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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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abkühlte, damit ich es ausgießen konnte.
    Klein Jamie »half« mir, riß in wilder Begeisterung Pflanzen heraus und warf Stöcke und Steine in alle Richtungen. Ich rief ihn zurück, als er zu nah an den Kessel kam, aber da er mich ignorierte, rannte ich hinter ihm her. Gott sei Dank war das Wasser nur noch warm. Ich kippte den Kessel in seiner Eisenhalterung zur Seite, und das schmutzige Wasser ergoß sich dampfend auf den Boden. Klein Jamie hockte sich neben mir auf den Boden und rührte fröhlich im warmen Schlamm herum, so daß ich von oben bis unten voller Dreckspritzer war.
    Seine Mutter glitt von der Mauer herunter, zog ihn am Kragen hoch und gab ihm einen gehörigen Klaps auf den Hintern.
    »Bist du denn noch bei Trost, gille ? Schau dich mal an! Dein Hemd muß schon wieder gewaschen werden, und sieh nur das Kleid von deiner Tante, du kleiner Heide!«
    »Das macht doch nichts«, protestierte ich, als ich die Unterlippe des Tunichtguts beben sah.

    »Aber mir macht es etwas«, entgegnete Jenny und warf ihrem Sprößling einen mißbilligenden Blick zu. »Entschuldige dich bei deiner Tante, Jamie, und geh dann ins Haus und laß dich von Mrs. Crook saubermachen.« Sie gab ihm noch einen Klaps hinten drauf, diesmal einen sanften, und einen Stups in Richtung Haus.
    Wir wollten uns gerade dem Wäschehaufen zuwenden, als wir Pferdegetrappel von der Straße hörten.
    »Wahrscheinlich ist Jamie schon zurück«, meinte ich und spitzte die Ohren. »Allerdings ist er früh dran.«
    Jenny schüttelte den Kopf. Sie schaute zur Straße und kniff die Augen zusammen: »Ist nicht sein Pferd.«
    Der Reiter war allerdings kein Unbekannter. Irgend etwas stimmte nicht. Sie drückte das Baby mit beiden Armen an sich und rannte zum Tor.
    »Es ist Ian!« rief sie mir zu.
    Ian war übel zugerichtet, seine Kleider zerfetzt und staubig, sein Gesicht ramponiert. Auf der Stirn hatte er einen dicken Bluterguß, und über der Augenbraue klaffte eine Wunde.
    Jenny stützte ihn, als er vom Pferd rutschte, und erst da bemerkte ich, daß sein Holzbein weg war.
    »Jamie«, keuchte er. »In der Nähe der Mühle sind wir in die Patrouille hineingelaufen. Sie haben uns aufgelauert; sie wußten, daß wir kommen würden.«
    Mein Magen krampfte sich zusammen. »Lebt er noch?«
    Er nickte und rang nach Atem. »Aye. Ist nicht verwundet. Sie haben ihn mitgenommen, Richtung Westen, nach Killin.«
    Jenny tastete sein Gesicht ab.
    »Bist du sehr verletzt, Ian?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Sie haben mir das Pferd weggenommen und mein Bein. War nicht nötig, mich umzubringen; verfolgen konnte ich sie ja nicht mehr.«
    Jenny schaute zum Horizont, wo die Sonne gerade noch über den Bäumen stand. Es war etwa vier Uhr. Ian folgte ihrem Blick und antwortete, ehe sie die Frage gestellt hatte.
    »Wir sind in der Mittagszeit auf sie getroffen. Es hat mich über zwei Stunden gekostet, das Pferd aufzutreiben.«
    Sie stand einen Augenblick still und überlegte, dann wandte sie sich entschlossen an mich.
    »Claire, hilf Ian zum Haus, bitte, und wenn er irgendwie verbunden
werden muß, dann tu es, so schnell du kannst. Ich gebe das Baby Mrs. Crook und hole die Pferde.«
    Sie war weg, bevor einer von uns hätte Einspruch erheben können.
    »Soll das heißen… aber das kann sie doch nicht tun!« rief ich aus. »Sie kann doch nicht das Baby verlassen!«
    Ian lehnte schwer auf meiner Schulter, während wir uns langsam zum Haus begaben.
    »Vielleicht nicht. Aber sie wird auch nicht zulassen wollen, daß die Engländer ihren Bruder aufhängen.«
     
    Es wurde schon dunkel, als wir an die Stelle kamen, wo Jamie und Ian überfallen worden waren. Jenny schwang sich vom Pferd und schnüffelte wie ein kleiner Terrier in den Büschen herum, bog die Äste aus dem Weg und murmelte etwas vor sich hin, was den besseren Flüchen ihres Bruders verdächtig nahekam.
    »Osten«, sagte sie schließlich, als sie verschrammt und schmutzig aus dem Gebüsch hervorkam. Sie klopfte sich trockene Blätter vom Rock und nahm mir die Zügel ihres Pferdes aus den Händen. »Wir können im Dunkeln nicht hinterher, aber immerhin weiß ich, welchen Weg wir einschlagen müssen, sobald es hell wird.«
    Wir richteten uns ein einfaches Lager her. Den Pferden wurden die Füße zusammengebunden, und wir machten ein kleines Feuer. Ich bewunderte die Gewandtheit, mit der Jenny das alles erledigte, und sie lächelte.
    »Als wir klein waren, habe ich mir von Jamie und Ian zeigen lassen, wie man Feuer macht,

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