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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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»Was?«
    »Ich sagte: ›Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.‹ Heute haben wir den zwanzigsten Oktober.«
    »Tatsächlich?« fragte ich benommen. »Ich habe den Anschluß verpaßt.« Ich schlotterte wieder am ganzen Leib - vor Kälte, dem Schock und der Heftigkeit meines Ausbruchs. Er zog mich eng an sich heran und strich mir mit seiner großen Hand zart über die
Haare. Ich begann wieder zu weinen, diesmal aus Erleichterung. Daß er mich jetzt, wo er mein richtiges Alter wußte, immer noch wollte, gab mir seltsamerweise die Gewißheit, daß alles gut werden würde.
    Jamie trug mich behutsam ans Feuer, wo der Pferdesattel lag. Er setzte sich hin, lehnte sich gegen den Sattel und hielt mich leicht in den Armen.
    Nach einer langen Weile sagte er: »Gut. Dann erzähl mir jetzt alles.«
    Ich tat es. Ich erzählte ihm alles. Vor Erschöpfung war mein Körper ganz taub, aber ich fühlte mich erleichtert wie ein Kaninchen, das dem Fuchs entkommen ist und unter einer Wurzel ein vorübergehendes Versteck gefunden hat. Keine endgültige Zuflucht, aber immerhin ein Unterschlupf. Und ich erzählte ihm von Frank.
    »Frank«, sagte er leise. »Er ist also nicht tot.«
    »Er ist noch gar nicht geboren .« Ich spürte, wie mich wieder eine Welle der Hysterie ergreifen wollte, aber es gelang mir, sie niederzukämpfen. »Und ich bin es auch nicht.«
    Er streichelte mir über den Rücken und murmelte beruhigende gälische Worte.
    »Damals, als ich dich in Fort William befreit habe«, sagte er plötzlich, »wolltest du zurück. Zurück zu den Steinen. Und… zu Frank. Deswegen bist du weggelaufen.«
    »Ja.«
    »Und ich habe dich dafür geschlagen.« In seiner Stimme schwang aufrichtiges Bedauern.
    »Du konntest es nicht wissen. Und ich konnte es dir nicht sagen.« Allmählich wurde ich wirklich sehr müde.
    »Nein, das konntest du wohl nicht.« Er deckte mich sorgsam zu. »Schlaf jetzt, mo duinne . Niemand soll dir etwas tun. Ich bin bei dir.«
    Ich kuschelte mich an seine warme Schulter und begann ins Dunkel des Vergessens hinabzusinken. Aber ich zwang mich noch einmal an die Oberfläche und fragte schlaftrunken: »Glaubst du mir wirklich, Jamie?«
    Er seufzte und lächelte reuig auf mich herab.
    »Aye, ich glaube dir, Sassenach. Aber es wäre einfacher gewesen, wenn du nur eine Hexe wärst.«

    Ich schlief wie eine Tote und wachte eine Weile nach Sonnenaufgang mit fürchterlichen Kopfschmerzen und steifen Gliedern auf. Jamie hatte eine kleine Tüte Haferflocken in seiner Felltasche und zwang mich, sie mit kaltem Wasser angerührt zu essen. Mühsam würgte ich sie hinunter.
    Er war behutsam mit mir und sprach kaum. Nach dem Frühstück packte er schnell unsere Sachen zusammen und sattelte Donas.
    Noch vom Schock der Ereignisse betäubt, fragte ich nicht einmal, wohin wir ritten. Es genügte mir, hinter ihm auf dem Sattel zu sitzen, mein Gesicht an seinen breiten Rücken zu legen und mich vom Rhythmus des Pferdes in einen tranceartigen Zustand wiegen zu lassen.
    In der Nähe von Loch Madoch kamen wir von den Hügeln herunter und trabten durch den grauen, kühlen Frühnebel. Wildenten stiegen aus dem Schilf auf und kreisten quakend über die Moorwiesen, um die letzten Langschläfer aufzuwecken. Hoch über uns flogen Wildgänse in Keilformation über den Himmel, und ihr Rufen klang nach Sehnsucht und Einsamkeit.
    Der graue Nebel hob sich am nächsten Tag um die Mittagszeit, und die Sonne leuchtete schwach auf die mit Ginster gesäumten Wiesen. Ein paar Meilen nach dem Loch kamen wir auf eine schmale Straße, die nach Nordwesten führte. Sie stieg aufwärts in eine saftige Hügellandschaft, die zunehmend von Granitfelsen durchsetzt war. Nur wenige Reisende waren unterwegs, und sobald wir Pferdehufe hörten, versteckten wir uns vorsichthalber im Gebüsch.
    Nach und nach änderte sich die Vegetation, und wir kamen in Kiefernwälder. Ich sog die Luft durch die Nase ein und freute mich an dem frischen, harzigen Geruch. Wir schlugen unser Nachtlager abseits des Weges auf einer kleinen Lichtung auf. Wie Vögel, die sich ein Nest bauen, scharrten wir die Tannennadeln zusammen und legten uns, eng aneinandergekuschelt, unter Jamies Plaid.
    Irgendwann in der Dunkelheit weckte er mich auf und begann mich zärtlich und langsam zu lieben, ohne dabei etwas zu sagen. Ich beobachtete die Sterne durch das Geflecht der dunklen Zweige über mir und schlief wieder ein, noch bedeckt von seinem tröstlich warmen Körper.
    Am Morgen erschien Jamie

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