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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ich hier eine Wildsau zur Vernunft bringen wollte. Am Ende rammt sie mir noch ihre Hauer ins Bein.«
    Jenny mußte lachen. »Kann durchaus sein, du alter Gauner.« Sie bückte sich und hob den schweren Sattel auf ihr Knie. »Paß gut auf meine Schwägerin auf und laß uns so schnell wie möglich wissen, wenn ihr Jamie gefunden habt.«
    Als sie sich umdrehte, um das Pferd zu satteln, rief ihr Murtagh nach: »Könnte sein, daß du ein neues Küchenmädchen triffst, wenn du heimkommst.«
    Jenny blieb stehen, ließ den Sattel langsam auf den Boden sinken und frage: »Und wer wäre das, bitte schön?«

    »Die Witwe MacNab«, antwortete er bedächtig.
    Sie war still, nichts bewegte sich außer dem Kopftuch und dem Umhang, an denen der Wind zupfte.
    »Und wie das?« fragte sie schließlich.
    Murtagh war aufgestanden und hatte den Sattel hochgehoben. Er legte ihn aufs Pferd und zog den Gurt fest.
    »Feuer«, sagte er und zog den Steigbügel herunter. »Paß auf, wenn du über ihr Feld kommst - die Asche wird noch warm sein.«
    Er faltete die Hände, um ihr beim Aufsteigen zu helfen, aber sie schüttelte den Kopf, nahm die Zügel in die Hand und machte mir ein Zeichen.
    »Begleite mich bis hinauf zum Hügel, Claire, ja?«
    Fernab vom Feuer war die Luft kalt und schwer, und meine klammen Röcke klebten mir beim Gehen an den Beinen. Jenny hatte den Kopf gegen den Wind gedreht, aber ich konnte ihr Profil sehen, die Lippen schmal vor Kälte.
    »Es war also MacNab, der Jamie verraten hat?« fragte ich schließlich. Sie nickte langsam.
    »Aye. Ian wird dahintergekommen sein, oder einer der anderen Männer.«
    Ich hatte plötzlich die Vision eines gewaltigen Feuers, das Holzwände emporloderte und sich im Dachstuhl wie die Zungen des Heiligen Geistes vertausendfachte, während es Gebete für die Verdammten herausschrie. Und drinnen war der Kerl längst verbrannt. Sobald der nächste Windstoß durch das Gerippe seines Hauses fuhr, würde er zu schwarzem Staub zerfallen. Die Grenze zwischen Gerechtigkeit und Brutalität ist verdammt schmal.
    Ich merkte, daß Jenny mir fragend ins Gesicht sah, und ich erwiderte ihren Blick mit einem Nicken. Wir standen - jedenfalls in diesem Fall - auf derselben Seite dieser grausamen und willkürlichen Grenze.
    Oben auf dem Hügel blieben wir stehen. Jenny holte einen waschledernen Beutel aus ihrer Rocktasche und legte ihn mir in die Hand.
    »Das Pachtgeld vom Quartalstag«, sagte sie. »Vielleicht brauchst du es.«
    Ich versuchte, ihr das Geld zurückzugeben, denn Jamie würde das Geld, das für den Gutsbetrieb nötig war, sicher nicht annehmen wollen, aber sie war auf diesem Ohr taub. Auch wenn Janet
Fraser nur halb so groß war wie ihr Bruder, stand sie seiner Dickköpfigkeit in keiner Weise nach.
    Schließlich gab ich nach und verstaute das Geld sicher in den Falten meines Gewandes. Ich nahm auch den kleinen sgian dhu , den Jenny mir aufnötigte.
    »Er gehört Ian, aber er hat noch einen anderen«, sagte sie. »Steck ihn oben in den Strumpf und befestige ihn mit dem Strumpfband. Leg ihn nie ab, nicht einmal im Schlaf.«
    Sie hielt inne, doch nach einer Weile begann sie zögernd:
    »Jamie hat gesagt, es könnte sein, daß du mir vielleicht… Dinge sagst… Und er meinte, ich sollte dann genau das tun, was du sagst. Gibt es … irgend etwas, das du mir mitteilen möchtest?«
    Jamie und ich hatten über die Notwendigkeit gesprochen, Lallybroch und seine Bewohner auf die Katastrophe des kommenden Aufstandes vorzubereiten. Aber wir hatten damals geglaubt, wir hätten noch Zeit. Jetzt hatte ich keine Zeit mehr, oder gerade noch ein paar Minuten, um meiner neuen Schwester, die ich ins Herz geschlossen hatte, zu erklären, wie sie Lallybroch vor dem aufziehenden Sturm schützen konnte.
    Und nicht zum ersten Mal merkte ich, daß es sehr unangenehm ist, eine Prophetin zu sein. Ich fühlte mich Jeremia und seinen Klageliedern sehr verbunden, und mir war klar, warum Kassandra so unbeliebt gewesen war. Dennoch gab es kein Ausweichen. Auf der Kuppe eines schottischen Hügels stand ich mit flatternden Haaren und wehenden Röcken wie eine Todesfee im Herbststurm, richtete mein Gesicht zum Nachthimmel und machte mich daran, meines Amtes zu walten.
    »Bau Kartoffeln an«, sagte ich.
    Jennys Unterkiefer fiel herunter, aber sie schloß den Mund schnell wieder und nickte energisch. »Kartoffeln. Gut. Es gibt sie nur in Edinburgh, aber ich werde welche holen lassen. Wie viele?«
    »So viele wie möglich. Bisher

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