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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sie Margaret heißen. Sag es Ian… Margaret Ellen.«
    »Ja, natürlich«, sagte ich beruhigend. »Aber du wirst es ihm selber sagen können. Es wird nicht mehr lange dauern.«

    Sie schüttelte nur heftig den Kopf und biß die Zähne zusammen. Mrs. Martins nahm mich beiseite.
    »Keine Angst, Mädchen», sagte sie ganz sachlich. »An diesem Punkt glauben sie immer, daß sie sterben würden.«
    »Oh«, antwortete ich etwas erleichtert.
    »Allerdings«, fügte sie leise hinzu, »geschieht das auch manchmal.«
    Selbst Mrs. Martins schien sich jetzt allmählich Sorgen zu machen. Jenny war restlos erschöpft; sobald eine Wehe vorbei war, sank sie in sich zusammen und döste sogar manchmal ein. Wenn die erbarmungslose Faust wieder zupackte, wachte sie auf und krümmte sich stöhnend zusammen, als wollte sie das ungeborene Kind schützen.
    »Könnte das Baby… falsch liegen?« fragte ich leise, weil es mir etwas unangenehm war, einer erfahrenen Hebamme eine solche Frage zu stellen. Aber Mrs. Martins schien nicht beleidigt; nur die Falten zwischen ihren Augenbrauen vertieften sich, als sie die erschöpfte Frau betrachtete.
    Nach der nächsten Wehe schlug Mrs. Martins das Leintuch und das Nachthemd zurück und machte sich an die Arbeit. Mit ihren schnellen, geschickten Fingern drückte sie hier und da in die enorme Bauchwölbung. Das schien die Wehen erst recht zu beschleunigen, so daß sie ihre Untersuchung immer wieder unterbrechen mußte.
    Schließlich trat sie einen Schritt zurück und dachte nach. Jenny bohrte die Fersen in die Matratze, und plötzlich riß eines der strapazierten Leintücher.
    Dies schien für Mrs. Martins das Signal zu sein. Sie gab mir einen Wink.
    »Nehmen Sie sie unter den Schultern und ziehen Sie sie ein bißchen zurück, Mädel«, wies sie mich an, von Jennys Schreien offenbar wenig beeindruckt. Bei der nächsten Entspannung griff sie entschlossen ein. Sie packte das Kind von außen durch den kurzfristig erschlafften Leib und versuchte es zu drehen. Jenny schrie und riß an meinen Armen, als die nächste Wehe einsetzte.
    Mrs. Martins versuchte es wieder und wieder. Jenny war weit über den Punkt der Erschöpfung hinaus, und ihr Körper kämpfte mit Kräften, die ihm sonst nicht zur Verfügung standen, um das Kind auf die Welt zu zwingen.
    Und dann endlich klappte es. In einer merkwürdig fließenden
Bewegung drehte sich das Kind unter den Händen von Mrs. Martins; Jennys Bauch nahm plötzlich eine andere Form an, und nun schien es endlich vorwärts zu gehen.
    »Und jetzt pressen!« Jenny tat es, und Mrs. Martins kniete sich neben das Bett. Offenbar gab es Zeichen des Fortschritts, denn sie stand hastig auf und holte ein Fläschchen Öl. Sie goß etwas auf ihre Fingerspitzen und rieb Jenny zwischen den Beinen sanft damit ein.
    Bei der nächsten Wehe legte Mrs. Martins ihre Hände auf Jennys Bauch und drückte mit aller Kraft nach unten. Jenny schrie auf, aber die Hebamme drückte weiter, bis die Wehe abflaute.
    »Pressen Sie beim nächsten Mal mit«, sagte sie zu mir. »Es ist fast da.«
    Ich legte meine Hände auf die Hände von Mrs. Martins, und auf ihr Signal hin preßten wir alle drei gleichzeitig. Jenny stieß ein tiefes Ächzen des Triumphes aus, und das schleimige, blutige Köpfchen wurde zwischen ihren Schenkeln sichtbar. Sie preßte noch einmal, und Margaret Ellen Murray schoß wie ein geölter Blitz in die Welt.
    Nachdem ich Jennys lächelndes Gesicht mit einem feuchten Lappen gereinigt hatte, richtete ich mich auf und schaute aus dem Fenster. Es war kurz vor Sonnenuntergang.
    Das breite, entzückte Grinsen, mit dem Jenny die Ankunft ihrer Tochter quittiert hatte, war einem seligen Lächeln tiefer Befriedigung gewichen. Mit zitternder Hand berührte sie mich am Ärmel.
    »Geh und sag es Ian. Er wird sich Sorgen machen.«
    Danach sah es mir allerdings nicht aus. Der Anblick, der sich mir im Arbeitszimmer bot, deutete eher darauf hin, daß die beiden ein etwas verfrühtes Saufgelage veranstaltet hatten. Auf der Anrichte standen eine Karaffe und zahlreiche Flaschen, und eine Wolke Alkoholdunst hing über dem Zimmer.
    Der stolze Vater schien völlig hinüber - sein Kopf lag reglos auf dem Schreibtisch. Jamie war zwar bei Bewußtsein, hatte aber glasige Augen und blinzelte wie eine Eule.
    Empört stampfte ich zum Tisch, ohne Jamie zu beachten, und schüttelte Ian grob an der Schulter. Jamie richtete sich auf und rief: »Warte, Sassenach, warte…«
    Ian war doch nicht ganz weg getreten. Er

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