigen.«
    »Aber wofür denn?« fragte ich fassungslos.

    »Für Schottland.«
    »Was?« Ich glaubte einen Augenblick, ich hätte mich verhört. Dann kam ich zu dem Schluß, daß eine von uns vielleicht nicht ganz richtig im Kopf war. Den Fakten nach zu urteilen, handelte es sich dabei nicht um mich.
    »Was meinst du mit Schottland?« fragte ich vorsichtig und zog mich noch ein Stückchen weiter zurück. Ich war mir nicht mehr sicher, in welcher Verfassung sie eigentlich war. Vielleicht hatte die Schwangerschaft ihren Verstand in Mitleidenschaft gezogen.
    »Brauchst keine Angst zu haben. Ich bin nicht verrückt.« Die zynische Belustigung in ihrer Stimme ließ mich erröten, und ich war dankbar für die Dunkelheit.
    »Wirklich nicht?« gab ich bissig zurück. »Du selbst bekennst dich zu Betrug, Diebstahl und Mord. Es wäre vielleicht zu deinen Gunsten, wenn man dich für verrückt erklärt, denn wenn du es nicht bist…«
    »Ich bin weder verückt noch verworfen«, sagte sie mit Entschiedenheit. »Ich bin eine Patriotin.«
    Endlich dämmerte es mir. In der Erwartung, von einer Geistesgestörten attackiert zu werden, hatte ich die Luft angehalten. Nun atmete ich tief durch.
    »Eine Jakobitin! Heiliger Jesus, das also steckt dahinter!«
    Damit wurde klar, warum Dougal, der im allgemeinen die Ansichten seines Bruders teilte, sich so ins Zeug gelegt hatte, um Geld für das Haus Stuart aufzutreiben. Und warum Geillis, die jeden Mann ihrer Wahl zum Altar hätte führen können, sich auf so ungleiche Typen wie Arthur Duncan und Dougal MacKenzie verlegt hatte. Auf den einen wegen seines Geldes und seiner Position, auf den anderen wegen seiner Macht über die öffentliche Meinung.
    »Colum wäre besser gewesen«, fuhr sie

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