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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Grunde gar nicht die Absicht bestand, Sie festzunehmen, und daß es nur geschehen ist, weil Sie Umgang mit der He … mit Mrs. Duncan haben.

    Dennoch besteht noch Gefahr für Sie, und das will ich Ihnen nicht verhehlen. Die Stimmung im Dorf ist derzeit nicht besonders günstig für Sie. Was, um Gottes willen, hat Sie veranlaßt«, fragte er ungewöhnlich erzürnt, »das Kind zu berühren?«
    Ich öffnete den Mund, um zu antworten, aber er wischte meinen Erklärungsversuch ungeduldig vom Tisch.
    »Es tut nichts zur Sache. Worauf wir uns jetzt stützen müssen, ist die Tatsache, daß Sie Engländerin sind und folglich unwissend, was die hiesigen Gepflogenheiten angeht. Wir müssen das Verfahren so sehr in die Länge ziehen wie möglich. Die Zeit ist auf unserer Seite, verstehen Sie, denn am schlimmsten ist es, wenn solche Prozesse in einer Atmosphäre allgemeiner Erregung geführt werden, wo nicht mehr die Beweise, sondern die Befriedigung des Blutdurstes im Vordergrund stehen.«
    Besser konnte man nicht beschreiben, was ich in den Gesichtern des Mobs gesehen hatte. Hier und da hatte ich Spuren von Zweifel und Sympathie entdeckt, aber es bedarf einer seltenen Charakterfestigkeit, sich gegen die Masse zu stellen, und in Cranesmuir schienen Menschen dieses Schlages zu fehlen. Aber ich mußte mich korrigieren - einen gab es, nämlich diesen kleinen trockenen Advokaten aus Edinburgh, zäh wie der alte Stiefel, dem er so sehr ähnelte.
    »Je länger wir die Sache hinausziehen«, fuhr Mr. Gowan ganz sachlich fort, »um so geringer ist die Neigung zu überstürzten Handlungen. Nun«, sagte er mit den Händen auf den Knien, »Sie haben morgen nur eine Aufgabe: still zu sein. Das Reden erledige ich, und gebe Gott, daß wir etwas erreichen.«
    »Das klingt vernünftig«, sagte ich und machte einen eher kläglichen Versuch zu lächeln. Ich schaute zur Tür in Richtung Gaststube, wo Stimmen laut wurden. Mr. Gowan sah meinen Blick und nickte.
    »Ich muß Sie verlassen. Aber ich habe dafür gesorgt, daß Sie die Nacht über hierbleiben dürfen.« Er musterte den kleinen Anbau, der als Lager für diverse Gerätschaften und Vorräte diente. Dort war es kalt und dunkel, aber er war dem Räuberloch bei weitem vorzuziehen.
    Mr. Gowan stand auf, aber ich hielt ihn am Ärmel fest. Es gab noch etwas, was ich wissen mußte.
    »Mr. Gowan - hat Colum Sie geschickt?« Er zögerte, aber innerhalb
der Grenzen, die sein Beruf ihm vorgab, war er ein Mann von untadeliger Ehrlichkeit.
    »Nein«, sagte er schlicht. Er schien beinahe verlegen. »Ich kam … äh … aus eigenem Entschluß.« Er setzte sich den Hut auf, wandte sich mit einem knappen »Guten Abend« zur Tür und verschwand im Gedränge der hellen Schankstube.
    Für mich war wenig Vorsorge getroffen worden, aber immerhin fand ich auf einem der Fässer einen kleinen Krug Wein und einen Laib Brot - diesmal sauber - und auf dem Boden eine zusammengefaltete Decke.
    Ich wickelte mich in die Decke und setzte mich hin, um mein karges Mahl einzunehmen. Gedankenverloren kaute ich vor mich hin.
    Also war Gowan nicht von Colum geschickt worden. Wußte er überhaupt von Gowans Absicht? Vermutlich hatte Colum strikt verboten, daß irgend jemand ins Dorf hinunterging, damit niemand in die Hexenjagd verwickelt würde. Die Wellen von Angst und Hysterie, die das Dorf gepackt hatten, waren mit Händen zu greifen.
    Ein plötzliches Ansteigen des Lärmpegels im Schankraum lenkte mich von meinen Gedanken ab. Vielleicht war das hier ja meine Henkersmahlzeit. Aber am Rande der Vernichtung war jede Stunde, die noch blieb, ein Grund, dankbar zu sein. Ich rollte mich noch fester in die Decke, zog sie über den Kopf, um den Lärm zu dämpfen, und bemühte mich nach Kräften, nichts außer Dankbarkeit zu empfinden.
     
    Nach einer äußerst ruhelosen Nacht wurde ich in der Morgendämmerung geweckt und auf den Platz geführt, obwohl die Richter erst eine Stunde später kamen.
    Fröhlich, fett und vollgefressen, begannen sie sogleich mit der Arbeit. Jeff wandte sich an John MacRae.
    »Das Gericht fühlt sich nicht in der Lage, die Angeklagten einzig auf der Grundlage der vorgebrachten Beweise schuldig zu sprechen.« Die Menge, die sich bereits wieder eingefunden hatte, brauste auf, aber Mutt brachte sie mit einem stechenden Blick zum Schweigen. Als die Ordnung wiederhergestellt war, drehte er sein kantiges Gesicht erneut zum Büttel.
    »Führen Sie die Gefangenen zum Ufer des Loch.«
    Die erwartungsvollen Rufe der

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