Feuer Und Stein
er. »Du bist nicht die einzige, die etwas von Kräutern versteht, Sassenach.«
»Wie - wie schmeckt es?« fragte ich und schluckte einen Schluchzer hinunter.
»Ziemlich scheußlich«, antwortete er lakonisch. Er beendete seine Behandlung und legte mir das Plaid wieder sorgsam über die Schultern.
»Es wird keine … Ich meine, die Einschnitte sind nicht tief. Ich - ich glaube, du wirst nicht gezeichnet sein.« Seine Stimme war rauh, aber seine Berührung sehr sanft, und ich brach in Tränen aus.
»Es tut mir leid«, brachte ich weinend hervor und wischte mir die Nase mit einer Ecke des Plaids ab. »Ich - ich weiß nicht, was mit mir los ist, warum ich nicht aufhören kann zu weinen.«
Er zuckte die Schultern. »Vermutlich hat dir noch nie jemand absichtlich weh getan, Sassenach. Der Schock darüber ist ebenso schlimm wie die Schmerzen.« Er hielt inne und nahm eine Ecke des Plaids in die Hand.
»Mir ist es genauso gegangen«, sagte er ganz sachlich. »Hab’ mich hinterher übergeben und nur noch geweint, als sie die Wunden gesäubert haben. Dann habe ich gezittert.« Sorgfältig wischte er mir mit der Decke das Gesicht ab.
»Und als ich aufgehört habe zu zittern, Sassenach«, sagte er ruhig, »da habe ich Gott gedankt, daß ich noch am Leben war.« Er nickte mir zu. »Wenn du an diesem Punkt bist, mein Mädchen, dann sag es mir, denn es gibt ein oder zwei Dinge, die ich dir sagen möchte.«
Er stand auf und ging zum Bach, um das blutbefleckte Taschentuch im kalten Wasser auszuwaschen.
»Wieso bist du früher zurückgekommen?« fragte ich, als er wieder neben mir saß. Ich hatte aufgehört zu weinen, zitterte aber immer noch, und ich kroch tiefer in die Decke hinein.
»Alec MacMohan«, sagte er lächelnd. »Er sollte auf dich aufpassen, während ich weg war. Als die Leute dich und Mrs. Duncan festgenommen haben, ist er die ganze Nacht und den nächsten Tag geritten, um mich zu finden. Ich bin dann wie der Teufel zurückgaloppiert. Mein Gott, das ist ein Pferd!« Er schaute anerkennend zu Donas hinauf, der oben an der Böschung angebunden war und dessen Fell wie Kupfer glänzte.
»Ich darf ihn da nicht stehen lassen«, sagte er nachdenklich. »Ich bezweifle zwar, daß uns jemand verfolgt, aber so weit ist es auch wieder nicht von Cranesmuir. Kannst du jetzt gehen?«
Ich folgte ihm mit einiger Mühe den Hügel hinauf; Steine rollten unter meinen Füßen weg, und Farne und Brombeerranken verhakten sich in meinem Rock. In der Nähe der Kuppe kamen wir zu einem kleinen Erlengehölz, das so dicht war, daß die Äste über dem Farn ein Dach bildeten. Jamie hob die Äste weit genug hoch, daß ich in die grüne Höhle hineinkriechen konnte, und richtete dann die umgeknickten Farne vor dem Eingang wieder auf. Er trat zurück, um das Versteck zu begutachen, und nickte zufrieden.
»Hier wird dich keiner finden.« Er wollte gehen, kam aber noch einmal zurück. »Versuche zu schlafen und mach dir keine Sorgen, wenn ich nicht gleich wieder da bin. Ich gehe ein bißchen jagen; wir haben kein Essen dabei, und an einer Kate wollte ich nicht anhalten, das hätte zuviel Aufmerksamkeit erregt. Zieh dir die Decke über den Kopf und paß auf, daß dein Hemd bedeckt ist; das Weiß leuchtet durch die Zweige.«
Essen war mir gleichgültig; ich hatte das Gefühl, als würde ich nie wieder essen wollen. Mit dem Schlaf war es anders. Mein Rücken und meine Arme schmerzten immer noch, meine Handgelenke waren wund, und mir tat einfach alles weh; erschöpft schlief ich fast augenblicklich ein.
Ich schreckte hoch, weil mich etwas am Fuß packte, und stieß mir den Kopf an den Zweigen. Blätter fielen herunter, und mein Haar verfing sich in den Ästen. Ich schlug mit den Armen wild um mich und kroch schließlich zerkratzt aus meinem Versteck heraus. Jamie hockte amüsiert davor und wartete auf mich. Die Sonne ging bereits unter, und tiefe Schatten hüllten das Tal ein. Von einem kleinen Feuer in der Nähe des Baches wehte der Geruch von gerösteten Kaninchen herauf.
Jamie reichte mir die Hand, um mir den Hügel hinunterzuhelfen. Ich lehnte dankend ab und rannte hinunter. Meine Übelkeit war verschwunden, und ich fiel gierig über das Fleisch her.
»Nach dem Essen ziehen wir hinauf in den Wald, Sassenach«, sagte Jamie und riß ein Bein von dem Kaninchenbraten ab. »Ich möchte nicht hier unten am Bach schlafen; hier kann ich nicht hören, wenn jemand kommt.«
Wir sprachen nicht viel beim Essen. Der Schrecken vom Morgen saß uns
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