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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Ich - ich habe dich vom Stein weggezogen. Ich habe dich festgehalten. Ich hätte es nicht tun sollen - es tut mir leid, aber …«
    Ich öffnete die Augen und sah über mir sein entsetztes, angsterfülltes Gesicht.
    »Es ist gut«, brachte ich mühsam hervor. Ich konnte kaum sprechen und fühlte mich schwer und orientierungslos, aber allmählich erkannte ich meine Umgebung wieder. Ich versuchte zu lächeln, fühlte aber nur ein Zucken meiner Mundwinkel.
    »Jedenfalls … wissen wir … daß es immer noch funktioniert.«
    »Aye, wahrhaftig!« rief er mit einem angst- und haßerfüllten Blick auf den Stein.
    Er ließ mich kurz los, um sein Taschentuch in einer Pfütze naß zu machen, und strich mir damit über das Gesicht. Unablässig murmelte er Entschuldigungen. Schließlich kam ich soweit zu mir, daß ich mich aufsetzen konnte.
    »Du hast mir also doch nicht geglaubt!« Trotz aller Benommenheit fühlte ich mich gerechtfertigt. »Und es ist weiß Gott wahr.«
    »Ja, das ist es.« Er saß neben mir und starrte minutenlang auf den Stein. Ich fuhr mir mit dem nassen Taschentuch übers Gesicht. Immer noch fühlte ich mich matt und schwindelig. Plötzlich sprang er auf, ging zum Stein und legte die Hand darauf.
    Nicht das geringste geschah, und nach einer Minute ließ er die Schultern sinken und kam zu mir zurück.
    »Vielleicht geht es nur bei Frauen. Es sind immer Frauen in den Legenden. Oder vielleicht nur bei mir.«
    »Jedenfalls nicht bei mir«, antwortete er. »Aber ich möchte ganz sichergehen.«
    »Jamie! Sei vorsichtig!« schrie ich, konnte ihn aber nicht zurückhalten. Er ging entschlossen auf den Stein zu, schlug mit der Hand darauf, lehnte sich dagegen, schritt durch die Öffnung und wieder zurück, aber der Stein war und blieb nichts als ein stummer Monolith. Ich erschauerte allein schon bei der Vorstellung, mich dem Tor des Irrsinns ein weiteres Mal zu nähern.
    Und doch hatte ich an Frank denken müssen, als ich in den Sog des Chaos geriet. Ich hatte ihn gespürt, da war ich mir ganz sicher.
Irgendwo im Nichts war ein winziger Lichtfunken gewesen, und er war darin. Ich wußte es. Ich wußte auch, daß es einen zweiten Lichtpunkt gegeben hatte, und der saß immer noch neben mir und starrte auf den Stein. Seine Stirn war schweißnaß, obwohl es kühl war.
    Endlich wandte er sich zu mir und ergriff meine Hände. Er führte sie an die Lippen und küßte sie innig.
    »Meine Frau«, sagte er leise. »Meine Claire. Es hat keinen Sinn, länger zu warten. Wir müssen voneinander Abschied nehmen.«
    Ich brachte kein Wort hervor, aber meine Gefühle standen mir sicher - wie üblich - deutlich im Gesicht geschrieben.
    »Claire« sagte er eindringlich, »du gehörst in die Zeit auf der anderen Seite von… von diesem Stein. Du hast dort ein Zuhause, die Dinge, die dir vertraut sind. Und… und Frank.«
    »Ja«, sagte ich, »Frank ist dort.«
    Jamie nahm mich bei den Armen und zog mich auf die Füße. Flehentlich schüttelte er mich.
    »Auf dieser Seite gibt es nichts für dich, mein Mädchen! Nichts außer Gewalt und Gefahr. Geh!« Er drehte mich zum Steinkreis und gab mir einen leichten Stoß. Aber ich wandte mich wieder zu ihm um und griff nach seinen Händen.
    »Gibt es hier wirklich nichts für mich, Jamie?« Ich schaute ihm in die Augen und hielt seinen Blick fest.
    Ohne zu antworten, entzog er sich sanft und wich zurück. Plötzlich war er eine Gestalt aus einer anderen Zeit, eine Silhouette vor einer verschwommenen Hügellandschaft, das Leben in seinem Gesicht nichts als eine Täuschung, hervorgerufen von Licht und Schatten.
    Ich schaute ihm in die Augen, sah darin den Schmerz und die Sehnsucht, und er wurde wieder wirklich und greifbar, mein Geliebter, Gatte, Mann.
    Die Qual, die ich empfand, mußte sich in meinem Gesicht gespiegelt haben, denn er zögerte, drehte sich dann nach Osten und deutete nach unten. »Siehst du die Eichen dort unten und die Hütte dahinter?«
    Ich sah eine verfallene Kate, die verlassen am Fuß des Geisterbergs stand.
    »Ich gehe hinunter zu der Hütte und bleibe dort bis zum Abend, um… um sicherzugehen, daß dir nichts passiert.« Er sah mich an,
berührte mich jedoch nicht. Er schloß die Augen, als könnte er meinen Anblick nicht mehr ertragen.
    »Lebe wohl«, sagte er und wandte sich zum Gehen.
    Wie gelähmt blickte ich ihm nach, und dann fiel es mir ein. Ich mußte ihm etwas sagen. Ich rief ihn zurück.
    »Jamie!«
    Er hielt an und stand einen Augenblick reglos da, um

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