Feuer Und Stein
behilflich sein, indem ich einen Namen nannte, der sie zu Frank führen konnte. Auch wollte ich nicht, daß diese rauhen Gesellen erfuhren, wer ich war, bevor ich wußte, wer sie waren. »Und was berechtigt Sie Ihrer Meinung nach -« Der dunkle Mann ignorierte mich und begründete damit eine Gewohnheit, deren ich sehr bald müde werden sollte.
»Beauchamp?« Die buschigen Brauen hoben sich, und ein verwundertes Raunen ging durch die ganze Versammlung. »Das ist ein französischer Name, nicht wahr?« Tatsächlich hatte er den Namen in korrektem Französisch ausgesprochen, obwohl ich die übliche englische Aussprache - »Beecham« - verwendet hatte.
»Ja, das ist richtig«, sagte ich etwas erstaunt.
Dougal drehte sich zu Murtagh um, der aus einer ledernen Feldflasche trank. »Wo hast du das Mädel gefunden?« fragte er.
Der kleine Mann mit dem Frettchengesicht zuckte die Achseln. »Am Craigh na Dun. Sie hat sich mit einem Dragonerhauptmann
gezankt, den ich zufällig kenne«, fügte er hinzu und zog vielsagend die Augenbrauen hoch. »Sie konnten sich nicht einigen, ob die Dame eine Hure ist oder nicht.«
Dougal betrachtete mich wieder gründlich, schien jedes Detail meines Baumwollkleides und meiner Halbschuhe wahrzunehmen.
»Aha. Und welchen Standpunkt hat die Dame bei diesem Disput vertreten?« fragte er, wobei er das Wort »Dame« zu meinem Mißfallen sarkastisch betonte. Mir fiel auf, daß sein schottischer Akzent zwar ausgeprägt, aber nicht so breit wie der von Murtagh war.
Murtagh amüsierte sich offenbar; zumindest wies einer der Winkel seines schmallippigen Mundes nach oben. »Sie hat gesagt, sie wäre keine. Der Hauptmann war sich selber nicht so ganz im klaren, aber geneigt, es darauf ankommen zu lassen…«
»Das könnten wir auch.« Der dicke Mann mit dem schwarzen Bart ging grinsend auf mich zu, die Hände bereits an seinem Gürtel. Ich trat hastig zurück.
»Das reicht, Rupert.« Dougal betrachtete mich immer noch finster, aber seine Stimme klang autoritär, und Rupert ließ von seinen Annäherungsversuchen ab und verzog enttäuscht das Gesicht.
»Ich halte nichts davon, Frauen zu schänden; und wir haben ohnehin keine Zeit dafür.« Ich vernahm diese Grundsatzerklärung mit einer gewissen Zufriedenheit, auch wenn ihr moralischer Unterbau etwas fragwürdig schien. Angesichts der unverhohlen lüsternen Miene einiger der Männer war ich jedoch immer noch nervös. Zwar hatte ich keine Ahnung, wer sie waren und was sie wollten, aber sie schienen mir verdammt gefährlich. Ich unterdrückte eine Reihe mehr oder weniger unkluger Bemerkungen, die mir auf der Zunge lagen.
»Was sagst du nun, Murtagh?« fragte Dougal meinen Häscher. »Rupert scheint ihr nicht zu gefallen.«
»Das ist kein Beweis«, widersprach ein kurzwüchsiger Mann mit schütteren Haaren. »Er hat ihr kein Silber geboten. Man kann nicht erwarten, daß eine Frau jemand wie Rupert ohne gutes Geld auf sich nimmt - im voraus natürlich«, fügte er zur großen Erheiterung seiner Kumpane hinzu. Dougal machte dem Krawall mit knapper Gebärde ein Ende und wies mit dem Kopf nach der Tür. Der Mann mit den schütteren Haaren verschwand, immer noch grinsend, im Dunkeln.
Murtagh, der nicht in das Gelächter eingestimmt hatte, musterte
mich finster. Er schüttelte den Kopf, daß die strähnigen Fransen über seiner Stirn nur so flogen.
»Nein«, sagte er schließlich. »Ich weiß nicht, was sie ist, aber ich wette mein bestes Hemd, daß sie keine Hure ist.« Ich hoffte, sein bestes Hemd wäre nicht das, was er am Leib trug, denn das sah schwerlich so aus, als lohnte es eine Wette.
»Wenn du’s sagst, Murtagh, du kennst dich ja aus«, spöttelte Rupert, wurde jedoch von Dougal zum Schweigen gebracht.
»Wir klären das später«, sagte er barsch. »Wir müssen heute noch ein gutes Stück Wegs hinter uns bringen, und zuerst müssen wir etwas für Jamie tun; er kann so nicht reiten.«
Ich wich in den Schatten zurück und hoffte, nicht aufzufallen. Murtagh hatte meine Hände von den Fesseln befreit, bevor er mich in die Kate führte. Vielleicht konnte ich mich davonstehlen, während die Männer anderweitig beschäftigt waren. Sie hatten sich jetzt einem jungen Mann zugewandt, der zusammengekauert auf einem Hocker in der Ecke saß. Er hatte, als ich befragt wurde, kaum aufgeblickt, sondern den Kopf gesenkt, mit der linken Hand seine rechte Schulter umklammert und sich, wohl vor Schmerz, hin und her gewiegt.
Dougal schob die Hand des jungen
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