Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
und ließ sich auf einem Baumstamm nieder. Sie sah blaß aus, und mir wurde klar, daß das Entführen und Verhören von bewaffneten Männern nicht ganz die richtige Beschäftigung für eine Frau war, die vor einer Woche ein Kind geboren hatte.
    »Jenny«, sagte ich, »du mußt nach Hause. Vielleicht ist er nach Lallybroch zurückgekehrt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das sicher nicht. Auch wenn es stimmt, was uns MacDonald erzählt hat, werden sie nicht so schnell aufgeben, schließlich winkt ihnen eine Belohnung. Wenn sie ihn noch nicht wieder eingefangen haben, dann nur deswegen, weil sie es nicht geschafft haben. Aber sie werden bestimmt jemanden zurückschicken, der ein Auge auf das Gut hat - für alle Fälle. Nein, dort wird er sich bestimmt nicht blicken lassen.« Sie
zupfte am Ausschnitt ihres Kleides. Die Luft war kalt, aber sie schwitzte etwas, und die Milch hatte wieder zu fließen begonnen und hinterließ dunkle Flecken.
    Sie sah meinen Blick und nickte. »Ich muß bald zurück. Mrs. Crook gibt der Kleinen Ziegenmilch und Zuckerwasser, aber sie kann nicht viel länger ohne mich zurechtkommen, und ich nicht ohne sie. Aber dich lasse ich auch nicht gern allein.«
    Die Aussicht, allein im schottischen Hochland herumzustreifen und nach einem Mann zu suchen, der überall und nirgends sein konnte, entzückte mich nicht sonderlich, aber ich machte ein heldenhaftes Gesicht.
    »Das schaffe ich schon«, sagte ich. »Es hätte schlimmer kommen können. Wenigstens ist er noch am Leben.«
    Nachts kauerten wir uns ans Feuer, ohne viel zu reden, Jennys Gedanken waren bei ihrem verlassenen Säugling, und ich überlegte mir, wie ich, ohne mich hier auszukennen und ohne Gälisch zu beherrschen, allein zurechtkommen sollte.
    Plötzlich fuhr Jennys Kopf hoch, und sie lauschte in die Dunkelheit. Ich setzte mich ebenfalls auf, konnte aber nichts hören. Ich starrte in den dunklen Wald, konnte aber keine glühenden Augen entdecken. Gott sei Dank.
    Als ich mich zum Feuer umwandte, saß Murtagh auf der anderen Seite und wärmte sich in aller Ruhe die Hände. Jenny fuhr erschrocken herum, als sie meinen Schrei hörte, und lachte dann überrascht.
    »Ich hätte euch beiden die Kehle durchschneiden können, bevor ihr überhaupt in die richtige Richtung geschaut hättet«, bemerkte der kleine Mann.
    »Ach, wirklich?« Jenny hatte die Knie angezogen und die Hände an den Fußgelenken. Schnell wie der Blitz griff sie unter den Rock, und die Klinge eines sgian dhu funkelte im Feuerschein.
    »Nicht schlecht«, meinte Murtagh weise nickend. »Ist die kleine Sassenach auch so gut?«
    »Nein«, sagte Jenny und ließ den Dolch wieder unter ihrem Rock verschwinden. »Deswegen ist es gut, daß du bei ihr bist. Ian hat dich wohl geschickt?«
    Der kleine Mann nickte. »Aye. Habt ihr die Patrouille schon gefunden?«
    Wir erzählten ihm, wie die Dinge standen. Ich hätte schwören
können, daß sich bei der Nachricht, Jamie sei die Flucht gelungen, ein Mundwinkel bewegte, aber es wäre wohl maßlos übertrieben, es ein Lächeln zu nennen.
    Schließlich erhob Jenny sich und faltete ihre Decke zusammen.
    »Wohin gehst du?« fragte ich überrascht.
    »Nach Hause.« Sie deutete mit dem Kopf auf Murtagh. »Er ist jetzt bei dir, und da brauchst du mich nicht; aber es gibt andere, die mich brauchen.«
    Murtagh schaute zum Himmel hinauf. Der Mond schimmerte blaß hinter den Wolken, und ein leichter Regen fiel flüsternd auf die Kiefernzweige über uns.
    »Es reicht, wenn du am Morgen gehst. Der Wind frischt auf, und heute nacht wird niemand unterwegs sein.«
    Jenny schüttelte den Kopf und stopfte sich die Haare unter das Kopftuch. »Ich kenne den Weg. Und wenn niemand unterwegs ist, dann wird mich auch niemand auf der Straße behindern, oder?«
    Murtagh seufzte ungeduldig. »Du bist genauso stur wie dein Bruder, dieser Esel. Warum so eilig? Dein Mann wird sich in der kurzen Zeit, die du weg warst, kaum ein Flittchen ins Bett geholt haben.«
    »Weiter als bis zu deiner Nasenspitze kannst du nicht schauen, duine , und das ist nicht weit«, entgegnete Jenny scharf. »Und wenn du in all der Zeit, die du nun schon auf der Welt bist, noch nicht gelernt hast, daß man sich besser nicht zwischen eine stillende Mutter und ihr hungriges Kind stellen sollte, dann dürfte dein Verstand nicht einmal dazu taugen, Wildschweine zu jagen, geschweige einen Mann in der Heide aufzutreiben.«
    Murtagh hob besiegt die Hände. »Mach, was du willst. Wußte nicht, daß

Weitere Kostenlose Bücher