Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
hob mühsam den Kopf und warf mir einen trostlosen, bittenden Blick zu.
    Plötzlich wurde mir klar, daß er damit rechnete, ich würde ihm jetzt mitteilen, daß Jenny tot sei.

    Ich lockerte meinen Griff und tätschelte ihn statt dessen beruhigend.
    »Es geht ihr gut«, sagte ich leise. »Du hast eine Tochter.«
    Er legte den Kopf auf die Arme zurück, und seine Schultern zuckten, während Jamie ihm über den Rücken strich. Ich überließ es den beiden, sich wieder in Ordnung zu bringen.
    Wenig später versammelten wir uns alle bei Jenny zu einem festlichen Abendessen. Klein Margaret, gewaschen und in eine Decke gehüllt, wurde ihrem Vater in den Arm gelegt, der seinen Sprößling mit einem Ausdruck seliger Verzückung betrachtete.
    »Hallo, kleine Maggie«, flüsterte er ihr zu und berührte das winzige Näschen mit einer Fingerspitze.
    Seine neue Tochter machte sich nicht allzuviel aus der Vorstellung, schloß konzentriert die Augen, versteifte sich und pinkelte ihrem Vater aufs Hemd.
    Während des allgemeinen Gelächters gelang es Klein Jamie, sich Mrs. Crook zu entwinden und sich auf Jennys Bett zu werfen. Sie stöhnte etwas, streckte aber den Arm aus und zog ihn an sich.
    » Meine Mama!« erklärte er und kuschelte sich an Jennys Seite.
    »Wer sonst?« gab sie vernünftig zurück. Sie drückte ihn an sich und küßte ihn auf den Kopf. »Komm, mein Junge, leg den Kopf hin, ist ja schon lange Schlafenszeit.« Von ihrer Nähe getröstet, steckte er sich den Daumen in den Mund und schlief ein.
    Nun durfte Jamie das Baby halten. Er stellte sich dabei erstaunlich geschickt an. Das flaumige Köpfchen ruhte in seiner Hand wie ein Tennisball. Er schien Jenny das Kind nur ungern zurückzugeben, die es an die Brust drückte und ihm Koseworte zuraunte.
    Irgendwann waren wir wieder allein in unserem Zimmer. Nach der warmen Familienszene, die wir gerade erlebt hatten, erschien es uns jetzt kalt und leer. Erst jetzt fiel mir auf, daß ich todmüde war. Es waren beinahe vierundzwanzig Stunden vergangen, seit Ian mich geweckt hatte.
    Jamie schloß die Türe leise hinter sich. Ohne etwas zu sagen, trat er hinter mich und knöpfte mein Kleid auf. Seine Arme umfaßten mich, und ich lehnte mich dankbar an seine Brust. Dann beugte er den Kopf, um mich zu küssen, und ich drehte mich um und legte ihm die Arme um den Hals. Ich war nicht nur sehr müde, sondern auch in einer sehr zärtlichen Stimmung und, wie ich mir eingestehen mußte, ziemlich traurig.

    »Vielleicht ist es ganz gut«, sagte Jamie langsam, als spräche er zu sich selbst.
    »Was ist ganz gut?«
    »Daß du unfruchtbar bist.« Er konnte mein Gesicht nicht sehen, das ich an seiner Brust vergraben hatte, aber er muß wohl gefühlt haben, wie ich mich versteifte.
    »Ich weiß es schon lange. Geillis Duncan hat es mir erzählt, kurz nachdem wir geheiratet haben.« Er strich mir liebevoll über den Rücken. »Am Anfang habe ich es ein wenig bedauert, aber dann habe ich gedacht, daß es bei dem Leben, das wir führen müssen, ganz gut ist; es wäre alles sehr schwierig, wenn du ein Kind bekommen würdest. Und jetzt« - ein Schauer lief ihm durch den Körper -, »jetzt bin ich sogar froh darüber; ich möchte nicht, daß du so leiden mußt.«
    »Mir würde es nichts ausmachen«, sagte ich nach einer Weile und dachte an den flaumigen Kopf und die winzigen Fingerchen.
    »Aber mir.« Er küßte mich auf den Kopf. »Ich habe Ians Gesicht gesehen; jedesmal, wenn Jenny schrie, war ihm, als würde es sein eigenes Fleisch zerreißen.« Ich strich über die Narben an seinem Rücken. »Ich kann Schmerzen aushalten«, sagte er leise, »aber ich könnte es nicht ertragen, dich leiden zu sehen. Dafür müßte ich stärker sein, als ich bin.«

33
    Die Patrouille
    Jenny erholte sich schnell. Schon am nächsten Tag stand sie wieder auf und war nur durch Ians und Jamies Bemühungen davon abzuhalten, auch schon zu arbeiten. Sie richtete sich auf dem Wohnzimmersofa ein und dirigierte von dort aus den Haushalt, während Baby Margaret neben ihr in einer Wiege schlief.
    Sie ertrug die Untätigkeit jedoch nicht lange, und nach ein paar Tagen war sie schon wieder in der Küche und bald darauf auch im Garten anzutreffen. Sie trug das Baby in einem Tragetuch bei sich, setzte sich auf die Gartenmauer und leistete mir Gesellschaft, während ich Unkraut jätete und gleichzeitig den gewaltigen Kessel im Auge behielt, in dem die Wäsche des Haushalts gekocht worden war. Ich wartete darauf, daß das Wasser

Weitere Kostenlose Bücher