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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Allmächtigen über euch. ›Denn die Lippen der fremden Frau sind süß wie Honigseim, und ihre Kehle ist glatter als Öl, hernach aber ist sie bitter wie Wermut und scharf wie ein zweischneidiges Schwert.‹ Bereut, bevor es zu spät ist! Fallt
auf die Knie, sage ich, und fleht um Vergebung! Jagt die englische Hure fort! Kündigt euren Pakt mit dem Satansgezücht!« Er ergriff den Rosenkranz, der an seinem Gürtel hing, und schüttelte das hölzerne Kreuz in meine Richtung.
    Unterhaltsam war diese Darbietung ja, dennoch merkte ich, daß Mutt unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte, vielleicht war er neidisch.
    »Hochwürden«, unterbrach ihn der Richter und machte eine kleine Verbeugung, »haben Sie gegen diese Frauen etwas vorzubringen?«
    »In der Tat!« Der Rhetorikausbruch hatte den kleinen Priester erschöpft. Er wurde ruhiger. Drohend deutete er auf mich, so daß ich mich zusammennehmen mußte, um nicht zurückzuweichen.
    »Dienstag vor zwei Wochen, um die Mittagszeit, traf ich dieses Weib in den Gärten von Burg Leoch. Mit ihren übernatürlichen Kräften hetzte sie ein Pack Hunde auf mich; ich stürzte und war in Lebensgefahr. Mit einer schweren Bißverletzung am Bein wollte ich ihrem Einfluß entkommen. Aber die Frau versuchte mich mit ihrer Sündigkeit und wollte mich zu sich locken, aber ich widerstand ihrer Tücke, und da verfluchte sie mich.«
    »Was für ein verdammter Unsinn«, rief ich empört. »Das ist die lächerlichste Unterstellung, die ich je gehört habe!«
    Vater Bains Augen glänzten fiebrig, als er den Blick von den Untersuchungsrichtern abwandte und mich fixierte.
    »Willst du leugnen, Frau, daß du diese Worte zu mir gesagt hast: ›Komm jetzt mit mir, Priester, sonst wird deine Wunde eitern und du bekommst den Wundbrand‹?«
    »Nun, nicht gerade in diesem Ton, aber in etwa stimmt es.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen und triumphierendem Blick hob der Priester seine Soutane hoch. Zum Vorschein kam ein dikker Verband, der sich um seinen Oberschenkel wand, fleckig von getrocknetem Blut und gelb von Eiter. Oben und unten quoll das blasse Fleisch hervor, durch das sich bedrohliche rote Streifen zogen, die von der unsichtbaren Wunde ausgingen.
    »Mein Gott!« rief ich schockiert aus. »Sie haben eine Blutvergiftung. Das muß sofort versorgt werden, sonst sterben Sie!«
    Ein erschrockenes Gemurmel ging durch die Menge, und sogar Mutt und Jeff schienen etwas benommen.
    Vater Bain schüttelte langsam den Kopf.

    »Hört ihr das? Die Schamlosigkeit dieser Frau kennt keine Grenzen. Sie verflucht mich, mich, einen Mann Gottes, hier vor dem Richterstuhl der heiligen Kirche!«
    Das aufgeregte Murmeln der Menge wurde lauter. Vater Bain ergriff wieder das Wort und übertönte den Lärm.
    »Männer von Cranesmuir, traut auf euer Urteil und gehorcht dem Befehl des Herrn: ›Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen!‹«
     
    Vater Bains dramatische Beweisführung führte zu einer Unterbrechung der Zeugenaussagen. Vermutlich hatte es nach diesem Auftritt allen die Sprache verschlagen. Die Richter legten eine kurze Pause ein und stärkten sich mit Erfrischungen, die ihnen aus dem Wirtshaus gebracht wurden. Für uns gab es keine derartigen Annehmlichkeiten.
    Ich atmete tief durch und zog probeweise an meinen Fesseln. Die Lederriemen quietschten ein bißchen, gaben aber keinen Zoll nach. Das, dachte ich sarkastisch und versuchte gegen meine Panik anzukämpfen, wäre nun der Moment, wo der strahlende junge Held durch die Menge reitet, das kriecherische Volk zurückschläg und die in Ohnmacht fallende Heldin in den Sattel hebt.
    Aber mein strahlender junger Held trieb sich leider irgendwo im Wald herum, schlürfte Bier mit einem alternden Lüstling von adeliger Geburt und schlachtete unschuldiges Wild ab. Es war ziemlich unwahrscheinlich, daß Jamie rechtzeitig zurückkäme, um wenigstens noch meine Asche in Empfang zu nehmen, bevor sie in alle Winde zerstreut würde.
    Von meiner wachsenden Angst vollauf in Anspruch genommen, hörte ich den Reiter zunächst gar nicht kommen. Erst als sich Hälse reckten und aufgeregte Rufe laut wurden, nahm ich das Klappern der Hufe auf dem Pflaster der Highstreet wahr.
    Trotz meiner Verzweiflung begann ein Funken irrationaler Hoffnung in mir aufzuflackern. Was, wenn Jamie tatsächlich früher zurückgekommen wäre? Vielleicht hatte ihn der Herzog zu sehr bedrängt. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um das Gesicht des Ankömmlings zu erspähen.
    Der

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