Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Ärzte in dieser unwirtlichen Gegend äußerst dünn gesät waren, gab es immer jemanden, der Hilfe brauchte.
    Während ich mit meinen Wässerchen und Salben beschäftigt war, plauderte er mit den Freunden und Verwandten meiner Patienten und ließ jeden genau wissen, welchen Weg wir einzuschlagen gedachten. Wenn es einmal ausnahmsweise niemand zu behandeln gab, dann stiegen wir trotzdem über Nacht in einer Kate oder einem Wirtshaus ab. Dort unterhielt Murtagh unsere Gastgeber mit Gesang, um auf diese Weise unser Abendessen zu verdienen; er wollte keinen Pfennig von dem Geld ausgeben, das ich bei mir trug; vielleicht würden wir es brauchen, wenn wir Jamie fanden.
    Da Murtagh sich aus Gesprächen nicht viel machte, brachte er
mir, um uns die Zeit zu vertreiben, einige seiner Lieder bei, während wir von Ort zu Ort zogen.
    »Du hast eine gute Stimme«, bemerkte er eines Tages nach einem einigermaßen erfolgreichen Versuch, mir das Lied »Die traurigen Täler von Yarrow« beizubringen. »Ungeübt, aber kräftig und echt. Du kannst es heute abend mit mir singen. In Limraigh gibt es eine kleine Schenke.«
    »Glaubst du wirklich, daß uns das weiterhilft«, fragte ich, »was wir hier tun?«
    Er rutschte im Sattel hin und her. Er war gewiß kein Reitersmann, sondern sah eher aus wie ein Affe, dem man das Reiten beigebracht hatte, aber dennoch hüpfte er am Ende des Tages frisch und behende aus dem Sattel, während ich kaum noch fähig war, meinem Pferd die Füße zusammenzubinden, bevor ich auf mein Lager fiel.
    »Ich denke doch«, antwortete er schließlich. »Früher oder später. Jeden Tag hilfst du kranken Leuten, und das wird sich herumsprechen. Genau das wollen wir. Aber vielleicht könnten wir noch mehr erreichen. Deswegen singst du heute abend. Und vielleicht…« Er zögerte, als wäre er unsicher, wie ich seinen Vorschlag aufnehmen würde.
    »Vielleicht was?«
    »Verstehst du was vom Wahrsagen?« fragte er vorsichtig. Ich verstand seine Zurückhaltung; schließlich hatte er die wüste Raserei bei der Hexenjagd in Cranesmuir miterlebt.
    Ich lächelte. »Ein wenig. Soll ich es probieren?«
    »Aye. Je mehr wir zu bieten haben, um so mehr Volk wird kommen, um uns zu sehen. Und die werden es dann weitersagen. Und irgendwann wird der Junge von uns hören, und dann werden wir ihn finden. Bist du dabei?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Wenn es uns hilft, warum nicht?«
    An diesem Abend gab ich in Limraigh mein Debüt als Sängerin und Wahrsagerin - mit nicht geringem Erfolg. Ich stellte fest, daß Mrs. Graham recht gehabt hatte - es waren die Gesichter, nicht die Hände, die einem die notwendigen Hinweise gaben.
    Unser Ruhm begann sich zu verbreiten, und innerhalb von einer Woche kamen die Leute aus den Häusern gerannt, um uns zu begrüßen, und ließen Groschen und kleine Gaben auf uns herabregnen, wenn wir wieder wegritten.

    »Wir könnten direkt etwas daraus machen«, sagte ich eines Abends, als ich die Einnahmen des Tages verstaute. »Schade, daß es kein Theater in der Nähe gibt - wir könnten eine Show daraus machen; Murtagh der Magier und Glamour-Gladys, seine Assistentin.«
    Er quittierte diese Bemerkung mit der üblichen schweigsamen Gleichgültigkeit, aber es stimmte - wir hatten wirklich Erfolg. Vielleicht deswegen, weil wir dasselbe Ziel vor Augen hatten, auch wenn wir vom Wesen her grundverschieden waren.
    Das Wetter wurde zunehmend schlechter, und wir kamen noch langsamer vorwärts. Und von Jamie keine Spur. Außerhalb von Belladrum trafen wir eines Abends, es regnete in Strömen, auf eine Gruppe waschechter Zigeuner.
    Ich blinzelte ungläubig, als ich die kleine Ansammlung bunter Wohnwagen sah, die auf einer Lichtung bei der Straße stand. Es sah genauso aus wie das Lager, das Zigeuner alljährlich in Hampstead Down aufschlugen.
    Auch die Leute waren genauso: dunkelhäutig, fröhlich, laut und offen. Eine Frau hörte uns kommen und steckte den Kopf aus dem Fenster eines Wagens. Sie musterte uns einen Augenblick und rief dann etwas. Plötzlich war der Boden unter den Bäumen voller grinsender brauner Gesichter.
    »Gib mir deinen Geldbeutel, damit ich ihn aufbewahre«, sagte Murtagh finster, während er den jungen Mann betrachtete, der auf uns zustolzierte und sich nicht im mindesten daran störte, daß der Regen sein buntes Hemd durchweichte. »Und wende niemandem den Rücken zu.«
    Ich war vorsichtig, aber wir wurden warm empfangen und sogleich zum Abendessen eingeladen. Der Eintopf roch köstlich, und

Weitere Kostenlose Bücher