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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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blitzschnell gegen die Wand, so daß er nur noch ein Bein mit einem zersplitterten Ende in der Hand hielt, eine Keule von einem halben Meter Länge.
    Die Luft in der Zelle war stickig vom Rauch der Fackeln, und außer dem Keuchen der Männer und einem gelegentlichen Aufklatschen war nichts zu hören. Ich gab keinen Laut von mir, um Jamie nicht abzulenken, zog die Füße aufs Bett und achtete darauf, den beiden nicht in die Quere zu kommen.
    Es war für mich offensichtlich - und wohl auch für den Wärter, wie die erwartungsfrohe Andeutung eines Grinsens zeigte -, daß Jamie nicht mehr lange durchhalten würde. Erstaunlich, daß er sich überhaupt auf den Füßen halten konnte und dazu noch fähig war zu kämpfen. Es war uns allen dreien klar, daß es nicht mehr lange dauern konnte; für Jamie hieß das, jetzt oder nie. Mit kurzen harten Schlägen trieb er den Mann in die Ecke, wo er nicht so gut ausholen konnte. Der hatte die Situation instinktiv erfaßt und schlug horizontal.
    Anstatt zurückzuweichen, machte Jamie einen Schritt nach vorne, so daß er an der linken Seite voll getroffen wurde, aber dafür erwischte er Marley mit aller Wucht an der Schläfe. Ich hatte wie gebannt zugesehen und nicht auf Randall geachtet, der bäuchlings in der Nähe der Tür auf dem Boden lag. Aber als der Wärter mit glasigen Augen zurücktaumelte, höre ich das Scharren von Stiefeln auf dem Steinboden, und ein Keuchen drang an mein Ohr.
    »Gut getroffen, Fraser.« Randalls Stimme war noch heiser von dem Würgegriff, aber so gelassen wie immer. »Hat dich ein paar Rippen gekostet, nicht wahr?«
    Jamie lehnte sich an die Wand und rang stockend nach Atem,
den Ellbogen in die Seite gepreßt. Die Keule hielt er immer noch in der Hand. Seine Augen maßen den Abstand zu seinem neuen Gegner.
    »Lieber nicht, Fraser«, sagte Randall leichthin. »Sie ist tot, bevor du zwei Schritte gemacht hast.« Die dünne kalte Klinge schob sich eiskalt an meinem Ohr vorbei und berührte mit der Spitze den Kiefer.
    Jamie überprüfte die Situation mit leidenschaftslosem Blick. Dann richtete er sich plötzlich auf und ließ die Keule fallen, die mit einem hohlen Krachen auf dem Boden landete. Die Messerspitze drückte sich eine Spur tiefer in meine Haut, aber Randall machte keine Bewegung, als Jamie langsam zum Tisch ging und sich mühsam bückte, um den Holzhammer aufzuheben. Er ließ ihn zwischen zwei Fingern baumeln, so daß klar war, daß er nicht angreifen wollte.
    Der Hammer fiel polternd auf den Tisch vor mir und drehte sich noch ein paarmal um seine eigene Achse. Dunkel und schwer lag das schlichte Werkzeug auf dem Eichentisch. Am unteren Ende des Tisches stand der dazugehörige Korb mit Zimmermannsnägeln, den die Tischler, die die Einrichtung gemacht hatten, wohl vergessen hatten. Mit seiner gesunden Hand umklammerte Jamie die Tischkante und ließ sich langsam, offenbar gegen große Schmerzen ankämpfend, auf einen Stuhl sinken. Er legte beide Hände flach auf die Tischplatte; der Holzhammer war in Reichweite.
    Bei diesem schmerzhaften Manöver hatten sich die beiden Männer keinen Augenblick aus den Augen gelassen. Ohne mich dabei anzuschauen, machte Jamie mit dem Kopf eine knappe Bewegung in meine Richtung und sagte: »Laß sie los.«
    Die Hand am Messer schien sich eine Spur zu entspannen. Randall klang belustigt und neugierig. »Warum sollte ich?«
    Jamie schien sich wieder völlig im Griff zu haben, obwohl er leichenblaß war und ihm der Schweiß wie Tränen übers Gesicht rann, ohne daß er davon Notiz nahm.
    »Du kannst mit einem Messer nicht gleichzeitig zwei Menschen in Schach halten. Töte die Frau oder mach einen Schritt von ihr weg, und ich bringe dich um.« Er sprach leise, aber unter der Gelassenheit war stählerne Entschlossenheit zu spüren.
    »Und warum sollte ich euch nicht beide töten, einen nach dem anderen?«

    Ich hätte den Ausdruck auf Jamies Gesicht nur deswegen ein Lächeln genannt, weil man seine Zähne sah. »Was, und der Henker soll leer ausgehen? Wäre nicht so leicht zu erklären morgen früh, oder?« Er warf einen Blick auf den bewußtlosen Fleischkloß auf dem Boden. »Du wirst dich erinnern, daß du diesen kleinen Helfer gebraucht hast und ein Stück Seil, bevor du mir die Hand gebrochen hast.«
    »Und?« Das Messer an meinem Ohr rührte sich nicht.
    »Dein Helfer wird dir für eine Weile nicht viel nützen.« Diese Tatsache war nicht zu leugnen; der massige Wärter lag auf dem Gesicht in der Ecke und röchelte.

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